"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Silvia Thurner · 08. Nov 2013 · Musik

Mit einem besonderen Gespür für das lyrische Empfinden – Die Pianistin Ivana Gavric gestaltete einen mitteilsamen Klavierabend

Auf Einladung der „Chopin Gesellschaft“ gastierte die englische Pianistin Ivana Gavric im Pförtnerhaus in Feldkirch. Zahlreiche KonzertbesucherInnen erlebten einen anregenden Abend mit Werken, die Ende des 19. Jahrhunderts beziehungsweise Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Vor allem mit den poesievollen Stücken von Edward Grieg reüssierte Ivana Gavric.

Sympathisch und unkompliziert wirkte die in Sarajewo geborene Pianistin, die 1992 nach London übersiedelte und derzeit in Zürich lebt. Sie konzertierte erstmals in Österreich, in Großbritannien jedoch findet sie bereits viel Anerkennung. Beispielsweise wurde sie vom BBC Music Magazin im Jahr 2011 als „Newcomer of the Year“ gefeiert.

Auf dem Programm standen unter anderem Kompositionen von E. Grieg, S. Rachmaninov, L. Janacek und S. Prokofiew. Die Werkauswahl spiegelte die Vorliebe für lyrische und erzählende Klavierwerke wider. Mit einer sensiblen Anschlagskultur gestaltete Ivana Gavric die Kompositionen, vor allem die dynamische Entwicklungslinien zeichnete sie feinsinnig nach.

Edward Grieg im Fokus


Dass sich die Pianistin intensiv mit Edward Griegs Klavierwerk beschäftigt hat - erst kürzlich ist eine neue CD erschienen - war auch in den Werkdeutungen zu erleben. In Griegs Sonate in e-Moll op. 7 formte die Pianistin die parallel geführten Stimmen kraftvoll aus und verwob die melodieführenden und begleitenden Linien transparent ineinander. Eine dichte Erzählstruktur belebte den langsamen Satz. Vor allem „Slaatter, op. 72, Nr. 14 mit modal gefärbten resonierenden Klangfeldern und orientalisch anmutenden Verzierungen lenkte die Aufmerksamkeit auf sich. Und der Titel des lyrischen Stückes „Schmetterling“, op. 43, Nr. 1, ebenfalls von Edward Grieg, sprach ohnehin für sich. Virtuos setzte Ivana Gavric Rachmaninows „Moment Musical“, op. 16, Nr. 4 in den Raum. Doch der Sinn, die Werke in unmittelbarer Folge, ganz ohne Pause aufeinander folgen zu lassen, hat sich mir nicht erschlossen, zumal die Werke von Edward Grieg ohnehin einen eher ähnlichen Aussagegehalt hatten.

Die Moderationen zu den einzelnen Werken machte Ivana Gavric selbst, so dass der Bann zwischen der Künstlerin am Podium und dem Publikum schnell gebrochen war. Im zweiten Teil präsentierte die mitteilsame Pianistin zwei lyrische Stücke der englischen Komponistin Cheryl Frances-Hoad mit dem Titel „Homage to Grieg“ und „Homage to Janacek“. Dem Titel entsprechend waren die eher wenig aussagekräftigen Werke als stilistische Studien oder vielleicht auch als Reflexionen über musikalische Charakteristika der beiden Komponisten zu verstehen.

Anschaulich


Janaceks Sonate „1.X.1905 – von der Straße“ ist eine Komposition, mit welcher der tschechische Komponist auf den Tod eines jungen Demonstranten reagierte. Die Gabe der Pianistin, am Klavier ereignisreich zu erzählen, kam im ersten Satz zur Geltung. Harmonische Spannungen sowie der für Janacek typische Sprachduktus verliehen dem zweiten Satz Profil, der jedoch etwas schroffer formuliert hätte werden können.

Ihre virtuose Seite kehrte Ivana Gavric mit der zweiten Sonate von Sergej Prokofiew hervor. Motorisch mit einem punktgenauen Staccato und rhythmisch exakt modellierte sie die Musik. Gewichtungen, Kraftfeldern, Beschleunigungen und Verlangsamungsprozessen verlieh sie unmittelbar nachvollziehbare Konturen.