Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Silvia Thurner · 25. Nov 2017 · Musik

Poesievolles musikalisches Staunen – beim letzten Abonnementkonzert von „Musik in der Pforte“ stand die Erinnerung an Günter Funke im Mittelpunkt

Günter Funke ist vielen im Land als Vortragender bekannt. Er war ein persönlicher Freund von Klaus Christa und bereicherte bei inspirierenden Begegnungen die Konzertreihe „Musik in der Pforte“. In Erinnerung an den im August 2016 verstorbenen Günter Funke musizierten Berit Cardas und Miriam Helms Alien (Violine), Klaus Christa (Viola) und Björg Vaernes Lewis (Violoncello) im Pförtnerhaus Feldkirch Werke von Bach und Beethoven. Michael Amann und Simon Frick setzten dem Theologen und Existenzanalytiker mit neuen Kompositionen zwei vielsagende musikalische Denkmäler. Eine Bereicherung war die Rezitation von Gotthard Bilgeri, der passende Texte des Verstorbenen sowie von R.M. Rilke und Meister Eckhart vortrug.

Klaus Christa vergab in Memoriam seines Freundes zwei Kompositionsaufträge an Michael Amann und Simon Frick und so leben Gedanken von Günter Funke auch im Zusammenwirken von Wort und Musik weiter. Der aus Rankweil stammende und in Wien lebende Komponist Michael Amann wählte für sein Werk „Botschaften eines Reisenden“ Passagen aus Gesprächsmitschnitten von Günter Funke und Klaus Christa. Mit leisen und fein schimmernden Flageoletttönen wob Michael Amann Klangräume für Violine, Viola und Violoncello, die wie Reflexionsfelder für die rezitierten Gedanken wirkten. Tremolierende Klänge und kurze Motive verliehen einigen Textpassagen eine zusätzliche Tiefe. Dem Textinhalt folgend, versinnbildlichten im kontrastierenden Mittelteil ineinander verschränkte Tonlinien die rationalen Seiten des Lebens. Doch abschließend mündete der musikalische Fluss mit den Worten „am Schluss ist alles ganz einfach, dann kommt nur noch das Staunen“ in einer sich öffnenden Phrase im pianissimo. Wort und Musik ergänzten sich in Michael Amanns sinnlicher Komposition hervorragend. Den Text bettete Gotthard Bilgeri gut artikuliert in den musikalischen Verlauf ein. Sensibel entfalteten Miriam Helms Alien (Violine), Klaus Christa (Viola) sowie Björg Vaernes Lewis (Violoncello) die musikalischen Linien.

Musik strich das Wesentliche heraus

Wie ein Lied legte Simon Frick seine Komposition „Das Land, Das Sie Das Leben Nennen“ an. Ein Gedicht von R.M. Rilke sowie ein sehr persönliches E-Mail von Günter Funke an Klaus Christa dienten ihm als Grundlage für die gefühlsbetont ausgestaltete Musik. Miriam Helms Alien (Violine) Klaus Christa (Viola) und Björg Vaernes Lewis (Violoncello) begleiteten die von Gotthard Bilgeri gesprochenen Worte zuerst mit einem lyrischen Klangband und akzentuierten den Text in weiterer Folge mit rhythmischen Patterns. Damit wurden Rilkes Gedanken im Spannungsfeld zwischen Sehnsucht und Erfüllung wirkungsvoll unterstrichen bevor ein Liegeton in Günter Funkes Brief an Klaus Christa überführte. Die lyrische Schlusspassage mit den Worten: „Und von der Wiese, auf die ich jetzt schaue, die gefüllt ist mit wunderbarem Licht, schicke ich Dir einen kleinen Sonnengesang“, verströmte eine besonders eindrückliche Wirkung.

Expressiv aufgeladen

Weil die Musik von J.S. Bach in Günter Funkes Leben eine bedeutende Rolle gespielt hat, musizierte Klaus Christa die fünfte Cellosuite in einer Bearbeitung für Viola. Zwischen die Sätze platzierte Gotthard Bilgeri Texte von Günter Funke und Meister Eckhart und schuf damit ein sehr persönlich gestaltetes Tombeau.

Eine ideale Ergänzung stellte die Werkdeutung des Streichquartetts, op. 59/2 von Ludwig van Beethoven dar, denn diese Komposition beinhaltet viele unterschiedliche Emotionen, ist bewundernswert weitsichtig angelegt, verströmt einen sakralen Charakter und führt vor allem im langsamen Satz in ätherische Klangwelten. Zerklüftete, musikalisch dicht verflochtene Linien in düsteren Harmonien stellten auf der einen Seite traurige Stimmungen und Verzweiflung dar. Diesen gegenüber standen lichte Klangpassagen, in denen die Quartettmusiker eine große Zuversicht herauskristallisierten. Berit Cardas und Miriam Helms Alien, Klaus Christa, und Björg Vaernes Lewis zogen mit ihrem emphatischen Spiel die Zuhörenden in ihren Bann und erhielten dafür herzlichen Applaus.