Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 03. Mär 2017 · Musik

Muße, dem Klangfluss zuzuhören – die Cellistin Anja Lechner und der Pianist Francois Couturier musizierten entspannt im Dornbirner Kulturhaus

Die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, wurde dem Publikum im Rahmen der Reihe „Dornbirn Klassik“ geboten. Meditativ, mit inspirierenden Dialogen und einander umgarnenden Frage- und Antwortspielen erklangen Kompositionen von wenig bekannten Komponisten aus Griechenland, Armenien und Spanien. Die Stücke von Komitas, von Georges I. Gurdjieff und Frederico Mampou sowie die Eigenkompositionen von Francois Couturier gewährten den Zuhörenden viel Freiraum für eigene Assoziationen. Improvisation und Interpretation ließ vor allem Anja Lechner feinsinnig ineinanderfließen. Die beiden Musiker setzten mit ihrem bedachten Spiel einen Klangfluss in Gang, der im Saal eine konzentrierte Atmosphäre bewirkte.

Anja Lechner und Francois Couturier haben für ihr Programm Kompositionen von drei Außenseitern zu einem durchgängigen musikalischen Kompendium zusammengefügt. Einen gemeinsamen Nenner hatten die Werke des griechisch-armenischen Komponisten Georges I. Gurdjieff, des armenischen Volksmusikforschers Komitas und des Spaniers Frederico Mampou allemal. Sie zeichneten sich durch ihre archaische Wirkung aus, die in der Volksmusik und modalen Tonsystemen sowie klaren Tonverhältnissen und eingängigen Melodien begründet lag. Francois Couturier breitete in fast allen Werken einen transparenten Klangteppich aus und entfaltete damit ein in sich ruhendes Fundament. Auf diese Weise erhielt Anja Lechner viel Gestaltungsfreiraum, den sie auf individuelle Art ausfüllte. Sie zeichnete Basslinien nach, akzentuierte die harmonischen Farben, unterstrich den Bewegungsfluss mit einer nuancierten Tongebung und belebte damit die Musik.

In einem guten Einverständnis


Im Wechselspiel zwischen Violoncello und Klavier entfalteten Francois Couturier und Anja Lechner beredte melodische Linien, die sie einander zuspielten, wiederholten, gegeneinander aufwogen oder im gemeinsamen Spiel bekräftigten. Die motivischen Veränderungen erklangen moderat, gut nachvollziehbar und wirkten nie abrupt, so dass die Musik auch impressionistische Züge annahm und wie Minimalmusic dahinfloss.

Eine Abwechslung boten die Werke von Francois Couturier, denn er schuf Werke mit einem perkussiven Touch und geräuschhaften Klängen, die Aufmerksamkeit erregten. Der musikalische Bogen entfaltete sich in einem Guss und fügte sich zu einem Ganzen zusammen. Ihrem spezifischen Charakter entsprechend, lenkten die einzelnen Werke den Blick jeweils in unterschiedliche Richtungen.

Musik ins Wohnzimmer holen


Anja Lechner und Francois Couturier musizieren sehr gut aufeinander abgestimmt, teilweise war jedoch der Klavierpart in der Klangbalance zum oft pianissimo geführten Violoncello etwas zu dominant. Wer die inspirierende Gelassenheit dieser Musik auf sich wirken lassen konnte, erlebte einen entspannenden und bilderreichen Konzertabend. Die bei ECM eingespielte CD mit dem Titel „moderato cantabile“ bringt das Programm des zweiten Abonnementkonzertes von „Dornbirn Klassik“ auch ins Wohnzimmer.