Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Anita Grüneis · 26. Jän 2018 · Musik

Helge Schneider im TAK - Der Maestro aus Absurdistan

So viel junges Publikum gibt es im Schaaner SAL nur an der Fasnacht oder beim Life-Festival im Juli, wenn „Anastacia“ auftritt oder „Silbermond“. Doch diesmal waren alle gekommen, um eine Altherren-Band zu erleben. Das TAK hatte zu Helge Schneider und seinem neuen Programm „Ene Mene Mopel“ eingeladen.

Der inzwischen 63-jährige Musikhumorist Helge Schneider polarisiert immer noch. Für die einen ist er Kult, andere finden ihn doof. In den 90er-Jahren wurde er mit dem Schlager „Katzeklo“ berühmt, seitdem segelt er auf der Dodelwelle mit Liedern wie „Fitze Fatze“ oder Low Budget Filmen wie „Texas- Doc Snyder hält die Welt in Atem“.  Er parodiert Schlager und ihre Interpreten, redet scheinbar wuselig irgendetwas daher und leitet so von einer Jazznummer zur anderen. Alles ist ein bisschen schräg und ein bisschen Gaga. Oder ist es Dada? Der Meister des Absurden ist ein exzellenter Musiker, er beherrscht acht Instrumente, neben dem Klavier unter anderem Saxophon, Gitarre, Orgel oder Xylophon. Und auch sein Umgang mit der Sprache ist immer zutiefst musikalisch, wie er an diesem Abend einmal mehr bewies.

Alles ist “gone with the wind”

In Schaan empfing Helge Schneider, im dunkelblauen Anzug mit roter Fliege und einer wuscheligen Jürgen-Drews-Frisur, sein Publikum mit dem Song „Gone with the wind“. Genau die richtige Ouvertüre für ihn und seine beiden Begleiter, den 77-jährigen Peter Thoms am Schlagzeug und den etwa gleichaltrigen Rudi Olbrich am Kontrabass. Gemeinsam tschibummten die drei von da an die Bühne. Denn diese Männer sind nur optisch eine Altherren-Band. Sie kennen sich bestens und reagieren aufmerksam und feinfühlig aufeinander, egal wieviel und wie lange Helge Schneider textlich oder musikalisch improvisiert.  

Poetry Slam und die Banalität

Das tut er mit wahrer Leidenschaft, mit viel Poesie und mit Freude am Absurden. Er ist ein Poetry Slammer der anderen Art. Seine Texte sind „as simpel as possible“, da singt er beispielsweise in bester Schlagermanier: „Ich geh einsam durch die Straßen ... komm zurück zu mir“ und schon lässt er den Kitsch kippen, schreit vor sich hin „koooooomm zurück“ und jeder im Publikum lacht. Oder er stimmt seine berühmte Techno-Parodie „Ich sitz zuhaus’ und drück die Maus“ an, beschreibt die Atmosphäre zuhause als „schimmelig“ und beginnt hemmungslos zu anagrammieren: „Zu“ wird zu „uz“ und „satt“ zu „tta“ und dann singt er plötzlich: „Zusah hic ist zu“.

Auf dem Mond ist es schwerer

Auch das berühmte „Summertime“ ist für den Musiker Helge Schneider ein willkommener Leckerbissen. Bei ihm heißt es: „Mama is rich and her fucker is high“. Manchmal setzt er sich ans Klavier und fantasiert vor sich hin. Dabei entstehen dann Werke wie: „I got up this morning, … klimper, klimper … had to go to Liechtenstein. … klimper, klimper … Now I am here. ... That’s all“. Oder er verkündet Weisheiten über das Leben im Allgemeinen: Das Leben in Liechtenstein ist schwer. Auch in der Schweiz und in Deutschland und in Österreich. Auf der ganzen Welt. Nur auf dem Mond ist es schwerer. Sehen Sie, es ist doch schön hier.“ Dann setzt Helge Schneider wieder zu einem neuen Song an, er näselt und haucht "schubidubidu. . . dudabdu ... " und swingt dazu in bester Altherrenjazz-Manier. Am deutlichsten wird seine Musikalität und sein dichterischen Dada-Stil im Lied „Käsebrot“. Der Text ist völlig banal, wird aber vorgetragen als sei es die erleuchtende Erkenntnis schlechthin. „Käsebrot ist ein gutes Brot. Käsebrot. Kä-Kä-Käsebrot. Super sexy Käsebrot.“ Supergeil, der Song.

 „Mich erinnern alle Lieder an zuhause, denn ich bin in der Musik zuhause“, sagt er zum Schluss über sich selbst. Kein Wunder, werden auch seine Programme immer mehr zu Jazzabenden, da jammt er dann in bester Blues-Manier zum Text: Oh Lord! / I was born / oh yeah / I was born / oh baby, I was born / one day." Mehr ist nicht, Oder doch: Helge Schneider ist meistens „so sad. Happy Sad.“ Und dann spielt er mit der rechten Hand Trompete und mit der linken Hand Klavier. Weil er es einfach kann. Verdammt gut kann.