Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 05. Apr 2018 · Musik

Mit zwei Tönen etwas Drittes schaffen – erster Einblick in das Opernatelier der Bregenzer Festspiele mit Alexander Moosbrugger

Einen Kompositionsauftrag für eine neue Oper, die im Rahmen der Bregenzer Festspiele 2020 uraufgeführt werden soll, hat Alexander Moosbrugger erhalten. Mit dem aus dem Bregenzerwald stammenden und in Berlin lebenden Künstler gehen die Intendantin Elisabeth Sobotka und der Dramaturg Olaf Schmitt in die zweite Auflage des erfolgreich gestarteten „Opernateliers“. In Kooperation mit dem Kunsthaus Bregenz wird die bildende Künstlerin Flaka Haliti das Opernprojekt bereichern. Viele Musikinteressierte kamen zum ersten „Einblick“ ins KUB. Neben ziemlich langen Gesprächen wurden die Zuhörenden bei den musikalischen Darbietungen eingeladen, ihre Ohren zu spitzen für die filigran und fein nuancierte Musik von Alexander Moosbrugger.

Die musikalisch breit gefächerte Ausdruckwelt von Alexander Moosbrugger kam an diesem Abend gut zur Geltung. Mit dem Hörspiel „Alignement“ für 4-Kanal Zuspielung konnten die Zuhörenden miterleben wie der Komponist, der zugleich auch Organist ist, aus historischen Quellen seine individuellen künstlerischen Bezugspunkte generiert. Dabei boten die Ultraschalllautsprecher und die hallige Akustik im Foyer des Kunsthauses beste Voraussetzungen für die Wiedergabe des Werkes. Allerdings stellte sich gleich zu Beginn auch die Frage, wie viel Bewegung im Raum und vor allem Bewegungsgeräusche des herumwandernden Publikums Alexander Moosbruggers Musik wohl verträgt.

Hörvergleiche

Einen seltenen und höchst bemerkenswerten Vergleich zwischen zwei unterschiedlichen Stimmungsmodellen wurde an diesem Abend geboten. Alexander Moosbrugger beschäftigt sich intensiv mit Intonationsmodellen. Sie bilden sozusagen die Quintessenzen seiner Kompositionen ab. Ziemlich theoretisch führten Olaf Schmitt und Alexander Moosbrugger das Publikum in diese spezifische Thematik ein. Doch mit der Darbietung des Pianisten Johannes Hämmerle wurde das Erklärte erfahrbar. Er spielte Wolfgang Amadeus Mozarts Gigue in G-Dur (KV 574) auf einem modernen Flügel in der allseits bekannten temperierten Stimmung und sodann auf einem vom vorarlberg museum zur Verfügung gestellten historischen Hammerklavier. Dieses Instrument war „¼ Komma mitteltönig“ gestimmt und machte die Strahlkraft rein gestimmter Intervalle erlebbar. Gerne hätte ich diese seltene Hörerfahrung mit weiteren Werken intensiviert.

Den Fokus auf Nuancen gelegt

Das „ensemble plus“ mit Carina Samitz (Flöte), Markus Beer (Klarinette), Christina Burchardt (Violine) und Detlef Mielke (Violoncello) interpretierte Alexander Moosbruggers Werk „Skalen, Texte, Maß“. Das im Jahr 2009 entstandene Werk bot einen guten Eindruck vom musikalischen Kosmos des Alexander Moosbrugger, der ein sehr genaues Hinhören auf feinsinnige Differenzierungen einfordert.

Gleich beim ersten „Einblick“ gab Alexander Moosbrugger bekannt, dass ihm der Roman „Hypnerotomachia Poliphili“ von Francesco Colonna aus dem Jahr 1499 als Grundlage für sein großes kompositorisches Vorhaben dienen wird. Das vielschichtige Buch kreist unter anderem um einen Traum in einem Traum sowie Eros und Liebe und bietet vielerlei Inspirationsquellen.

Die Begegnung mit Alexander Moosbrugger beim Opernatelier zeigte eindrücklich, dass er auf keine Frage nur eine Antwort gibt. Auch künstlerisch öffnet er immer neue akustische Räume, die Aufmerksamkeit und Konzentration voraussetzen. So darf man gespannt sein, wie er seine Ideen eines musiktheatralischen Werkes weiter entwickelt.