Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 30. Jul 2016 · Musik

Raum für neue Musik aus Österreich – der Wiener Concert Verein bot einen unterhaltsamen Konzertabend

„Zeitklang im Museum“ nennt der Wiener Concert Verein die beiden Konzerte, die während der Festspielzeit im vorarlberg museum gegeben werden. Jahrelang hatten die Musikerinnen und Musiker, alle sind Mitglieder der Wiener Symphoniker, im KUB Kammerkonzerte mit Werken der Gegenwart aufgeführt. Nachdem diese Reihe nicht mehr fortgesetzt worden ist, gibt es nun eine Alternative in der Nachbarschaft. Beim ersten Konzert standen Werke von Gerda Poppa und Herbert Willi sowie Helmut Schmidinger und Rainer Bischof auf dem Programm. In unterschiedlichen Besetzungen und freundschaftlicher Atmosphäre wurde dem Publikum ein mitteilsames musikalisches Erlebnis geboten. Im Mittelpunkt stand der Cellist Peter Siakala, der als Solist ein Cellokonzert von Herbert Willi interpretierte.

Den Musikern war es bei ihrem ersten Konzert im neuen Rahmen wichtig, Komponisten zu präsentieren, mit denen sie seit Jahren freundschaftliche Beziehungen pflegen. Längere Zeit war nichts mehr von dem im Montafon lebenden Komponisten Herbert Willi zu hören. Nun schenkte der Wiener Concert Verein Willis Konzert für Violoncello und Streichorchester die Aufmerksamkeit.

Klangvolles Kräftemessen

„Il Combattimento di Cecco e la sua Compagnia“ ist ein unterhaltsames Werk. In zwei Teilen stellte das Violoncello seine Vormachtstellung mit umtriebigen Motivgestalten, klaren Linien, zahlreichen Doppelgriffen und Glissandi klar. Die Wechselwirkungen zwischen irisierenden Klangfeldern und peitschenden rhythmischen Schüben stellten die Musiker markant in den Raum. Auffallend war die teilweise modale Linienführung, die der Musik eine eigene Farbe verlieh.

Peter Siakala spielte den Solopart mit einer satten Tongebung und einem großen Aufforderungscharakter. So wurden dynamisch gut ausbalancierte, kommunikative Gegenpole zwischen dem Solisten und den oftmals dominant Paroli bietenden Partnern entwickelt. Martin Kerschbaum leitete den Wiener Concert Verein ausdrucksstark und mit klarer Gestik. Überdies lockerte er mit seinen amüsanten Kommentaren die Stimmung auf.

Rainer Bischofs „Largo desolato“ spielte das Kammerorchester mit viel Bedacht auf nuancierte Klangfarbenänderungen, die sich durch die Positionierung des Bogens und des Bogendruckes ergaben. Die musikalischen Linien ließen die präsent agierenden Orchestermusiker immer wieder ins Nichts laufen, und so war der offene Schluss systematisch für den Ausdrucksgehalt der Musik, den auch der Werktitel implizierte.

Poetisches Holzbläserquintett

„Annabel Lee“ nannte Gerda Poppa das im Jahr 2011 entstandene Holzbläserquintett, das im vorarlberg museum zur Uraufführung gelangte. Bereits der Werktitel gibt einen Hinweis auf die Inspirationsquelle, denn das berühmte Gedicht von Edgar Allan Poe bildete die musikalischen Ausgangsgedanken für das Quintett. Im Hinblick auf den emotionalen Bogen ist die Musik dem berühmten Poem nachgestaltet. Die Linienführungen erklangen am Beginn und zum Schluss hin eng aneinander gelehnt, schufen in langen Tonlinien Reibungen und klangfarbenreiche Schwingungsverhältnisse. Vor allem in diesen Passagen erkannte man die Organistin Gerda Poppa, die die Stimmen wie Register miteinander kombinierte und ein- und auspendeln ließ.

Wenn man vom zugrundeliegenden Gedicht wusste - leider gab es vor der Uraufführung keinen Hinweis darauf - , war der aufgewühlte Mittelteil verständlich, der mitunter etwas konstruiert hineingestellt wirkte. Alexandra Uhlig (Flöte), Peter Schreiber (Oboe), Manuel Gangl (Klarinette), Patrick Deritis (Fagott) und Markus Obmann (Horn) interpretierten das Werk emotional und unterstrichen durch viel Vibrato den aufgewühlten Charakter der Musik.

Reizvolle Variantenbildungen

Von Helmut Schmidinger präsentierten Franz Michael Fischer (Violine), Werner Frank (Viola), Erik Ummenhofer (Violoncello) und Gerald Pachinger (Klarinette) das humorvolle Werk „Drei Kratere nur mische ich für die Vernünftigen“. Spannend waren darin die Variationen des Hauptthemas durch die einzelnen Stimmen nachvollziehbar, die in jeweils unterschiedlichen Umgebungszusammenhängen ganz eigene Ausdrucksqualitäten entfalteten. Aufhorchen ließen jene Abschnitte, in denen spezielle Spieltechniken zusätzliche Anreize boten. Einige Passagen der Klarinette nahmen im Verhältnis zu den Streicherstimmen sogar konzertartige Züge an. Allerdings hielt das Werk, wohl aufgrund der Fülle an Varianten, die Spannung nicht bis zum Schluss.

Eine humorvolle Miniatur stellte das Holzbläserquintett mit dem Werk „Sankt Magdalena“, ebenfalls von Helmut Schmidinger dar. Trotz oder gerade wegen der strikten Ordnung des Tonmaterials entfaltete die Musik einen großen Reiz.

 

Konzert-Tipp
Freitag, 5. August, vorarlberg museum, 20 Uhr
Wiener Concert Verein: Zeitklang im Museum II
Werke von Manuela Kerer, Herbert Willi und Friedrich Philipp Pesendorfer