Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 03. Jul 2015 · Musik

Missachtung und Achtung der Menschenwürde – Klaus Christa und Musikerkollegen aus Südafrika widmeten sich im Rahmen eines eindrücklichen Themenkonzertes dem weiten Feld des „Frieden ... schaffens“

„Streiten – zum Glück Konflikt?!“ steht an diesem Wochenende in Feldkirch im Mittelpunkt der Montforter Zwischentöne. Die exklusiv für das Festival geschaffenen Konzertformate bieten ein breites Spektrum der Auseinandersetzung. Klaus Christa packte das brennend aktuelle Thema politischer Diskriminierung und Kontroversen von hinten an und stellte zusammen mit den Musikerkolleginnen und –kollegen aus Südafrika die Apartheid und den Prozess des Friedenschaffens in den Blickpunkt. In einer berührenden Performance widmeten sich Musiker aus europäischen und afrikanischen Kulturkreisen der Vergangenheitsbewältigung und fanden schließlich zum lange ersehnten „Ubuntu“, dem auf Emotion und Zwischenmenschlichkeit beruhenden Lebensgefühl.

Männer und Frauen erlebten das Konzert getrennt, denn die Eingangsbereiche und das Auditorium waren streng in zwei Einheiten getrennt. Der „Trennung“ war auch der erste Abschnitt des dichten Konzertabends im Saal des Montforthauses gewidmet. Solo eröffnete der Saxophonist Tshepo Tsotetsi den Abend und das Vokalensemble „pforte Vokal“ sang Lieder aus der Zeit der Apartheid. Vor allem die Schlichtheit der Lieder und Wechselgesänge unterstrich die Wirkung der bedrückenden Erkenntnis, wie die Überheblichkeit der einen andere systematisch erniedrigt und quält. In Videos sowie Texten von Chris van Wyk, Rethabile Masilo und Desmond Tutu kamen diese Grausamkeiten auch zur Sprache.

Frage- und Antwort


Den zweiten Teil prägte die südafrikanische Jazzcombo „New Skool Sextett“ mit Tshepo Tsotetsi, Musawenkosi Mdluli, Pule Mpeke, Lebogang Lwedabwa, Sibusiso Sibanvoni und Thabang Sithole. Unter dem Leitgedanken „Frieden schaffen“ erklang unter anderem „Reconciliation“ des schwedischen Komponisten Anders Paulsson. Zur weich fließenden Musik spielte die Posaune, wirkungsvoll den Raum miteinbeziehend, von hinten und entwickelte auf diese Weise eine Art Frage- und Antwortspiel mit dem Saxophon. Das Ende der Apartheid in Südafrika markierten die Sänger und Musiker unter anderem mit „Nkosi sikelel’i Afrika“, ursprünglich ein Lied der Apartheid, das später den Stellenwert einer Nationalhymne einnahm.

In diesen Abschnitt waren sehr viele Textpassagen einbezogen. Am meisten beeindruckten die Interviewausschnitte mit Nelson Mandela, denn sie offenbarten aufs Neue die inspirierende Kraft, die seiner Idee von Freiheit zugrunde gelegen ist .

Südafrikanisches Lebensgefühl


Den dritten Teil widmeten die Musiker dem „Raum der Empfindungen“. Innerhalb des Programmes wirkte das Streichsextett, op. 18 von Johannes Brahms zuerst etwas befremdend. Doch bald zeigte sich, dass die Melodiefülle dieses Werkes gut mit den weit schwingenden, melodischen Bögen des vorigen Teils korrespondierten. So gesehen war die Satzfolge mit dem trüben Andante und der strahlenden Apotheose im Finale auch eine musikalische Versinnbildlichung des gesamten Abends.

Abschließend spielten, trommelten und tanzten alle Mitwirkenden „Thula Sizwe“ und zelebrierten endlich das lang ersehnte „Ubuntu“, ein Zeichen der afrikanischen Lebensphilosophie. Auch das Publikum hielt es nicht mehr auf den Sitzen, mit standing ovations dankten die Zuhörenden.

Großartiges Engagement


Alle Mitwirkenden – Profis und Studierende – strahlten eine große Begeisterung und Freude aus. Für die großteils jugendlichen Musiker [Rudens Turku, Bonolo Kgaile (Vl), Klaus Christa, Mookho Rankhala (Va), Mathias Johansen, Reginald Teys (Vc), Syolise Nyodo (Kb)] sowie Tshepo Tsotetsi (Sax) und Zuko Samela (Va, Conga) bedeutete das Konzept mitunter auch eine Art Vergangenheitsbewältigung. Klaus Christa, Bratschist und Pädagoge am Vorarlberger Landeskonservatorium, hat alle Mitwirkenden zusammengeführt und die Konzertidee entwickelt. Für sein Engagement in den Slums von Bloemfontein und das „Bochabela String Orchestra“ aus Südafrika wird er viel beachtet und geschätzt. Nicht zuletzt mit Blick auf die aktuelle weltpolitische Lage hinterließ die positiv entwickelte Performance auch Hoffnung.