Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 25. Jun 2016 · Musik

Lustvoll über den Tellerrand hinaus gespielt – Das Ensemble „Amarcord Wien“ bescherte dem Publikum ein musikalisch bilderreiches Konzert

Das dritte Konzert der neuen Abo-Reihe „Klassik am Bach“ in Götzis prägte das Ensemble „Amacord Wien“ mit seinem unvergleichlichen Charme. Die vier Musiker Sebastian Gürtler (Violine), Michael Wiliams (Cello), Gerhard Muthspiel (Kontrabass) und Tommaso Huber (Akkordeon) widmeten sich Werken von Modest Mussorgsky, Erik Satie und Claude Debussy und boten damit beste Unterhaltung. Gespickt mit Humor und einer unbändigen Freude an musikalischer und spieltechnischer Raffinesse wurden „Die Bilder einer Ausstellung“ in den Raum gestellt. Dann führten die Musiker das begeisterte Publikum mit Bekanntem und Unbekanntem von Erik Satie in einen Pariser Club am Beginn des 20. Jahrhunderts.

Modest Mussorgsky hat sein berühmtes Werk „Bilder einer Ausstellung“ für Klavier komponiert, doch zahlreiche Bearbeitungen für Orchester und andere Besetzungen sind bekannt. Die vier Musiker des Ensembles „Amacord“ schrieben sich ihre eigene Version auf den Leib. Detailreich, plastisch und (klang)farbenfroh imaginierten sie mit ihrer Bearbeitung die Bilder von Viktor Hartmann, die Mussorgsky in Musik gefasst hatte.

Musik und Malerei par excellence


Mit einem orchestralen Klang eröffnete „Amarcord“ das Werk, hervorragend verschmolzen die Zungenstimmen des Akkordeons mit den Streicherklängen. Die „musikalische Bildergalerie“ entfaltete sich mit zahlreichen spieltechnischen Kniffen, Geräuschen, Perkussion auf den Saiten der tiefen Streicher sowie Flageoletts. So trat beispielsweise beim „Alten Schloss“ tatsächlich ein trommelnder Troubador vor das innere Auge der Zuhörenden. Die spielenden und sich streitenden Kinder erhielten durch das motivische Ping-Pong Spiel eine gut nachvollziehbare Gestalt. Einen Höhepunkt stellten die kreisende harmonische Folge und die musikalisch eindrucksvoll ausgestaltete Schwere im „Ochsenkarren“ dar. Das Fiepen und Quieken der Küken, imaginiert mit stechend scharfen Staccato-Sekundschritten und Trillermotiven, sprach Bände. Weiters kam das Ungleichgewicht zwischen Samuel Goldenberg und Schmuyle eindringlich zur Geltung. Einen großen Raum öffneten die Musiker in den „Katakomben“, die vor allem durch das Akkordeon einen erdigen Klangcharakter annahmen und mit stehenden Klängen eine sakrale Wirkung entfalteten. Fast mystisch fegte „Baba Jaga“ daher und mit viel Bewegung und großer Geste stellte „Amacord“ schließlich das „große Tor von Kiew“ dar.

Erik Satie ins Licht gerückt


Auch im zweiten Konzertteil begeisterte die farben- und detailreiche Spielart des Quartetts. Die durchdachten Arrangements lenkten die Hörrichtung und beleuchteten raffinierte kompositorische Einfälle in den Kompositionen von Erik Satie. So kamen unter anderem in Gnossienne 5 die farbenreiche Harmonik und Leichtigkeit der Musik gut zum Ausdruck. Einen Höhepunkt bildeten die Formen, Schnitte und markanten Gegensätze in „Ogive“. „Pour Sortir“ faszinierte durch die feinsinnige Fingerperkussion und die Freude an ungewöhnlichen Klängen.

„Je te veux“ war eine amüsante Darstellung einer Beziehung mit einem romantischen Beginn und einem „vertrackten“ Ende, bis schließlich die Musiker zu einem Bild erstarrten. Zur Einleitung von Debussys „Golliwogg’s Cake-Walk“ pfiffen die Musiker ganz unvermittelt das Thema „Ach wie so trügerisch ...“ und legten damit eine amüsante Fährte. Abschließend führten Sebastian Gürtler, Michael Wiliams, Gerhard Muthspiel und Tommaso Huber die Gnossienne 3, aufbauend auf dem harmonischen Gerüst von Satie, in einen mitreißenden Gipsysound und das Publikum ging begeistert mit.

Tipp
Klassik am Bach, Konzert 4
Sonntag, 7.August 2016, 11 Uhr, AMBACH, Großer Saal - Matinee
International Regions Symphony Orchestra
Sebastian Tewinkel – Dirigent
Maximilian Hornung - Violoncello
Programm
Edouard Lalo: Cellokonzert d-moll
Hector Berlioz: Symphonie fantastique