Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 02. Dez 2017 · Musik

Kammermusik wie sie im Buche steht – Unter dem Motto „Viola total!“ erfreuten Annette Heil, Elisa Kessler, Guy Speyers und Klaus Christa das Publikum

Die beiden Bratschistinnen Annette Heil und Elisa Kessler und der Bratschist Guy Speyers trafen sich im Pfarrsaal in Nüziders mit ihrem ehemaligen Lehrer Klaus Christa sozusagen zum „Klassentreffen“ und gaben im Rahmen der Kammermusikreihe „solis musica“ ein exklusives Konzert. Das Programm mit größtenteils Originalliteratur für Bratsche von Frank Bridge, York Bowen und Max von Weinzierl sowie die eindrucksvollen Werkdeutungen entfalteten den Geist des kammermusikalischen Musizierens in vollen Zügen. Darüber hinaus unterstrich das schöne Ambiente im voll besetzten Saal die hervorragende Stimmung.

Guy Speyers hat von seinem ehemaligen Lehrer Klaus Christa nicht nur im Hinblick auf die musikalische Hingabe und das spieltechnische Können viel gelernt, sondern auch erfahren wie man sinnenreiche Konzerte konzipiert. So gründete er vor drei Jahren die Kammermusikreihe „solis musica“, die sich inzwischen bestens etabliert hat. „Viola Total!“ lautete das Motto des Abends, das die Klangschönheit sowie die sinnlich warme Ausstrahlung der Bratsche so richtig in Szene setzte.

Charakteristische Wesenszüge

Frank Bridges „Lament“ musizierten Guy Speyers und Klaus Christa mit einem gefühlvollen gemeinsamen Atem. Dabei versahen sie unter anderem das zwischen den Instrumenten wechselnde melodische Hauptthema mit unterschiedlichen Begleitfloskeln und stellten damit reizvolle Bezugsfelder und Wirkzusammenhänge her. Das Quartett „Fantasie“, op. 41/1 von York Bowen entfaltete mit seinem expressiven Ton eine satte und spätromantische Stimmung. Die harmonischen Modulationen wurden bis an die Grenzen ausgelotet. Schwärmerische Melodiebögen, sich aufbäumende Gesten, gegenläufige und kontrapunktische Bewegungsverläufe sowie sinnierende Klangfelder entfalteten die Quartettmusiker eindringlich. Auch Max von Weinzierls „Nachtstück“ illustrierte im wiegenden Siciliano eine dem Bratschenklang ganz typische sehnsuchtsvolle Gemütsschwere.

Wandlungsfähiger Klang

In diesen Werken kam die ganze Klangvielfalt der Bratsche zur Geltung, die man in Kammerensembles fast ausschließlich als mehr oder weniger gelenkige „Füllstimme“ wahrnimmt. Die Wärme der hohen Lagen und die Sonorität der Tenorlage entfalteten sich ausgezeichnet. Noch dazu war zu erleben, dass eine prägnante Bogenführung den Tonlinien und rhythmisierenden tieferen Stimmen viel Esprit verleiht. Davon profitierte auch das Trio, op. 87 von Ludwig van Beethoven. Ursprünglich war dieses Werk für zwei Oboen und Englischhorn entstanden, doch die Bearbeitung für Bratschenquartett verströmte einen besonderen Reiz. Mit ausgeprägten Strichen und viel Lust auf ein gegenseitiges Geben und Nehmen musizierten Klaus Christa, Guy Speyers und Annette Heil das fröhliche Werk. Das „Singen“ der Kantilene im zweiten Satz verströmte eine intensive Wirkung. Im Finale sorgten der Spaß an der musikalischen Kommunikation, die humorvolle Darbietung der verzahnten Motive und die virtuos geführten parallelen Linien für Begeisterung.

Beim anschließenden Buffet im feinen Ambiente ging die angeregte Unterhaltung weiter.