„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Silvia Thurner · 20. Jun 2018 · Musik

Marcus Nigsch erhält den Kompositionspreis des Landes Vorarlberg 2018

Der mit 7000 Euro dotierte Kompositionspreis des Landes Vorarlberg wird alle zwei Jahre vergeben. Die erweiterte Kunstkommission „Musik“ hat im Rahmen eines Nominierungsverfahrens Marcus Nigsch den diesjährigen Kompositionspreis einstimmig zugesprochen. Besonders die ideenreiche und allgemein verständliche musikalische Sprache des in Feldkirch lebenden Komponisten wurde als herausragendes künstlerisches Wesensmerkmal hervorgehoben. Marcus Nigsch ist in verschiedenen musikalischen Genres sehr erfolgreich. Für Werner Bootes Dokumentarfilm „The Green Lie“ schuf er die Filmmusik. Vor wenigen Tagen brachte das Ensemble „Die Schurken“ in der Philharmonie Luxemburg vier neue Kompositionen mit großer Resonanz zur Uraufführung.

Marcus Nigsch hat eine interessante Künstlerbiografie. Internationale Anerkennung fand er als Popsänger im Jahr 2000 mit seiner Hitsingle „One to Make Her Happy“. Nach erfolgreichen Jahren in diesem Business konnte sich der Individualist jedoch mit den Machenschaften der Pop-Industrie nicht mehr identifizieren und er vollzog einen bemerkenswerten musikalischen Stilwandel. Dies kündigte sich mit dem unter dem Namen „Geordie Gill“ veröffentlichten Album „Untimely Adventures“ an. Mit dieser Musik ließ er aufhorchen, denn darin vermischte Marcus Nigsch altenglisches Liedgut mit neoklassizistischen Arrangements. Überdies ging er seinem Interesse und seiner Leidenschaft für die Barockmusik nach, indem er an der Hochschule in Zürich Kontrapunkt studierte. Daran schloss er ein Kompositionsstudium bei Herbert Willi am Vorarlberger Landeskonservatorium an, das er 2016 abschloss.

Verbindungslinien schaffen

Auffällige Parallelen sieht Marcus Nigsch zwischen der Popularmusik und der Barockmusik, die seine kompositorische Arbeit maßgeblich mit bestimmt. Die Freude am Manierismus, die Harmonie sowie die Rhythmik sind bedeutende Wesensmerkmale seiner Musik. „Das Ein- und Aussteigen von der Tonalität in die Atonalität hinein und umgekehrt interessieren mich. Im Vordergrund steht der Fluss in der Musik“, erklärt er. In seinen Werken kommen zudem seine große Repertoirekenntnis und die Freude am Suchen, Finden und Schaffen von musikalischen Verbindungslinien zum Ausdruck.

Musiktheater, Film-, Orchester- und Kammermusik

Für das Vorarlberger Landestheater hat Marcus Nigsch bereits zwei Bühnenmusiken komponiert. Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Freilichtproduktion „Das große Welttheater“ von Pedro Calderón de la Barca.
Marcus Nigsch ist hauptsächlich als Filmkomponist tätig. Der Soundtrack zum Film „Die Mamba“ des deutsch-iranischen Regisseurs Ali Samadi Ahadi war 2015 für den österreichischen Filmpreis nominiert. Die Filmmusiken für Werner Bootes „Alles unter Kontrolle“, „Der Blunzenkönig“ mit Karl Merkatz in der Titelrolle und die Dokumentation „Abendland im Morgenland“ mit Josef Hader sind unmittelbar danach entstanden.
„The Green Lie“ wurde 2018 bei der Berlinale uraufgeführt. Er freue sich sehr für Boote, sagt Nigsch in einem ORF Interview, „weil ich genau weiß, wie viel Herzblut, wie viele intensive Arbeitsstunden da drinstecken, wie viele Zweifel, wie viel Emotion, wie viel Hirnschmalz.“ Diese Worte gelten in gleichem Maße für Marcus Nigschs eigenes Schaffen.
Viel Anerkennung fand er für sein Akkordeonkonzert „Leptir“, das er im Auftrag des Symphonieorchesters Vorarlberg komponiert hat. Mit Goran Kovacevic als Solisten kam die sensibel ausgestaltete Musik im Herbst 2017 im Rahmen des Festivals „Texte und Töne“ zur Uraufführung. Tangos, die wie imaginierte Filme komponiert sind, schuf Marcus Nigsch für das „Quinteto del arco nuevo“. Das aktuelle Projekt „Paris, Paris“ des Ensembles „Die Schurken“ bereichert er mit vier neuen Werken, die Mitte Juni in der Philharmonie Luxemburg vorgestellt worden sind.


Weitere Informationen und Soundtracks: 
www.musikdokumentation-vorarlberg.at