Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 17. Sep 2018 · Musik

Leerstellen mit Kunst füllen – Die Montforter Zwischentöne widmen sich im November dem Schweigen, der Stille und dem Dazwischen

Die Montforter Zwischentöne gehen im November in die 12. Auflage und in den dritten Teil des Jahreszyklus. Während das Frühjahr unter dem Leitgedanken „aufbrechen“ ausgetragen wurde und im Sommer das „Begehren“ im Mittelpunkt stand, stellten die künstlerischen Leiter Hans-Joachim Gögl und Folkert Uhde das aktuelle Programm zum Themenkreis „Schweigen“ zusammen. Die Stille und die Leere sowie der Zwischenraum treten mit Bachs „Kunst der Fuge“, improvisierter Musik, Tanz, Fotografie und Illustration an zwei Novemberwochenenden in einen Dialog miteinander. Zum Herbstschwerpunkt verwandelt Juri Troy die Kapelle des Vorarlberger Landeskonservatoriums in eine Bühnenskulptur.

Hans-Joachim Gögl und Folkert Uhde legen in den aktuellen Programmen den Fokus mit Fotografie auf „gefrorene Augenblicke“ und dehnen mit einer theatralischen Performance die bildende Kunst in eine zeitliche Dimension. Dazu baten die künstlerischen Leiter die Fotografinnen Karin Nussbaumer und Petra Rainer sowie die Fotografen Georg Alfare, Sepp Dreissinger, Gerhard, Klocker, Marcel Mayer und Nikolaus Walter, Bildergeschichten zum Schweigen zu formulieren. Den Live-Soundtrack bei der Präsentation liefern Huw Warren am Klavier, Lisa Hofmaninger am Saxofon und Peter Herbert am Kontrabass.
Das zeitgleich stattfindende Festival „Potentiale“ und ausgewählte Stücke des Bregenzerwälder Wettbewerbs „Handwerk + Form“ ergänzen das Konzert für sieben Fotokünstler.
Wie Bilder in Bewegung versetzt werden können, zeigt die Tanzperformance „Silent Confrontation“ mit dem Kollektiv laborgras, in der Choreografie von Renate Graziadei. Sie kristallisiert aus unbewegten Gemälden lebende Szenen und transformiert sie tänzerisch in die Gegenwart.

Systemische Betrachtung

Vom „Prensencing Institute“, einer Aktionsforschungsplattform an der Schnittstelle von Wissenschaft, Bewusstsein und sozialen Veränderungen, ließ sich Hans-Joachim Gögl inspirieren. In der „Ambulanz für unlösbare Aufgaben“ stellt das Vorarlberg Ensemble für Improvisationskunst „Spodium“ gesellschaftliche Konfliktfelder szenisch und musikalisch dar. Und diese werden im Sinne der systemischen Familienaufstellung von Kriemhild Büchel-Kapeller, Johannes Huber und Christian Hörl kommentiert. Das Publikum darf aus drei Themenkreisen gesellschaftlicher Herausforderungen in Vorarlberg auswählen, wie etwa „die gemeinsame Gestaltung vermeintlicher Widersprüche zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Naturschutz, zwischen Zuwanderung und miteinander leben oder zwischen der Grundstückspreisentwicklung und leistbarem Wohnen“.
„Aus dem Nichts“ lautet der Titel einer Performance, bei der der Salzburger Illustrator Francesco Ciccolella in einen Dialog mit drei Musikern des Berliner „STEGREIF.orchesters“ tritt.

Themenführungen räumlich darstellen

Um Bachs Meisterwerk „Die Kunst der Fuge“ ranken sich viele Geschichten. Das gigantische Werk blieb unvollendet und Berichte erzählen, dass Bach direkt bei der Arbeit vom Tod überrascht und verstorben sei. Heute ist es kaum vorstellbar, dass die „Kunst der Fuge“ zuerst wenig Beachtung gefunden hat. Vorerst war mit dem Werk auch nur daran gedacht, Komponisten, die sich für die Komposition von Fugen interessieren, anzusprechen.
Im Feldkircher Dom macht Folkert Uhde mit einer Konzertinstallation die Themenführungen der Fugen und Kanons erlebbar. Zum gemeinsamen Musizieren finden sich das Saxophonquartett „Signum“, der Organist Johannes Hämmerle und Studierende des Landeskonservatoriums unter der Leitung von Benjamin Lack ein. Die drei „Stimmgruppen“ werden im Dom an unterschiedlichen Stellen postiert, so dass die musikalischen Linienführungen auch in den unterschiedlichen Klangfarben sowie in räumlicher Distanz nachvollziehbar werden.
Drei Meditationen am Sonntagmorgen sowie ein Frühstück im Schweigen runden das Programm ab.

Monforter Zwischentöne
8.-10. November sowie 16.-18. November 2018
www.montforter-zwischentoene.at