Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 15. Apr 2016 · Musik

Musik im Rückspiegel betrachtet – Thomas Heel setzte seinem Komponistenkollegen J.G. Rheinberger ein originelles Denkmal

Einen vergnüglichen Blick auf den Liechtensteiner Komponisten Joseph Gabriel Rheinberger warf das „Clarkwell Quartett“ mit Thomas Heel, Hansjörg Helbock, Patrick Haumer und Rupert Tiefenthaler im vorarlberg museum. Leider folgten der Einladung zum Vorabendkonzert nur wenige Musikinteressierte. Diejenigen, die gekommen waren, erlebten ein originelles Panoptikum an musikalischen Ideen. Die Musiker fügten sich gemeinsam mit dem Komponisten Thomas Heel zu einem gut aufeinander abgestimmten Ensemble zusammen, das manche Überraschung zu Tage förderte.

Siebenundzwanzig Kompositionen des spätromantischen Komponisten Joseph Gabriel Rheinberger lieferten Thomas Heel die Inspiration für zwölf Quartettkompositionen. Dazu wählte der in Bludenz lebende Komponist einen eigenwilligen Weg. Er machte sich musikalische Beobachtungen aus Rheinbergs Kompositionsstil, wie charakteristische Intervallsequenzen, harmonische Muster oder Melodiengestalten, für seine eigene Musik zu nutze. Selbstverständlich ist die musikalische Welt des Thomas Heel eine ganz andere als jene von Rheinberger. Deshalb haben die Clarkwell Quartette im neuen Gewand nichts mehr mit den Originalkompositionen gemeinsam.

Thomas Heel moderierte den Abend und gab Auskunft über zugrundeliegende Ausgangsgedanken. Doch damit tat er den Werken nicht ungedingt einen guten Dienst, denn es entstand der Eindruck, als ob die neuen Kompositionen einem eher akademischen Zugang erwachsen sind. Freilich kristallisierte der Höreindruck die humorvolle musikalische Gedankenwelt von Thomas Heel gut nachvollziehbar heraus. Und sie illustrierten seine Liebe zum Jazz und zum Bigbandsound. Thomas Heel (Pos., Tuba, Git. u.a.), Hansjörg Helbock (Sax., Git.), Patrick Haumer (Trp., u.a.) und Rupert Tiefenthaler (Git.) musizierten konzentriert und brachten die Stücke transparent zur Geltung.

Vielgestaltiger Ideenfundus


Einen Drive entwickelte das kurzweilige Programm durch die vielen Instrumentenwechsel und die damit verbundenen Klangfarben. So spielten alle Musiker auch Gitarre und setzten sich als Sänger in Szene. Zum Einsatz kamen auch ein rhythmusbetont eingesetztes Becken sowie eine Rahmentrommel und zwei Melodica. Die Freude an ungewöhnlichen Sounds zeigte sich unter anderem im Stück „Die Last“, in dem Patrick Haumer den Trompetentrichter direkt auf die Rahmentrommel setzte und auf diese Weise einen eigentümlich verzerrten Klang fabrizierte.

Das erste Stück trug Anklänge an die Volksmusik in sich, denn über einem Orgelpunkt der Tuba breiteten die Musiker einfache harmonische Modulationen aus. Die Aufmerksamkeit lenkte ein eingängiges Bassmotiv im Stück „Das zerbrochene Lineal“ auf sich, das die Zuhörenden in einen Bigbandsound führte. Ketten von kleinen Sekunden wirkten in „Zwischenräume“ zuerst wie eine Übung. Erst allmählich entwickelte sich eine balladenhaft angelegte Musik, die einen feinsinnigen Charme verströmte. Thomas Heels origineller Zugang kam besonders in „Grief-Groove“ zur Geltung. Zunächst führten die Musiker eine als melodisches Thema fungierende, absteigende Linie ad absurdum. Der anschließende Männergesang wirkte zwar nicht sehr brillant in der Tongebung, setzte aber wirkungsvolle Akzente und als die Stimmen in Form von rhythmischen Vokalisten eingesetzt wurden, entwickelte die Musik einen mitreißenden Drive. Aufhorchen ließ auch das Stück „Ein Dosenfischer“, in dem zwei Melodicas die Linien in fugierten Einsätzen präsentierten und das Sopransaxophon einen kraftvollen Kontrapunkt dazu setzte.