Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 19. Okt 2016 · Musik

Reise in farbenreiche Klanglandschaften – das „Collegium Instrumentale“ unter der Leitung von Guntram Simma spielte ein erfrischendes Abokonzert

Die Lustenauer Abonnementkonzerte bieten auch heimischen Orchestern ein Podium. Nach der „Sinfonietta Lustenau“, dem Symphonieorchester Vorarlberg sowie dem Kammerorchester „Arpeggione“ musizierte das „Collegium Instrumentale“ zum Abschluss der Saison. Im Mittelpunkt des Konzertabends stand der feinsinnig spielende Pianist Martin Gallez mit den „Sinfonischen Variationen für Klavier und Orchester“ von César Franck. Kompositionen von Verdi, Smetana und de Falla sowie Tänze des türkischen Komponisten Ulvi Cemal Erkin rundeten den abwechslungsreichen Konzertabend ab.

Im vergangenen Herbst hat der Pianist Martin Gallez im Rahmen des Festivals „Texte und Töne“ mit einer Uraufführung von Gerald Futscher auf sich aufmerksam gemacht. Nun spielte der vielseitige Musiker - er unterrichtet an der Musikschule Dornbirn – die selten zu hörenden "Sinfonischen Variationen für Klavier und Orchester" von César Franck. Der Klavierpart stand nur abschnittweise im Vordergrund, über weite Strecken agierte das Klavier als Partner mit dem Orchester, Themen wurden einander gegenüber gestellt und vielgestaltig variiert. Dieses Geben und Nehmen war sehr reizvoll nachzuvollziehen. Vor allem die ständigen Variationsbildungen und die harmonischen Fortschreitungen im dichten Satzgefüge lenkten die Aufmerksamkeit auf immer andere Blickwinkel und musikalische Facetten. So entwickelte sich auch ein schönes Klangfarbenspiel zwischen dem groß besetzen Orchester und dem Klavierpart. Abschnittsweise wurde der Klang getragen und leuchtete auf, dann versank er wieder im Gesamtgefüge oder entfaltete ein flächiges Fundament für die orchestralen Phrasierungsbögen.

Fein verwoben und virtuos

Martin Gallez musizierte detailreich, mit einer feinsinnigen Anschlagskultur, differenziert und bedacht auf Transparenz innerhalb des dichten Satzes und der chromatischen Tonfortschreitungen. Mit dieser Prägnanz konnte das Orchester jedoch nicht immer mithalten, sodass die Linienführungen teilweise einen etwas diffusen Eindruck hinterließen.

Türkisches Flair

Eine rhythmische Herausforderung stellten die Tänze „Köcekce“ des türkischen Komponisten Ulvi Cemal Erkin dar. Doch die Musikerinnen und Musiker bündelten ihre Energien und gaben ihr Bestes, so dass sich in den auftrumpfenden Fanfaren ein mitreißender Duktus entwickelte. Ergänzend dazu brachten ornamental verzierte Soli den Zauber orientalischer Musik in den Lustenauer Reichshofsaal. Die Darabuka spielte der allseits geschätzte Musiker Aydin Balli, der mit seinem Spiel seine musikalische Vielseitigkeit zum Ausdruck brachte.

Brodelndes Temperament

Temperamentvoll und markant stellte das „Collegium Instrumentale“ die Ouvertüre „Die Macht des Schicksals“ von Giuseppe Verdi in den Raum. Hier zeigte sich, wie gut es Guntram Simma versteht, Gegensätze auszuloten, Crescendobögen bis aufs Äußerste zu spannen, Generalpausen sehr effektvoll einzusetzen und damit eine enorme Spannung zu erzeugen. Die Musikerinnen und Musiker des „Collegiums Instrumentale“ – Guntram Simma nannte „sein“ Orchester humorvoll, das älter gewordene Jugendsinfonieorchester – folgten ihrem „Chef“ motiviert. Ebenso anregend erklangen der Fandango, die Farruca und das Finale aus Manuel de Fallas Ballett „Der Dreispitz“. Vor allem die großen Bögen und die kantigen rhythmischen Eckpfeiler kristallisierte das Orchester markant heraus.

Erzählende Musik

Besondere Freude hatten Guntram Simma und das Orchester mit der Darbietung der sinfonischen Dichtungen „Mein Vaterland“ von Bedrich Smetana. Mit einem Ratespiel wurden die Konzertbesucherinnen und –besucher amüsant in das Werk eingeführt. Zwar waren die fein sprudelnden und flächigen Bewegungsmuster nicht immer ganz ebenmäßig, aber die Intention des Werkes schälte das „Collegium Instrumentale“ mit seiner emotionalen und erfrischenden Spielart heraus. Bereichert wurde die Werkdeutung durch wunderbar zelebrierte Soli aus den Reihen der Holzbläser.