Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Thorsten Bayer · 17. Sep 2016 · Musik

Krach, der jede Menge Spaß macht – das Soundsnoise Festival am Spielboden

Zum neunten Mal kommen unter dem Motto „Superindependent“ Künstler nach Dornbirn, die nicht überall zu hören sind – schon gar nicht im Formatradio mit seinem 08/15-Gedudel. Nicht das Beste aus den 80ern und 90ern, sondern Musiker, die einfach ihr Ding machen. Das ist das Ziel von Spielboden-Geschäftsführer Peter Hörburger und diesen Anspruch hielten auch die gestrigen Acts ein. Am heutigen Samstag geht es weiter.

Die Messlatte haben sie sich selbst wirklich nicht hoch gelegt. Zumindest nicht, was ihre musikalischen Qualitäten angeht. Das Wort „Dilettantismus“ begegnet dem Besucher ihrer Homepage in verschiedenen Varianten immer wieder. Dabei ist die Band aus Thüringen – dem deutschen Bundesland, nicht der Vorarlberger Gemeinde – live überhaupt nicht so ausbaufähig wie behauptet. Und bei der Wahl des Bandnamens macht den vier sowieso keiner was vor. Wer sich „Zentralheizung of Death des Todes“ nennt, braucht schon viel Selbstbewusstsein oder Ironie. Oder, wie es bei ihnen zu vermuten ist, am besten beides.

Natürlich ist ihr Stil nicht gerade filigran – aber wer hat das auch erwartet? Dafür brettern die vier Musiker ihre Drei-Minuten-Songs mit einer Konsequenz durch, die Ramones- oder Sex-Pistols-Anhängern in die Beine geht. Gut eingestellt ist die Zentralheizung ganz offensichtlich, die Maschine läuft geschmiert. Die Songs tragen schöne Namen wie beispielsweise „Rudi Rhythmus“, „Durchlauferhitzer der Dummheit“ oder „Thing from Venus“. Die Texte sind zwar mehr oder weniger unverständlich, aber das macht nichts.

DIY-Stil

Vor ihrem eigenen Auftritt waren die vier Zentralheizer noch aufmerksame Zuschauer in der Kantine, wo Yuri Landman den Abend eröffnete. Der 43-jährige Holländer ist Instrumentenbauer, Musiker und Comiczeichner. Für Lee Ranaldo von Sonic Youth konstruierte er 2007 den so genannten Moonlander, eine Art Doppeldecker-Gitarre. Seine umfangreichen Aufbauten am Spielboden bestanden aus Holz, Saiten, Metallstangen, PET-Flaschen und einer Bohrmaschine. Daraus zauberte er schrägste Klänge. Es fiepste und wummerte, schepperte und dröhnte aus allen Ecken, sodass die aktuelle Tonquelle mitunter gar nicht so leicht auszumachen war. Ein Sound-Bastler der besonderen und besonders experimentierfreudigen Art, der hochkonzentriert zu Werke geht und dabei ein bisschen wie eine Mischung aus einem leicht abgedrehten Physik-Professor und einem coolen House-DJ wirkt. Auch wenn die so entstehenden Songs sicher nicht jedermanns Sache sind: Sein Handwerk (und als solches ist es unbedingt zu bezeichnen) beherrscht der Mann exzellent.

Improvisations-Kunst

Cosmo Sheldrake, ehemaliger Schüler von Bobby McFerrin im Fach „Vocal Improvisation“, kommt ganz unvermittelt auf die Bühne des großen Saals im Spielboden. Einige japsen wahrscheinlich noch nach dem ekstatischen Auftritt von „Zentralheizung of Death des Todes“ nach Luft oder versorgen sich mit Getränken. Zunächst sieht es nur wie ein besonders gründlicher Soundcheck aus, doch dann ist klar: Das Konzert geht schon los. Schräg klingende Silben als Dauerloop bilden die Basis für improvisierte Texte, die Sheldrake mit schön fetten Beats unterlegt. Anders als Yuri Landman hat seine Show eine ganze Menge Wumms. Der Abschluss des Abends ist Mieux vorbehalten; einem Elektronik-Duo aus Österreich.

 

Am heutigen Samstag geht das Soundsnoise-Festival weiter.
Um 14 Uhr startet der Workshop von Juri Landman. Dabei baut jeder Teilnehmer sein eigenes „Daxophone“, ein Holzbrettchen, das mit einem Cello- oder Bassbogen gespielt wird.
Von 21 Uhr an sind die letzten Soundsnoise-Konzerte dieses Jahres zu erleben. Unter anderen treten Elektro Guzzi und Koenig – Lukas Königs Soloprojekt, der auch bei König Leopold und Kompost 3 aktiv ist – auf.
www.spielboden.at