Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 19. Feb 2016 · Musik

Mit Elan die musikalische Welt in Bewegung setzen – Aaron Pilsan war „artist in residence“ beim diesjährigen „Festival Next Generation“ in Bad Ragaz

Innerhalb weniger Jahre hat sich das Schweizer Festival „Next Generation“ zu einer Kaderschmiede für aufstrebende jungen Musikerinnen und Musikern entwickelt. Der Initiator und Organisator Drazen Domjanic ermöglicht es Jugendlichen aus aller Welt, intensiv miteinander zu musizieren und in Kontakt zu kommen. Als „artist in residence“ dieser Saison erhielt der Pianist Aaron Pilsan dazu ausgiebig Gelegenheit. Zu bestaunen war er unter anderem als Kammermusikpartner in Mendelssohn-Bartholdys virtuosem Klaviersextett op. 110, das in einer erfrischenden Werkdeutung im Bernhard Simon Saal des Grand Resort Bad Ragaz zu erleben war.

Siebenundvierzig Musikerinnen und Musiker – keine und keiner älter als 26 Jahre - aus einundzwanzig verschiedenen Ländern trafen sich in Bad Ragaz, um in gediegener Atmosphäre miteinander zu musizieren. Aaron Pilsan stand in diesem Jahr gemeinsam mit dem rumänischen Cellisten Andrei Ionita im Mittelpunkt des Festivals. Das Sextett für Klavier und Streichquintett, op. 110 von Felix Mendelssohn-Bartholdy bot den Musikern gute Gelegenheit, sich in bester Spiellaune in Szene zu setzen.

Den Spaß an der Sache teilen


Aaron Pilsan gestaltete den Klavierpart souverän und mit großem Aufforderungscharakter. Marin Maras (Violine) Ting-Ru Lai und Ganna Lysenko (Viola) sowie Andrei Ionita (Violoncello) und Jura Herceg (Kontrabass) nahmen die unbeschwerte Musizierart des Pianisten auf und alle gemeinsam stellten eine Interpretation in den Raum, die die Zuhörenden begeisterte. Spritzige Artikulationen und fein abgestimmte dynamische Spielarten verwoben die Musikerinnen und Musiker mit viel Kontakt zueinander sowie einer guten Betonung der harmonischen Basis.

Konzertant geführter Klavierpart


Die Instrumentation mit zwei Bratschen und nur einer Violine verlieh dem Streicherpart eine feinsinnig dunkle Note und ließ dadurch den Klavierpart noch brillanter erstrahlen. Aaron Pilsan belebte die konzertant im Mittelpunkt stehende und mit perlenden Tongirlanden sowie sprühenden Gesten versehene Klavierstimme mit viel Spaß an kammermusikalischen Dialogen. Ein lyrisch erzählender Charakter zeichnete das Adagio aus. Sehr kommunikationsfreudig gestalteten die Musiker das Geben und Nehmen im Menuett. Ein federnder Duktus mit einer effektvollen Betonung der Basslinien zeichnete den Finalsatz aus.

Spitzfindig und energiegeladen


Im zweiten Teil musizierten Chouchane Siranossian und Sara Domjanic (Violine), Timothy Ridout und Ting-Ru Lai (Viola) sowie Andrei Ionita und Marie Spaemann (Violoncello) das berühmte Streichsextett, op. 36 von Johannes Brahms. Auch dieses Werk erklang in einer erfrischenden Interpretation, besonders beeindruckend war die ausgeglichene Klangkultur der sechs Streicher. Der ebenmäßige Gesamtklang erlaubte es, unter anderem die harmonischen Stütztöne in den Vordergrund zu stellen. Im Eröffnungssatz wurde vor allem die wellchenförmige Motivgruppe betont, die in vielerlei Gestalten innerhalb der Themenführungen präsent war. Vom ersten Cellisten Andrei Ionita ging im Scherzo der Esprit aus und auch das sinnliche Adagio wurde wesentlich vom Cello getragen. Die kontrapunktisch geführten Linien kristallisierte das Ensemble transparent heraus und die ebenmäßig verwobenen Stimmen bildeten einen wirkungsvollen Gegensatz dazu. Der galoppierende Rhythmus im Finale wurde mit viel Elan ausgedeutet. Auch dieser Satz lebte von fugierten Einsätzen und Themen, die einesteils energiegeladen verdichtet erklangen und andernteils in fein aufeinander abgestimmten, ruhenden Klangflächen gut kommuniziert wurden.