Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 09. Feb 2015 · Musik

Mit der Klarinette gesungene Lieder und Arien – Sharon Kam, das Württembergische Kammerorchester Heilbronn und Ruben Gazarian bescherten dem Publikum ein klangschwelgerisches Meisterkonzert

Die international gefeierte Klarinettistin Sharon Kam hat ihre Begeisterung für die Oper in ein maßgeschneidertes Konzertprogramm für Klarinette und Orchester gegossen. Gemeinsam mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn, unter der Leitung von Ruben Gazarian, widmete sie sich im Rahmen der Bregenzer Meisterkonzerte dem italienischen Belcanto. Auf ihrer Klarinette „sang“ sie Lieder und Arien von Rossini, Verdi, Puccini sowie Wolf-Ferrari. Das Orchester entpuppte sich als gleichgesinnter Partner. Dem begeisterten Publikum wurde Unterhaltung auf höchstem musikalischen Niveau geboten, allerdings wirkte die Werkauswahl, über den gesamten Abend betrachtet, etwas einförmig.

Die Klarinettistin Sharon Kam ist eine besondere Erscheinung. Wenn sie mit ihrem Instrument zum Spiel ansetzt, bilden beide eine Einheit. Ganz ohne Nebengeräusche fließt ihr Atem ins Instrument und verwandelt sich in makellose Tonqualitäten. Wie selbstverständlich wirkt ihre ausgefeilte Spieltechnik, motivisch-thematische Inhalte erklingen detailreich nuanciert und mit vielgestaltigen Artikulationen ausgeformt. Sharon Kam ist eine temperamentvolle Musikerin, das war auch bei ihrem Auftritt im Bregenzer Festspielhaus eindrücklich zu erleben. Ihr Spiel wurde von einer ausgeprägten Mimik und Gestik unterstrichen. Vor allem in der emotionsgeladenen Musik von Gioachino Rossini kam auch die theatralische Note der Musikerin zur Geltung. Das Finale „Nacqui all’affano“ aus „La Cenerentola“ sowie die Arie „Del periglio al fero aspetto“ aus der frühen Oper „Maometto secondo“ erklangen plastisch modelliert. Sie spielte die vielfachen Verzierungen mit einer bewundernswerten Natürlichkeit und artikulierte Spitzentöne mit der größten Selbstverständlichkeit.

Auf die Solistin zugeschnittene Bearbeitungen


Einen anderen Charakter verströmten die Lieder von Guiseppe Verdi und Giacomo Puccini. Diese formte die Musikerin mit viel Poesie und Ausdruckskraft aus und ihr Spiel nahm wirklich die Qualitäten einer Singstimme an. In diesen Werken war auch am deutlichsten zu spüren, dass alle an diesem Abend dargebotenen Kompositionen Bearbeitungen darstellten. Andreas Tarkmann hat hervorragende Arbeit geleistet und die originalen Werke ganz für die Zwecke von Sharon Kam zugeschnitten. Dennoch weckten gerade die Darbietungen der Lieder die Lust auf die Originale.

Musiktheatralische Momente auskosten


In der musikalischen Szene „Paolo e Virginia“ von Amilcare Ponchielli musizierte der Konzertmeister Zohar Lerner an der Seite von Sharon Kam. Unterhaltsam und sympathisch traten sie miteinander in einen Dialog, der viel Spielraum für die eigene Fantasie öffnete. Die beiden umgarnten einander kokett und mit einer guten Portion theatralischem Schmelz. So konnte man ein mitteilsames kleines „dramma per musica“ erleben. Ebenso plastisch wirkte Ermanno Wolf-Ferraris „Suite für Klarinette und Kammerorchester“, die aus drei unterschiedlichen Opern zusammengestellt war. Schön eingebettet erklang die melodische Linie im Intermezzo, humorvoll trat in der Serenata die Solistin in einen Wettstreit mit ihren Orchesterkollegen und ihr Temperament konnte die quirlige Klarinettistin im virtuos ausgestalteten „Danza napolitana“ ausleben.

In einem guten Kontakt miteinander


Das gesamte Programm spielte Sharon Kam auswendig. Dadurch wirkte sie direkt und authentisch auf das Publikum und war in einem guten Kontakt mit dem Dirigenten und den Orchestermusikern. Ausgezeichnet und mit viel Liebe zum Detail musizierte das Württembergische Kammerorchester Heilbronn unter der Leitung von Ruben Gazarian. Doch die Musiker überzeugten nicht nur als Begleitorchester, das die Solistin auf Händen trug. Die Ouvertüre „Il signor Bruschino“ von Gioachino Rossini, Glucks „Tanz der Furien“ und Giacomo Puccinis Elegie „I Crisantemi“ spielte das Kammerorchester mit einem schön austarierten Gesamtklang sowie einem guten Wechselspiel zwischen den Streichern und den Holzbläsern. Sympathisch wirkte die schwungvolle und ausgeprägte Gestik des Dirigenten Ruben Gazarian.