Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 11. Jän 2018 · Musik

Montforter Zwischentöne und 800 Jahre Feldkirch – Der Frühling lenkt den Blick auf den Aufbruch und die Heimkehr

Das Feldkircher Festival „Montforter Zwischentöne“ geht in die 10. Auflage und startet gleichzeitig den zweiten Dreijahreszyklus mit den künstlerischen Leitern Hans-Joachim Gögl und Folkert Uhde. Im Rahmen eines Pressegesprächs berichtete der Geschäftsführer des Montforthauses und Initiator des Festivals, Edgar Eller, vom großen Erfolg der vergangenen Saison. Ein Publikumszuwachs von 48 % gibt den künstlerischen Leitern Recht, die experimentelle Formate zwischen Kunst und Alltagskultur entwerfen, thematisieren und erlebbar machen. Im Ausblick auf das Frühlingsprogramm wurde die enge Zusammenarbeit mit der Stadt Feldkirch und deren 800 Jahrjubiläum betont und auf besondere Highlights hingewiesen.

Die Feierlichkeiten zum Stadtjubiläum werden in den kommenden Monaten den Humanismus, Grenzen sowie deren Überwindung und ein gelingendes Leben als Impuls gebende Inhalte darstellen, führte (Noch)Vizebürgermeisterin Barbara Schöbi-Fink als Einleitung zum Pressegespräch im Feldkircher Montforthaus aus. Und Hans-Joachim Gögl präzisierte seine Überlegungen zu unterschiedlichen künstlerischen Formaten, in denen der Dialog mit außergewöhnlichen Persönlichkeiten sowie mit Musik und Ausstellung in vielfältiger Weise gesucht wird. Unter anderem gibt es dazu Gelegenheit bei einem Zusammentreffen von namhaften Wissenschaflerinnen und Wissenschaftlern, die aus Feldkirch stammen und neu zugezogenen Menschen, die erst wenige Jahre in Feldkirch leben. Mit einem Augenzwinkern formulierte Hans-Joachim Gögl sodann eine – hoffentlich bald Realität werdende - utopische Idee für das Land Vorarlberg.

Aus- und Eingewanderte

Vor Jahrhunderten gab es in Feldkirch eine weithin ausstrahlende Lateinschule. Zahlreiche Gelehrte gingen daraus hervor, doch kein einziger der Absolventen blieb in Feldkirch oder kehrte wieder zurück. Eine Recherche über zeitgenössische international tätige Künstler, Experten und Wissenschaftler brachte interessante Erkenntnisse zu Tage. Zahlreiche namhafte Persönlichkeiten haben ihre Kindheit in Feldkirch verbracht. Sieben wurden nun eingeladen im Rahmen der „Montforter Zwischentöne“ von ihren Tätigkeitsfeldern zu berichten. Die Wirtschaftsforscherin Ursula F. Ott aus London ist eine Expertin für internationale Verhandlungen und Kooperationen. Otmar Bitsche entwickelt für Porsche das E-Mobil der Zukunft. Matthias Benzer arbeitet als Soziologe an der Universität Manchester, der Journalist Stefan Paravicini beobachtet die Wirtschaftspolitik von Donald Trump an der New Yorker Wallstreet, Rose Breuss ist in Linz als Choreografin und Tanzpädagogin tätig, die Sprachforscherin Vera Ahamer machte sich mit ihrem Projekt „Kinder als Dolmetscher“ einen Namen und der Astrophysiker Michel G. Breitfellner forscht im Rahmen der ESA-Mars-Mission in Madrid. Über Außen- und Innensichten der Stadt Feldkirch werden sie mit Menschen diskutieren, die erst seit einigen Jahren in Feldkirch leben.

Nicht lediglich ein einmaliges Event solle damit über die Bühne gehen, sondern darauf könnten neue Netzwerke aufgebaut werden, betonte Hans-Joachim Gögl. Auf diese Weise entstehe eine „TU Feldkirch“ – nämlich eine temporäre Universität - die vielleicht innerhalb der nächsten sieben Jahre zu einem „Nukleus“ einer Universität Feldkirch werde, gab er die Denkrichtung vor.

Stadtwahrnehmung, Licht aus, Hugo und Clubbing

Überdies findet eine sogenannte „Begehung“ der Stadt Feldkirch statt. Etwa 100 Menschen werden vom Szenografie-Experten Sven Klomp durch die Stadt geführt. Die Teilnehmenden sammeln Gegenstände, Geschichten und Bilder. Begleitet werden sie von drei Musikern, die Geräusche und Melodien sammeln, sowie drei Tänzerzinnen. Nach der Rückkehr im Montforthaus wird aus den zusammengetragenen Erfahrungen, Ideen und Artefakten eine Ausstellung aufgebaut.

Der Leitgedanke der Frühlingsausgabe lautet „aufbrechen – heimkehren“. Selbstverständlich werden dabei auch die Gegenwart und die Zukunft thematisch umkreist. Weil man im Dunkeln der Fantasie am Besten ihren freien Lauf lassen kann, bieten die „Montforter Zwischentöne“ ein Dunkelkonzert mit dem Trio „Lights out“ an. Neue und tradierte Musik wird in vollständiger Dunkelheit zu erleben sein. Dazu treten die Architektin Marie-Therese Harnoncourt-Fuchs, der Sozialwissenschafter Kontrad Hummer sowie der Professor für nachhaltige Entwicklung von Stadt und Land an der TU München, Mark Michaeli, in einen Dialog miteinander.

Zum bereits traditionellen HUGO Wettbewerb, der maßgeblich vom Freundeskreis der „Montforter Zwischentöne“ getragen wird, treten dieses Mal vier Teams aus Basel, Salzburg und Nürnberg an. Die Studierenden stellen ihre Konzertformate zur Bespielung der Villa Claudia vor und treten in einen Wettbewerb untereinander. Das Siegerteam wird seine Konzertidee im Sommer präsentieren.

Zur Programmpräsentation der Frühjahrsausgabe spielt das Bläserensemble „Freischwimmer“ mit anschließendem Clubbing mit dem DJ Leo Hermes.

Montforter Zwischentöne
2. Februar sowie 22. bis 25 Februar 2018

www.montforter-zwischentoene.at

Programm
Nur alle 800 Jahre: Gruß aus der Küche
Konzert und Clubbing
Freitag, 2. Februar 2018, 19.00 Uhr

Morgenkonzert mit Texten und Musik zur Gastfreundschaft

Donnerstag, 22. Februar 2018, 7.00 bis 8.00 Uhr morgens

HUGO. Wettbewerb vor Publikum um die beste Konzertidee

Donnerstag, 22. Februar 2018, 18.30 Uhr

Dialog für Feldkirch – Workshops
. Außenperspektiven und Innensichten zur Zukunft der Stadt

Freitag, 23. Februar 2018,16.00 Uhr

Dialog für Feldkirch – Gespräch
. Zuhören – Dialog vor Publikum

Freitag, 23. Februar 2018,20.00 Uhr ein öffentlicher Kreisdialog mit Musik

Die Entdeckung von Feldkirch
 Die Stadt wahrnehmen und ausstellen in 240 Minuten

Samstag, 24 Februar 2018, 15.00 Uhr Workshop

Lights out
 Dunkelkonzert für Musikensemble und drei Stadtvisionäre

Sonntag, 25. Februar 2018, 20.00 Uhr