Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 14. Apr 2018 · Musik

Höfischer Glanz, Gefühl und Humor – Jubel für das „Concerto Stella Matutina“ in ungewöhnlicher Besetzung

Ein seltenes Hörerlebnis bot das zweite Abonnementkonzert des „Concerto Stella Matutina“ in der bis auf den letzten Platz voll besetzten Kulturbühne am AmBach in Götzis. Im Mittelpunkt stand das im 16. und 17. Jahrhundert selbstverständlich im Bläserconsort vertretene, heute jedoch weitgehend unbekannte Blasinstrument, der Zink. Frithjof Smith leitete das Barockorchester bestehend aus zwei Zinken, sechs Trompeten, drei Posaunen, Pauken und Basso Continuo. Die dramaturgisch hervorragend zusammengestellte Werkauswahl bot viel Abwechslung und zeigte die breite Ausdruckspalette der Bläsermusik aus der Renaissance und dem Barock wunderbar auf. Zum Staunen gab es viel an diesem Abend, neben der vitalen Musikalität und Strahlkraft des Orchesters beeindruckte insbesondere auch die gute Intonation.

Frithjof Smith und Adrien Mabire spielten die Zinken mit einem satten und abgerundeten Klang. Die spieltechnischen Herausforderungen, die das Instrument an die Musiker stellt, machten sie mit ihrer gelenkigen und virtuosen Spielart vergessen. Hervorragend mischte sich der Klang mit den Barocktrompeten und –posaunen, wirkte nie näselnd und wurde bis in höchste Lagen intonationssicher geführt. Dass Blechblasinstrumente vornehmlich in Männerhand sind, zeigte sich auch bei diesem Konzert, lediglich eine Posaunistin wirkte mit.  

Die spezifische musikalische „Bauart“ vieler Bläsermusiken war unter anderem in den Werken von Heinrich I. Franz von Biber, Johann Heinrich Schmelzer und Philipp Jacob Rittler sowie Johann Caspar Horn gut nachvollziehbar. Imitationen und doppelchörig einander zugespielte Phrasen sowie wirkungsvolle Sequenzbildungen intensivierten den Ausdruck und bezogen teilweise den Raum mit ein. Besondere Aufmerksamkeit lenkten das Capriccio von Mauritio Cazzati sowie das Canzon in Giovanni Battista Riccio mit den exakt aufeinander abgestimmten Echowirkungen der beiden Zinkenisten vor und hinter der Bühne auf sich.

Vitale Werkdeutungen

Der höfisch-festliche musikalische Charakter bildete lediglich eine Facette der dargebotenen Musik. Darüber hinaus entfalteten die Musiker die lyrischen Kantilenen mit viel Gefühl und hatten ihren Spaß unter anderem in der Ciaccona von Piccinini. Eine Sonderstellung innerhalb der vielfältigen Musikauswahl nahm der erzählende Gestus in Johann Vierdancks 31. Sonata ein. Diese beruhte auf dem „Lied vom guten Kerl“ und bot neben lyrischen Abschnitten auch humorvoll mitteilsame Passagen, die die Musiker unter anderem mit schönen Parallelführungen präzise ausdeuteten.

Einen erfrischenden klanglichen Kontrapunkt bildete die Continuogruppe mit zwei Lauten, Gitarre, Violone und Orgel. Sie verlieh den Werkdeutungen zusätzlich zum rhythmusbetonten Spiel der Bläser eine vitale Kraft.