Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 12. Feb 2014 · Musik

Kammermusik, so schön wie man sie sich nur wünschen kann - Next Generation in Bad Ragaz

Das Next Generation Classic Festival Bad Ragaz hat sich innerhalb von vier Saisonen einen guten Namen gemacht. In dieser Saison ist der aus Vorarlberg stammende Cellist Kian Soltani „artist in residence“. Was er und seine Freunde im Grand Hotel Hof Ragaz zu bieten hatten, begeisterte das Publikum restlos. Die sprühende Energie und die Freude am gemeinsamen Spiel wirkten im stimmungsvollen Ambiente des Musiksalons hautnah und virtuos. Im Mittelpunkt der Werkdeutungen von Schubert und Boccherini stand der Gitarrist Petrit Ceku, an seiner Seite musizierten Marc Bouchkov und Catharina Chen (Violine), Andrien Boisseau (Viola) sowie Kian Soltani.

Im Gitarrenquintett Nr. 9 in C-Dur (G 453) von Luigi Boccherini kam das spanische Flair durch den effektvollen Einsatz der Gitarre unmittelbar zur Geltung. Darüber hinaus zeichnete sich die Musik durch eine ‚aufgerauhte’ Harmonik und eine zugleich kantige und weiche Melodieführung aus. Diese Eigenschaften kristallisierten Petrit Ceku und das „Next Generation Quartett“ mit großem Vergnügen heraus. Die Spiellaune übertrug sich spontan auf die Zuhörenden, die Anteil am intensiven Austausch der musikalischen Gestalten nahmen.

Viel Kontakt zueinander


Besonderes Augenmerk legten die Quartettmusiker auf die Tongebung und die dynamischen Kontraste. Mitunter wirkte die Spielart im Eröffnungssatz etwas ungestüm. Doch wenn man bedenkt, dass die Musiker erst gut zwanzig Jahre alt sind, schlug diese Beobachtung sogleich in Sympathie um. Besonders die Art, wie die melodischen Hauptlinien und die begleitenden motivischen Figurenspiele zueinander ausgelotet wurden, machte den Finalsatz „La Ritirata di Madrid“ plastisch erlebbar.

Im Zentrum agierte der Gitarrist Petrit Ceku. Atemberaubend und komplett ohne grifftechnische Nebengeräusche spielte er seine Parts und er modellierte die Musik mit viel Temperament. Sympathisch forderte er seine Partner heraus und die Themengestalten wurden in einem gegenseitigen Geben und Nehmen durch die Instrumente gereicht, transformiert und im kommunikativen Miteinander ausgedeutet.

Rhetorische Aussagekraft


Franz Schuberts „Arpeggione Sonate“ wird meistens in der Besetzung für Violoncello und Klavier interpretiert, weil das Cello dem inzwischen nicht mehr gebräuchlichen Arpeggione klanglich nahe ist.

Petrit Ceku und Adrien Boisseau spielten das berühmte Werk in der Bearbeitung für Viola und Gitarre. Die fein aufeinander abgestimmten Instrumentalfarben verliehen der „Arpeggione Sonate“ einen individuellen Charakter, den die beiden Musiker durch ihren Interpretationsansatz unterstrichen. Sie nahmen sich große Freiheiten im Hinblick auf Tempowechsel und spielten die charakteristischen Themen mit einer rhetorischen Ausdruckskraft. Die markanten thematischen Profile machten die bekannte Musik transparent durchhörbar und eröffneten ganz eigene Hörperspektiven. Eine besondere Kraft ging von den feinsinnigen Tonqualitäten des Bratschisten aus.

Ein kleiner Verweis auf die Gegenwart


Als Zugabe spielte das Quintett den langsamen Satz aus dem „Concierto de Aranjuez“ von Joaquín Rodrigo in einer Bearbeitung von Petrit Ceku. Dramatisch modellierten sie den Satz, in den sie all ihre Emotionen legten. Besondere Aufmerksamkeit lenkten die gleißenden Klangflächen der Streicher auf sich. Sie verwiesen vielleicht darauf, dass diese Musiker auch eine Ader für Zeitgenössisches haben.

 

Das 4. Next Generation Classic Festival in Bad Ragaz dauert noch bis zum Freitag, den 14. Februar.

www.festivalbadragaz.ch