Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 22. Jän 2017 · Musik

Ruhevoll zelebrierte Klangflächen und quirliges Figurenwerk – Das Symphonieorchester Vorarlberg unter der Leitung von Kevin John Edusei sowie der Klarinettist Sebastian Manz boten viel Abwechslung

Im Rahmen des dritten Abonnementkonzertes stand erstmals der viel beachtete Dirigent Kevin John Edusei am Pult des Symphonieorchesters Vorarlberg. In einem musikdramaturgisch geistreich zusammengestellten Programm setzte er flächig angelegte musikalische Klanglandschaften des Letten Peteris Vasks und des Finnen Jean Sibelius in Beziehung zum temperamentvollen ersten Klarinettenkonzert von Carl Maria von Weber. Viel Applaus erhielt der Solist Sebastian Manz für seine spritzige und gelenkige Werkdeutung dieses romantischen Bravourstückes.

Sogleich mit der „Musica dolorosa“ von Peteris Vasks kamen die Qualitäten des aufstrebenden und viel gelobten Dirigenten Kevin John Edusei zum Ausdruck. Elegant, und mit einer angenehm ausstrahlenden Ruhe modellierte er die dicht verwobenen musikalischen Linien. Er ließ den einzelnen Phrasen – wie beispielsweise den immer wiederkehrenden absinkenden Glissandi in den Violoncelli und den Violinen - Zeit zur Entfaltung und führte die Themenstränge in gut proportionierten Kulminationspunkten zusammen. Auf diese Weise entwickelte sich die innewohnende Wehmut authentisch und nicht überdramatisiert. Besonderes Augenmerk schenkten die in einer guten Balance miteinander agierenden Streicher dem Zeitfluss des Werkes, indem sie die pulsierenden Tonrepetitionen eindringlich darstellten. Intensiv gelang darüber hinaus die dynamische Perspektivenwirkung, denn das über lange Zeiträume aufgebaute Crescendo verströmte den Eindruck einer ständigen Annäherung.

Große symphonische Klangentfaltung

Dass die Musiker des SOV ein Gespür für lange sich entwickelnde Linien, groß angelegte symphonische Felder und sich aufbäumende musikalische Phrasierungsbögen haben, stellten sie schon in mehreren Werkdeutungen von Bruckner, Mahler aber auch Tschaikowsky unter Beweis. Dementsprechend formte das Orchester auch die hierzulande sehr selten zu hörende zweite Symphonie von Sibelius mit einem großen Augenmerk für die musikalischen Proportionen im Großen und solistische Details im Kleinen. Lange und klangfarbenreiche Entwicklungsprozesse durchfluteten den Raum im Feldkircher Montforthaus. Das ruhige, aber ausdrucksstarke Dirigat von Kevin John Edusei sowie der enge Kontakt zu den Orchestermusikern bewirkten eine konzentrierte Atmosphäre. Eine weite musikalische Landschaft implizierten die Musikerinnen und Musiker vor allem im zweiten Satz mit einem erdigen Fagottsolo, gut nachvollziehbaren Echowirkungen zwischen den Trompeten und Oboen und insbesondere mit Paukentremoli, die einesteils ein starkes Fundament boten und andernteils viel Dramatik ins Geschehen brachten. Pathetische Züge nahm das großflächige Finale an, das leidenschaftlich mit einer aufsteigenden Dreitongruppe, signalartigen Blechbläserfanfaren, in sich stark bewegten Klangmassen und markanten Tonwiederholungen gesteigert wurde. Das Symphonieorchester folgte Kevin John Edusei und gestaltete die auf- und abebbenden Klangmassen energiegeladen, zudem unterstrichen die zahlreichen Soli den positiven Gesamteindruck.

Hochromantisch und virtuos

Einen Gegensatz zu den symphonischen Werken bildete das Klarinettenkonzert Nr. 1 von Carl Maria von Weber. Als Solist eingeladen war der sympathische Sebastian Manz, der das bekannte Werk fantasievoll darstellte. Zuerst mussten sich der Solist und das Orchester finden, doch bald war die erste Unsicherheit überwunden und die quirligen Spielfiguren entfalteten ihre mitreißende Wirkung. Sebastian Manz musizierte mit einem gelenkigen und hellen Klarinettenton, der gute Voraussetzungen für die virtuos ausgereizten Ecksätze bot.
Das lyrische Thema im Adagio „sang“ der Solist auf seiner Klarinette. Die lichte Tongebung entfaltete sich schön, allerdings fehlte dem Toncharakter mitunter der sonore und warme Klang in den tieferen Registern. Als Höhepunkte der Werkdeutung blieben die Zwiesprache der Klarinette mit den Hörnern sowie jene Pianissimopassage in Erinnerung, in der das Hauptthema wieder eingeführt wurde.


Das Konzert wird am 5. sowie am 12. Februar im Programm von Radio Vorarlberg „Konzert am Sonntag“ wiedergegeben.