Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Silvia Thurner · 27. Sep 2013 · Musik

Mit einem durchwachsenen Programm - Applaus für das Symphonieorchester Vorarlberg und Jubel für den Hornisten Alessio Allegrini

Zum Auftakt der diesjährigen Abonnementkonzerte des Symphonieorchesters Vorarlberg stellten sich gemischte Gefühle ein. Unter anderem wurde die zweite Kammersymphonie von Arnold Schönberg offeriert, doch dieses Werk darf in den Schubladen verstauben. Ein Glücksfall war der Solist des Abends, Alessio Allegrini. Der italienische Hornist gestaltete facettenreich und mit einem berückend schönen Ton Richard Strauss’ Hornkonzert Nr. 1, Opus 11. Beethovens Siebente deuteten das Symphonieorchester Vorarlberg und Gérard Korsten engagiert. Vor allem im Finale wurden die einzelnen Teile zu einem mitreißenden Ganzen geformt.

Alessio Allegrini eilt der Ruf eines herausragenden Hornisten voraus. Alle die ihn im Festsaal des Landeskonservatoriums hörten, erlebten schon beim ersten Erklingen des Themas, dass dieser Solist eine spezielle Aussagekraft hat. Sympathisch und bescheiden agierte Allegrini, während seines Spiels wandte er sich dem Publikum zu, in den Spielpausen war er ganz Ohr beim Orchester. In allen Tonlagen ebenmäßig und entspannt musizierte er den Solopart. Auf diese Weise kamen die vielen Stimmungen des Konzertes variantenreich und poesievoll zur Geltung. Bewunderung löste vor allem das klangschöne und voluminöse Piano von Alessio Allegrini aus. Elan schöpfte die Werkdeutung überdies durch die humorvolle Spielart, mit der die virtuosen Themengestalten im Finalsatz charakterisiert wurden. Das SOV setzte neben dem Solisten vor allem im ersten Satz einige Höhepunkte. Die Stimmungsbilder erklangen plastisch ausgeformt und die melodischen Linien in den Solo- und Tuttistellen wurden aufmerksam reflektiert.

Motivisch-thematische Sackgassen


Mit seiner zweiten Kammersinfonie hat sich Arnold Schönberg über Jahre hinweg immer wieder beschäftigt. Er hatte das Werk als unvollendet beiseite gelegt und erst im amerikanischen Exil dann doch als zweisätzige Komposition publiziert. Die langwierige Entstehungsgeschichte ist der Komposition anzumerken. Schönberg hatte darin die Grenzen der Tonalität ausgelotet, indem unter anderem sequenzierte und ineinander verschobene Akkordmuster mit- und gegeneinander geführt wurden. Die OrchestermusikerInnen spielten zwar mit einer expressiven Tongebung, doch die teilweise originell formulierten Themen und Motive mündeten immer wieder in Sackgassen und die einzelnen Bewegungsmuster schienen sich sogar zu nivellieren. Trotz allen Bemühens des SOV, hinterließ die Werkdeutung einen unbefriedigenden Eindruck.

Vom Rhythmus her gedacht


Abschließend interpretierten das Symphonieorchester Vorarlberg und Gérard Korsten die siebente Symphonie von Ludwig van Beethoven. Die Neugier, in welcher Art die MusikerInnen die Werkdeutung anlegen würden, war groß. Besonders der Beginn, mit dem gemäßigten Ausgangstempo bot eine gute Grundlage zur Spannungssteigerung mit Tonrepetitionen, die beziehungsreich in punktierte rhythmische Muster transformiert wurden. Ganz auf den formbildenden Rhythmus bedacht, modellierten die Musiker vor allem die musikalischen Bewegungsmuster.

Ein wirkungsvolles Finale


Im Allegretto wirkten die tiefen Streicher zuerst etwas inhomogen und eine Stringenz zwischen den Stimmgruppen und den rhythmisch-melodischen Einheiten stellte sich nicht unmittelbar ein. Doch im dritten Satz wurde der energetische Fluss gut ausgeschöpft. Stehende Klänge setzten bei überleitenden Stellen Bezugspunkte und ergaben markant wirkende perspektivische Wechsel. Im Finalsatz begeisterte Gérard Korsten vor allem durch seine Art, im Zentrum des Geschehens die MusikerInnen mit präzisen Gesten aufzufordern und zu motivieren. So stellte das Orchester dynamisch differenziert ein fulminantes Finale in den Festsaal des Landeskonservatoriums.