Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 05. Mai 2017 · Musik

In freundschaftlicher Atmosphäre – das „ensemble plus“ feierte mit neuen Kompositionen und einem Blick zurück

Seit nunmehr 15 Jahren präsentiert das „ensemble plus“ im Rahmen der Reihe „sul palco“ Kammermusik abseits des Mainstreams. Neben der Pflege von Raritäten aus der traditionellen Kammermusikliteratur, richteten die Ensemblemusiker rund um den Bratschisten Andreas Ticozzi den Blick stets auch auf die ganz aktuelle Musik aus Vorarlberg. So wurde insbesondere diese Konzertreihe zu einer bedeutenden Plattform für das heimische Musikschaffen. Im vorarlberg museum feierte das Ensemble mit zahlreichen Weggefährten und neuen Kompositionen von Simon Frick und Richard Dünser das Wirken der vergangenen Jahre. Ein Bogen zu den Anfängen wurde mit der Werkdeutung des Nonetts op. 139 von Josef Gabriel Rheinberger gespannt.

Simon Frick ist Geiger und komponiert seit einigen Jahren im Bereich zwischen Jazz, improvisierter Musik und Klassik. Im Auftrag von Andreas Ticozzi schrieb er das Stück „Unrealitiy Smog“ für elektrische Viola und Violoncello, das als österreichische Erstaufführung zu hören war. In seinem aussagekräftigen Werk setzte Simon Frick die beiden Instrumente als Gegenpole zueinander in Beziehung. Durchaus auch zeitkritisch war die Polarität zwischen den realen Klängen des Violoncellos und den synthetischen Sounds als Synonym unserer Lebensgestaltung zu deuten. Die Themen der E-Bratsche wurden manipuliert, so dass die Motive verzögert nachhallten. Dadurch ergaben sich Tonschichtungen, die teilweise eine mehrstimmige Scheinwirklichkeit erzeugten. Dazu trat der in sich ruhende Charakter des gestrichenen Cellos, das abschnittweise auch impulsiv aufbrausende Passagen ausbreitete. In reizvollen Dialogen kommunizierten Andreas Ticozzi an der E-Bratsche und Jessica Kuhn am Violoncello und traten in spannende musikalische Konfrontationen miteinander.

Musik und Malerei


Der in der Steiermark lebende Komponist Richard Dünser ist von Beginn an mit dem „ensemble plus“ freundschaftlich verbunden. Allein deshalb war es naheliegend, beim Jubiläumsabend ein neues Werk von ihm zu präsentieren. „... delle cose invisibili...I“ interpretierten Michaela Girardi und Anita Martinek (Violine), Andreas Ticozzi (Viola), Jessica Kuhn (Violoncello) und die Oboistin Heidrun Pflüger unter der Leitung des Komponisten.

Bezugnehmend auf da Vincis Satz, dass Musik die Manifestation des Unsichtbaren sei, komponierte Richard Dünser eine Hommage an den Maler und Universalgelehrten. Inspirationsquelle waren die zahlreichen Betätigungsfelder des Leonardo da Vinci in der Malerei, seine wissenschaftlichen Skizzen und mechanischen Apparate. Entstanden ist ein dicht gesetztes und mitteilsames Werk, das mit einer für Richard Dünser sehr typischen Nachtstimmung eingeleitet wurde. Danach traten die Streicher in ganz unterschiedliche musikalische Konversationen mit der einesteils kammermusikalisch eingeflochtenen und andernteils solistisch geführten Oboenstimme. Stets neue Gewichtungen der melodischen Linien führten vielgestaltige, teilweise auch energische Charakteränderungen herbei. Klangfarben und melodische Stimmführungen sowie eine farbenreiche Harmonik versinnbildlichten visuelle Beobachtungen mit musikalischen Mitteln. Besonders in Erinnerung blieb jene Passage, in der sich die Bildende Kunst und die Musik am nächsten sind, nämlich in einfachen Zahlenverhältnissen, die in der Melodieführung und in der Harmonik zum Ausdruck kamen.

Erinnerungen


Nach diesen beiden neuen Werken erinnerte das „ensemble plus“ an seine Anfänge auf der Bühne – sul palco - des Kornmarkttheaters und spielte Josef Gabriel Rheinbergers Nonett, op. 139. Michaela Girardi (Violine), Andreas Ticozzi (Bratsche) Julia Ammerer (Violoncello), Bernd Konzett (Kontrabass), Heidrun Pflüger (Oboe), Anja Baldauf (Flöte), Martin Schelling (Klarinette) Allen Smith (Fagott) und Josef Sterlinger (Horn) musizierten das romantische, zwischen den Zeiten changierende Werk auch im Gedenken an den verstorbenen Freund Eugen Bertel.