Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Thorsten Bayer · 30. Jul 2018 · Musik

Gleich in die Vollen – die White Lies in der poolbar

Die 80er-Jahre feierten am gestrigen Sonntagabend ihre musikalische Wiederauferstehung – sollten sie denn jemals wirklich tot gewesen sein – im Alten Hallenbad: Die White Lies aus London spielten melodischen Synthierock, nachdem Crimer nicht nur musikalisch, sondern auch mit seiner Bühnenshow begeistert hatte.

Crimer, mit bürgerlichem Namen Alexander Frei, ist noch nicht lange im Geschäft. Die erste EP erschien im Vorjahr, das Debütalbum „Preach“ heuer. Was der junge Ostschweizer da vorne auf der Bühne veranstaltet, klingt indessen nicht nur mitreißend, sondern ist auch gut anzuschauen. Der Mann lässt die Rampensau raus. Seine Musik ist sehr tanzbar, er selbst geht mit bestem Beispiel voran. Das Schweizer Gratisblatt 20 Minuten schrieb einmal von einem „unkonventionellen Tanzstil, der irgendwo zwischen einem verliebten Duracell-Häschen und ekstatischem Getorkel angesiedelt ist.“ Er selbst nennt es „Hüftschwung out of control“. Seine Stimme ist angenehm sonor, wer in den Achtzigern Camouflage und ähnliche Bands mochte, fühlt sich auf Anhieb wohl. Damit stimmt die Vorband stilecht auf den Abend in der poolbar ein. Crimer ruft das Publikum dazu auf, „ein bisschen mitzuschwitzen“ – die Zuschauer und Zuschauerinnen gehen gerne darauf ein. Er gibt genüsslich die Sexbombe, scheint sich aber sympathischerweise dabei selbst nicht hundertprozentig ernst zu nehmen.

Postpunk mit und ohne Gitarre

Etwas ernster, zumindest was die Texte angeht, wird es bei der folgenden Band, den White Lies aus Ealing im Londoner Westen. Death hieß ihre erste Singleveröffentlichung vor zehn Jahren, To Lose My Life das Debütalbum im folgenden Jahr. Durch das musikalische Gewand, das an ältere Vorbilder wie The Cure und neuere wie Editors und Coldplay denken lässt, wird der Liveauftritt aber kein düster-trauriges Erlebnis, sondern eine angenehm schwebende Sache zum Kopfnicken. Postpunk, der mit und ohne Gitarre funktioniert: Immer wieder nimmt Sänger und Gitarrist Harry McVeigh die Hand von seinem Instrument, wodurch nur ein kleiner Bruch entsteht; keiner, der wirklich ins Gewicht fällt. So kommen einfach die wuchtigen Keyboard-Flächen noch besser zur Geltung.

Hits zuerst

Ähnlich wie Crimer gehen sie gleich in die Vollen, im Fußball hieße es wahrscheinlich: „Es gibt am Beginn des Spiels kein (taktisches) Abtasten.“ Statt sich Hits wie To Lose My Life oder There Goes Our Love Again für den Schluss aufzuheben, kommen sie gleich an Platz zwei und drei der Setlist. Für die Texte ist Bassist Charles Cave zuständig, auf der Bühne steht eindeutig Harry McVeigh im Vordergrund. Sein Flirt mit dem Publikum klappt auf Anhieb. Die Killers tauchen als häufigste Referenz bei den White Lies auf, was stilistisch auch nachvollziehbar ist. Zum Glück kommen sie nicht ganz so bombastisch wie die US-Kollegen daher – und nicht zuletzt tritt McVeigh deutlich weniger großspurig als Killers-Frontman Brandon Flowers auf.

Ansprechend

Das vierte Album Friends (2016) entstand in den Privatstudios des Roxy-Music-Masterminds Bryan Ferry, ein Nachfolgewerk steht kurz vor seiner Veröffentlichung. Die White Lies waren in den vergangenen Jahren mit großen Bands wie Muse und den Kings Of Leon unterwegs. Auch wenn sie in Feldkirch eine unübersehbare Fangemeinde haben: Der ganz große Durchbruch ist ihnen noch nicht geglückt. Im krone.at-Interview mit Robert Fröwein zeigte sich McVeigh bescheiden, warum das so ist: „Wir hatten niemals eine Top-10-Single und keinen großen Hit, sind die klassische Albumband. Außerdem sind wir drei wirklich uncoole Typen.“ Zwar fehlen bei ihrer ansprechenden Show im Alten Hallenbad phasenweise die Ausreißer nach oben, das Publikum ist dennoch begeistert. „Uncool“ wäre bei einer Spontanumfrage unter den Besuchern einer der letzten Begriffe, der fallen würde. Vielleicht wird es doch noch etwas mit der ganz großen internationalen Karriere.

 

Die nächsten Konzerte in der poolbar (Auszug):
Mi, 01.08. Vintage Trouble
Fr, 03.08. Professor Wouassa 
So, 05.08. The Brian Jonestown Massacre
Mi, 08.08. Local Band Night bei freiem Eintritt und mit: New Dawn Fading, Wilard, The Naughty Daughters
Sa, 11.08. Yungblud

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