Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Silvia Thurner · 01. Mär 2018 · Musik

Kraftstrotzendes Orchester, sensibler Solist – Daniel Raiskin, die „NFM Wroclaw Philharmonic“ und der Cellist Andrei Ionut Ionița boten vielgestaltige Werkdeutungen

Das dritte Konzert der Aboreihe „Dornbirn Klassik“ ermöglichte die Begegnung mit der „NFM Wroclaw Philharmonic“. Unter der Leitung von Daniel Raiskin hinterließ das Orchester aus Polen mit der „Euryanthe-Ouvertüre“ von Carl Maria von Weber sowie Beethovens 5. Symphonie einen ausgezeichneten Eindruck. Im Mittelpunkt des Abends stand der 23-jährige rumänische Cellist Andrei Ionut Ionița. Er entfaltete das berühmte a-Moll Konzert von Robert Schumann ideenreich und empfindsam, obwohl ihm das Orchester eher wenig Gestaltungsspielraum gewährte.

Die „Euryanthe“ Ouvertüre von Carl Maria von Weber ist ein beliebter Konzert-Opener. Dieses Werk beinhaltet alles, womit sich ein Orchester gut in Szene setzen kann. Diese Gelegenheit nutzte das Symphonieorchester aus Breslau in vollen Zügen. Straff artikulierten die Musikerinnen und Musiker die Eingangspassage, ganz dem Untertitel „con fuoco“ folgend. Transparent geschichtete Abschnitte mit schnellen Bewegungsmustern und harmonischen Akkordstützen in gut ausgeloteten Instrumentalfarben unterstrichen die Dramatik des Werkes hervorragend.

Nuanciert entfaltete Farben

Andrei Ionut Ionița hat seine internationale Karriere bereits sehr erfolgreich gestartet. Deshalb war die Erwartung groß, in welcher Art er das berühmte a-Moll Konzert von Robert Schumann gestalten wird. Wie geschaffen für den Solopart genau dieses Konzertes war der lyrische Ton des Cellisten, der auf einem edlen Instrument von „Giovanni Battista Rogeri, Brescia 1671“ musizierte. Die Registerwechsel und die damit nuanciert erklingenden Farben setzte Andrei Ionut Ionița sensibel in Szene. In virtuosen Läufen ließen die prägnanten Striche aufhorchen, gleichzeitig entwickelte sich der spezifisch sonore Klangcharakter wunderbar. Jedoch gestaltete sich das Zusammenspiel mit dem Orchester abschnittweise nicht ideal, weil die Musikerinnen und Musiker dem Solisten zu wenig Entfaltungsspielraum gewährten. Der eher kammermusikalisch agierende Cellist und der kraftvolle Tuttiklang des Orchesters verströmten unterschiedliche Charaktereigenschaften.

Durch die kernige und aufgeweckte Musizierhaltung verliehen Daniel Raiskin und das Orchester der 5. Symphonie von Ludwig van Beethoven ein markantes Profil. Als treibende Kraft entwickelte sich im Eröffnungssatz eine innere Unruhe, die einesteils dramatisch, andernteils jedoch auch etwas hastig wirkte. Stetig und spannungsgeladen steigerten die Musikerinnen und Musiker den musikalischen Fluss bis zum strahlenden Finale. Aufhorchen ließ neben zahlreichen anregend gestalteten Passagen besonders der Schluss des Andante con moto. Zudem lenkte in den fanfarenartigen Aufhellungen die Strahlkraft der Blechbläser die Aufmerksamkeit auf sich.

Daniel Raiskin am Dirigentenpult überzeugte durch sein elegantes und aussagekräftiges Dirigat.