Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Bader · 18. Apr 2016 · Musik

Heavy Rock meets Fusion - FuseOn und Experience am Spielboden Dornbirn

Zwei gegensätzliche Musikrichtungen sorgten am Donnerstagabend im mäßig besuchten Spielboden für ein spannendes Konzerterlebnis.

Klaus Michler, seines Zeichens Bandleader und E-Gitarrist des Haupt-Acts, der Fusion-Band FuseOn, sagt in seinen einleitenden Worten, er habe die Vorgruppe Experience bewusst verpflichtet, um für einen anregenden Kontrast zu sorgen. Harte E-Gitarren-Musik versus Fusion-Sound. Handelt es sich bei FuseOn um eine vergleichsweise neue Vorarlberger Formation, ist Experience den Vorarlberger Rockfans schon länger ein Begriff.

Tenorstimmen schweben über schweren E-Gitarren-Akkorden


Man ist gespannt, ob die angekündigte Konstellation funktionieren kann und wird angenehm überrascht: Denn das Quartett um die jugendlichen Zwillinge Raphael (Lead guitar, vocal) und Arian Fröhlich (Lead vocal, rhythm guitar), weiß das Publikum mit seinen melodiösen Eigenkompositionen zu überzeugen. Das Konzept ist genauso einfach wie stimmig. Zwei E-Gitarren generieren Powerchords und eingängige melodische Figuren, das Schlagzeug (Samuel Rothmund) produziert den nötigen Druck, das Keyboard (Philipp Kopf) steuert schöne Klangflächen bei und der Sequencer liefert die Basslinien, während die genannten Zwillinge mit schlanken Tenorstimmen melodiöse Gesangslinien durchs Mikro schicken - dies gerne zweistimmig, mit lang gehaltenen hohen Tönen und in mittlerem Tempo, etwa bei Nummern wie „Uncrowned queen“ oder „The waterfall“. Es sind keine durchdringenden Power-Röhren, die man an diesem Abend zu hören bekommt, aber gerade diese lyrischen weichen Tenorstimmen, die über schweren Rock-Gitarren-Akkorden schweben, haben ihren besonderen Reiz. Auf Selbstdarstellung durch lange Soli wird weitgehend verzichtet. Wie sich die Zwillinge synchron im Rhythmus wiegen, gibt auch optisch etwas her.

Immer wieder Applaus für die vier sympathischen jungen Musiker.

Komplexe Strukturen


Nach der Umbaupause betreten die Musiker des Fusion-Quintetts FuseOn die Bühne. Schon mit der Eigenkomposition „Funk ´em all“ wird eine ganz andere Welt eröffnet. Die Welt der komplexen Strukturen, der vertrackten (Unisono-)Themen und der virtuosen Improvisation - dies in unterschiedlichen Tempi. Jeder der fünf Musiker ist stark an seinem Instrument, deshalb bekommen alle Bandmitglieder an diesem Abend reichlich Gelegenheit, sich auch solistisch zu präsentieren. So stellt sich etwa der Brasilianer Sergio Wagner in der Marcus-Miller-Nummer „Run for cover“ mit einem gekonnten Slap-Bass-Solo vor. Gregor Lehner aus Rorschach (CH) überzeugt in der George-Duke-Komposition „It´s on“ mit einem funkigen Keyboard-Intro (E-Piano-Sound) und einem cool phrasierten, rhythmischen Keyboard-Solo. Mario Kohler spielt in der selben Nummer ein melodiöses Saxophon-Solo.

Der E-Gitarrist Klaus Michler wird natürlich in Larry Carltons Gitarren-Ballade „Only Yesterday“ gefeatured und der Schlagzeuger Martin Hämmerle (jr.) darf in „Chameleon“ (Herbie Hancock) sein Können unter Beweis stellen. In dieser Komposition wird auch, mittels melodischer Einwürfe der einzelnen Musiker gezeigt, was Interaktion bedeuten kann.

Die Band ist bühnensicher und spielt tight. Die Ballade „Early afternoon“ unterstreicht, dass Michler als Komponist auch erbauliche, feierliche Saiten anschlagen kann. Viel Applaus für die Vorarlberger Formation! Eine Zugabe: Billy Cobhams „Stratus“.