Uraufführung des Stückes „Stromberger oder Bilder von allem“ im Vorarlberger Landestheater (Foto: Anja Köhler)
Silvia Thurner · 24. Sep 2018 · Musik

Licht und Farben in vielgestaltiger Vokal- und Instrumentalmusik – Das Vokalensemble Ottava Rima und das Trio Concertante begeisterten in der Basilika Rankweil

Ein Markenzeichen der Basilikakonzerte in Rankweil sind ausgesuchte und gut durchdachte Konzertprogramme, gestaltet von vorwiegend aus Vorarlberg stammenden Musikerinnen und Musikern sowie Sängerinnen und Sängern. Unter dem Leitgedanken „Northern lights“ präsentierte das Vokalensemble Ottava Rima Vokalwerke von zeitgenössischen skandinavischen Komponistinnen und Komponisten. Ergänzend dazu bereicherte das Trio Concertante - Simone Bösch (Flöte), Thomas Dünser (Violoncello) und Julia Scheier (Harfe) - das abwechslungsreiche Programm. Alle Werkdeutungen verströmten einem großen Gestaltungswillen und zogen das Publikum in der bis auf den letzten Platz gefüllten Basilika in ihren Bann.

Das Vokalensemble Ottava Rima mit Bernadette Oberscheider und Michaela Steger (Sopran), Ursula Gantner-Moldaschl und Heike Bösch (Alt), Oliver Moldaschl und Herbert Motter (Tenor) sowie Uwe Grabher und Sigurd Flora (Bass) hatten sich für dieses Konzertprogramm sehr viel vorgenommen, denn sie widmeten sich vorwiegend zeitgenössischen Werken aus dem baltischen Raum sowie aus England und Amerika. Es ist bekannt, dass sich in Estland und Lettland eine unglaublich aktive Komponistenszene, insbesondere im Bereich des Chorgesanges etabliert hat, die ganz eigene musikalische Impulse setzt. Die tiefsinnig gesetzten Kompositionen mit zahlreichen Tonballungen, modalen Harmonien und vielschichtigem melodischem Gewebe entfaltete das Vokalensemble mit großer Konzentration und klarer Diktion.

In Balance miteinander

Das hohe Niveau des Vokalensembles kam in zahlreichen Werkdeutungen zur Geltung. Nachdem sich die Sängerinnen und Sänger gefunden hatten, lenkte das „Sanctus“ von Jaanus Nurmoja die Aufmerksamkeit auf sich. Sogleich mit Andris Vecumnieks „Agnus Dei“ kristallisierte sich ein erster Höhepunkt heraus. Ausgehend von gregorianischen Gesängen modellierte das Vokalensemble in diesem anspruchsvollen Werk eine Steigerung hin zum „miserere nobis“.
Den romantisch fließenden Duktus in „Stemning“ von Wilhelm Peterson-Berger kostete das Ensemble voll aus. In diesem und einigen anderen Werkdeutungen zeigte sich, dass dem Ensemble vor allem dynamisch fließende, ineinander verwobene Stimmenverläufe besonders liegen, dies war auch im „Ave Maria II“ von Rihards Dubra, im „Ave Maria“ von Philip Stopford sowie im Lied „A Small Person’s Evening Prayer“ von Renate Stivrina erlebbar. Besondere Aufmerksamkeit erregte Mia Makaroffs „Were You There“ mit polyphon gesetzten Linien sowie abwechselnd in den Vordergrund tretenden Stimmenverläufen. Auf Kontraste setzte das Werk „Northern Lights“ von Ola Gjeilo mit modalen Wechselgesängen sowie ineinander fließende Klangflächen.
In manchen Werkdeutungen machten sich auch die Grenzen des Vokalensembles bemerkbar, wenn beispielsweise die Intonation in Tonschichtungen und Akkordballungen unsicher und der Stimmenausgleich eher unausgewogen wirkten.

Hervorragendes Trio Concertante

Einen wesentlichen Anteil am abgerundeten und zugleich abwechslungsreichen Konzertprogramm hatte das hervorragend musizierende Trio Concertante. Feinsinnig musizierten Julia Scheier an der Harfe und Thomas Dünser am Violoncello Arvo Pärts „Spiegel im Spiegel“ und öffneten damit die Ohren für die nuancierte Musizierhaltung. Zum Motto passend erklangen auch das Chanson de Matin sowie das Chanson de Nuit von Edward Elgar. Besonders in diesem Stück lenkte der warme, nie forciert klingende Flötenton von Simone Bösch die Aufmerksamkeit auf sich. Die in einen schönen Dialog zu den zeitgenössischen Kompositionen tretenden Solostücke des Renaissancekomponisten John Dowland spielte Julia Scheier auf einem historischen Instrument und verlieh damit den Werken eine ganz besondere Note. Im Zusammenwirken mit dem Vokalensemble unterstrich das Trio die Aussagegehalte der Chorsätze und trat in eine anregende musikalische Korrespondenz mit den Sängerinnen und Sängern.