Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Silvia Thurner · 02. Aug 2015 · Musik

Inspirierender musikalischer Blick nach Italien – Beim zweiten Orchesterkonzert wurde viel geboten, unter anderem ein Glanzpunkt mit dem Posaunisten Uwe Dierksen und einem Werk von Luciano Berio

Beim zweiten Orchesterkonzert im Rahmen der Bregenzer Festspiele wurde der Blick in Richtung Süden zu den italienischen Komponisten Rossini, Puccini und Luciano Berio gelenkt. Die beiden Dirigenten Paolo Carignani und Johannes Debus standen anstatt des erkrankten Mikko Franck am Pult der Wiener Symphoniker. In einer guten Werkkombination erklangen Rossinis allseits bekannter Hit „Wilhelm Tell“ und Puccinis „Messa di Gloria“. Im Mittelpunkt stand Luciano Berios Werk „Solo“ für Posaune und Orchester. Jubelnden Applaus ernteten der herausragende Solist Uwe Dierksen für seine aufrüttelnde Spielart sowie der Prager Philharmonische Chor, der Bregenzer Festspielchor und die Solisten Rafael Rojas und Thomas Oliemans.

Nach der unbefriedigenden Darbietung einer zeitgenössischen Komposition beim ersten Orchesterkonzert, konnten die Wiener Symphoniker unter der professionellen Leitung von Johannes Debus mit Luciano Berio und dem Posaunisten Uwe Dierksen die Enttäuschung wieder wettmachen. Die Meisterschaft des italienischen Komponisten Luciano Berio kam in seinem 1999 entstandenen Werk „Solo“ für Posaune und Orchester voll zur Geltung, denn der Solist und die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Johannes Debus formten die Musik mit intensiver Aussagekraft.

Luciano Berio ging in seiner kompositorischen Sprache stets von der menschlichen Stimme aus und so war auch der Solopart in diesem Werk zu verstehen. Uwe Dierksen löste mit seinem Spiel unterschiedlichste Kommentare, Imitationen und Reaktionen im Orchester aus. Besonders schön waren die harmonischen und dicht instrumentierten Felder erlebbar, die wie Schatten an der Posaunenlinie hafteten und diese aus wechselnden Blickwinkeln beleuchteten.

Mit vielgestaltigen Mitteln variierte Uwe Dierksen die musikalische Linie. Er raute die Töne auf, spielte sie brüchig, drang mit raschen Folgen und gespaltener Linienführung an die Grenzen der Tonentstehung vor, entwickelte im Kontext überraschende Tonqualitäten und breitete damit weit gefasste, ständig changierende Klanglinien und -felder souverän aus. Das Orchester folgte dem Solisten präsent und entfaltete seinen Part mit spannungsreichen Klangfarbenmustern. Reizvoll wirkte überdies die Besetzung mit zusätzlichen Saxophonen und Bassklarinetten. In einer gut nachvollziehbaren Bogenform schloss sich der Kreis schließlich im unisono erklingenden Ausgangston. Das Publikum goutierte Berios "Solo" mit viel Applaus für Uwe Dierksen, Johannes Debus und die Wiener Symphoniker.

Einleitend hatte der Dirigent auch passende Worte gefunden, um das Publikum in das Klangerlebnis einzuführen. So öffneten sich Klangräume, die viel Platz für eigene Assoziationen ließen.

Idylle und Tumult spannungsgeladen dargestellt


Die berühmte Ouvertüre zur Oper „Guillaume Tell“ von Gioachino Rossini stellten die Wiener Symphoniker mit Paolo Carignani am Dirigentenpult in einer erfrischend kontrastreichen Werkdeutung dar. Für die idyllischen Passagen nahmen sich die Musiker viel Zeit, bauten in Überleitungspassagen große Erwartungshaltungen auf und kulminierten den Klangfluss im berühmten galoppierenden Thema, das wohl jedem auch aus zahlreichen Filmen und Computerspielen bekannt ist. Die exakten und zügigen Phrasierungsbögen verliehen der Interpretation Spannkraft und Esprit.

Messe als Musiktheater


Für Giacomo Puccini war immer klar, dass er Opernkomponist werden wollte. Doch er stammte aus einer Kirchenmusikerfamilie und war deshalb auch der sakralen Musik verbunden. Ein eigentümliches Zwitterwesen zwischen Messkomposition und opernhafter Kantate komponierte er als 22-Jähriger mit der „Messa di Gloria“. Das Werk strahlte auf die Zuhörenden eine unmittelbare Wirkung aus. Insbesondere das durchkomponierte Gloria wurde plastisch und dramatisch mit vielen Gemütsbewegungen von Leidenschaft über Schmerz bis hin zur Freude ausgestaltet. Wirkungsvoll und abwechslungsreich zelebrierten die Sängerinnen und Sänger sowie die Musikerinnen und Musiker das groß angelegte Werk - mit Soli von Tenor und Bariton, Damen- und Herrenchor, Tutti-Chor und Orchester, A-cappella-Passagen, begleitenden Orchesterpassagen und plakativen Klangschilderungen.

Freilich benötigt die Missa hervorragende Sänger und Orchestermusiker und diese standen für diese Werkdeutung zur Verfügung. Der Prager Philharmonische Chor (Leitung: Lukas Vasilek), der Bregenzer Festspielchor (Leitung: Benjamin Lack) sowie die Solisten Rafael Rojas (Tenor) und Thomas Oliemans (Bariton) stellten gemeinsam mit den Wiener Symphonikern und Paolo Carignani eine wirkungsvolle Darbietung in den Raum. Das Publikum dankte begeistert.