Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 14. Dez 2015 · Musik

Kommunikative neue Musik – Das „ensemble plus“ präsentierte mitteilsame neue Kompositionen

Eine freundschaftliche Beziehung verbindet das „ensemble plus“ mit dem Komponisten Johannes Wohlgenannt Zincke. Schon öfters gastierten die Musiker beim Festival „Recreate“ in Niederösterreich, das Johannes Wohlgenannt Zincke kuratiert. Im vorarlberg museum musizierten das „enemble plus“ nun Werke des aus Vorarlberg stammenden Komponisten sowie von Johanna Doderer und Helmut Schmidinger. Das Programm war passend zusammengestellt und ließ die auf der Tradition aufbauenden kompositorischen Leitgedanken der drei Komponisten erfahren. Begeistert reagierten die zahlreichen Konzertbesucher auf die Werkdeutungen.

Johannes Wohlgenannt Zincke lässt in seinen Kompositionen der spontanen Inspiration freien Lauf. Deshalb verströmen die meisten seiner Werke einen improvisatorischen Charakter. Sein Spiel mit den Tönen entwickelt sich weitgehend in blockartigen Prozessen. Die Zeit spielt eine wesentliche Rolle, denn die musikalischen Entwicklungslinien entfalten sich langsam und in vielen repetierenden Mustern.

Diese Charakteristika ließen sich in der von der Pianistin Yukie Togashi präsentierten zweiten Fassung der „Motions 14“ für Klavier solo gut nachvollziehen. Mit einem schwebenden Duktus zelebrierte sie die stehenden Klänge, die langsam um einen Zentralton kreisten, indem die Gewichtungen verlagert wurden. Improvisatorisch wirkte der Mittelteil und ein großer Klangraum öffnete sich im Finalsatz. Yukie Togashi belebte mit ihrem konzentrierten Spiel das dreiteilige Werk und sie hielt die Spannung bis zum Schluss.

Musikalische Meditationen


Wer sich mittragen lassen konnte von den meditativen Werkgehalten, erfuhr auch mit dem Klaviertrio, „Motions 4", ebenfalls von Johannes Wohlgenannt Zincke, ein sich stetig steigerndes Klangerlebnis. Monica Tarcsay, Jessica Kuhn und Yukie Togashi musizierten mit Hingabe und sichtlichem Vergnügen. Die statisch hingesetzten musikalischen Blöcke in den Ecksätzen standen in einem wirkungsvollen Gegensatz zur filigranen Klangoberfläche des liedartig angelegten Mittelteils.

Inspiriert von der Literatur


Die impulsive Spielart der Cellistin Jessica Kuhn kam Johanna Doderers Werk „Violoncello solo“ sehr entgegen. Auf diese Weise kristallisierte sich der erzählende Duktus mit vorwärts drängenden Passagen sowie nachfolgenden reflektierenden Abschnitten transparent heraus. Eindrücklich wirkte die Schlusspassage, als die unruhigen Arpeggi allmählich zu driften begannen und in brüchigen Flageoletts verklangen.

Originelle Werkgestalt


Das Werk „Drei Kratere mische ich für die Vernünftigen“ von Helmut Schmidinger für Klarinette (Markus Beer), Violine, Viola (Andreas Ticozzi) und Violoncello ist kompositorisch reizvoll angelegt. In jeweils verschiedene Umgebungszusammenhänge eingebettet erklangen die musikalischen Themen, sodass sie unterschiedliche Ausdrucksgehalte annahmen. In mehreren Wellen steigerte sich der musikalische Fluss, der farbig instrumentiert war, jedoch mitunter etwas heterogen wirkte.

Das „ensemble plus“ musizierte engagiert und mit Spaß an der Sache. Eine gute Atmosphäre stellte darüber hinaus Jessica Kuhn mit ihrer sympathischen Moderation und den Einblicken in die Werke her.