Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Peter Füssl · 19. Jul 2018 · Musik

Hot & cool - Joan As Police Woman begeisterte in der Feldkircher poolbar

Die 47-jährige amerikanische Singer-Songwriterin und Multiinstrumentalistin Joan Wasser, begeistert seit ihrem Debut vor zwölf Jahren unter dem einer amerikanischen Fersehserie der 80-er Jahre entlehnten Pseudonym Joan As Police Woman Fans und Kritik gleichermaßen. Soeben hat sie ihr exzellentes, sechstes Album „Damned Devotion“ vorgelegt, dessen düstere Grundstimmung das poolbar-Konzert aber keineswegs dominierte. Vielmehr zeigte sich Wasser in bester Spiellaune und ließ sich diese glücklicherweise auch von einer Handvoll laut vor sich hin palavernder Dumpfbacken im Publikum nicht nehmen.

Von „Steed“ bis „Kiss“

Vom ersten Stück, dem eher flotten, funkigen, im Falsett besonders eindringlich wirkenden „Steed (For Jean Genet)“ bis zur Zugabe, einer äußerst emotionsgeladenen Version des 1986-er Prince-Klassikers „Kiss“, setzten Joan Wasser und ihre Band auf einen klar strukturierten, über weite Strecken eher reduziert wirkenden Sound, der ihre ausdrucksstarke und unter die Haut gehende Stimme stets ins perfekte Rampenlicht stellte. Die klassisch ausgebildete Violinistin brachte nur einmal, beim älteren Song „Christobel“, ihre Geige ins Spiel, und zwar einigermaßen elektronisch-schräg, wechselte ansonsten zwischen Keyboards und Gitarre und konzentrierte sich auf das, was sie am besten kann: das Interpretieren ihrer hervorragenden, um schmerzliche Lebenserfahrungen und Liebesleid kreisenden Texte, die aber nicht auf Sentimentalität und Wehleidigkeit setzen, sondern auf selbstbewusstes Aufbegehren und Selbstermächtigung. Ohne große Stimmbandakrobatik zu betreiben, wirkt Wassers Stimme fesselnd und auf fast unvergleichliche Weise gleichzeitig hot und cool, sie bedient Kopf und Bauchgefühl gleichermaßen. Und lässiges Understatement ist oft ihre wirkungsvollste Speerspitze.

Aktuelles und die „Hits“

Von ihrem aktuellen Album präsentierte Wasser neben dem erwähnten „Steed“ auch das lässig groovende, soulinfizierte „Tell Me“, den tiefgründigen und dennoch ohrwurmverdächtigenTitelsong „Damned Devotion“, die wunderschöne, mehrstimmig gesungene, brüchige Ballade „Warning Bell“, den eigentümlichen Lovesong „Valid Jagger“ oder „What Was It Like“, eine emotionsgeladene Hommage an ihren verstorbenen Vater.

Aber sie griff auch auf alte „Hits“ zurück, die sich weniger in den tatsächlichen Charts abspielten, als in den eingeschworenen Fan-Gemeinden. Vom 2006-er Album „Real Life“ spielten Joan as Police Woman neben „Christobel“ auch „Eternal Flame“ und das zupackende „I Defy“, aus dem 2011-er Album „The Deep Field“ stammte das in einer etwas härteren Gangart gehaltene „Run For Love“, und die wunderschöne Ballade „Star of My Heart“ hat auch schon zehn Jahre auf dem Buckel. Aber gerade diese Songs beweisen die Zeitlosigkeit der Wasser’schen Kunst, die weit von Künstlichkeit entfernt ist, und gerade auf der Bühne sehr direkt und unmittelbar herüberkommt – intelligente Texte und ein energievolles Alternative-Electronic-Soul-Funk-Pop-Gemisch, manchmal etwas unterkühlt, aber immer clever und unwiderstehlich.

Die poolbar bietet noch bis 14.8. unzählige Highlights aus den unterschiedlichsten Genres – ein Blick ins Programm lohnt sich für jede/n: www.poolbar.at