Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 25. Sep 2015 · Musik

Geistreiche und stimmige Unterhaltung – „Heartbeat“ stellten die Melodie und eine farbenreiche Perkussion in den Vordergrund

Die Jazzreihe am Dornbirner Spielboden steht in dieser Saison unter dem Motto „Jazz & Kicks“. Eröffnet wurde sie von der Formation „Heartbeat“, in der auch die beiden hierzulande bestens bekannten Jazzmusiker Herbert Walser-Breuß (Blechblasinstrumente) und Florian King (Kontrabass) spielen. Das Quartett komplettierten der Saxofonist Andreas Krennerich und Helge Andreas Norbakken an den Perkussions. Er zog das Publikum einesteils mit seinem ausgefallenen Instrumentarium und andernteils mit seinem vielfarbigen und melodiösen Spiel in seinen Bann. Geboten wurde ein unterhaltsamer und abwechslungsreicher Abend mit einigen musikalischen Highlights.

Die meisten Kompositionen, die im schönen Ambiente des Dornbirner Spielbodens einem gut gelaunten Publikum präsentiert wurden, stammten aus der Feder von Florian King, dem Nachfolger von Rolf Aberer als Leiter des Dornbirner Jazzseminars. Seine Werke zeichneten sich durch transparente Linien, klare Rollenverteilungen, treibende Beats und zahlreiche Gestaltungsfreiräume für die Musiker aus. Über viele Passagen hinweg führten Herbert Walser-Breuß am Flügelhorn, an der Trompete oder am Horn mit dem Saxophonisten Andreas Krennerich fantasiereich ausgestaltete Dialoge. Während Florian King am Bass ein zuverlässiges Fundament schuf, lenkte Helge Andreas Norbakken als Triebfeder immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich. Diese Charakter- und Rollenzuschreibungen der Musiker waren von Beginn an gut nachvollziehbar und ein Garant für das entspannte Musizieren miteinander.

Vielschichtige Klangteppiche


Aufhorchen ließ das Quartett mit zwei Werken von Andreas Krennerich. Aus eingespielten Samples fabrizierten Herbert Walser-Breuß und Florian King atmende und geräuschhafte Klangteppiche, die die darüber gelagerten Improvisationen fantasievoll rhythmisierend in das Klanggeschehen einbetteten. Abschnittweise entfalteten sich sogar Obertonspektren und Spaltklänge verliehen dem musikalischen Fluss eine „dreckig“ erdige Qualität, die beim Zuhören viele Anreize bot. Eine orientalische Atmosphäre verströmte Krennerichs Stück „Schichten“, wo besonders die Wechselspiele zwischen dem Kontrabassisten und dem Perkussionen in Erinnerung blieben.

Ein Highlight war die Reminiszenz an den verstorbenen Trompeter Kenny Wheeler. Hier intensivierten besonders das Saxophon und das Flügelhorn die Stimmung. Auch ein lyrisches Stück von Herbert Walser-Breuß präsentierte die Band „Heartbeat“, die seit nunmehr drei Jahren zusammen auftritt.

Unkonventionelle Perkussion


Alle Musiker begeisterten mit ihrem ideenreichen und technisch perfekten Spiel, herausragend setzte Helge Andreas Norbakken seine vielfältigen Perkussionsinstrumente ein. Im Zentrum stand die Djembe, die er vielgestaltig zum Klingen brachte. Glocken und gleichwertig wie die Becken erklingende Autofelgen entfalteten darüber hinaus reizvolle Klangqualitäten. Tonhöhenverläufe waren neben virtuosen rhythmischen Spielarten die Spezialität des Perkussionisten. Einige Passagen erinnerten an die hohe Kunst des Tablaspiels, so feinsinnig wurden Tonhöhen und Klangqualitäten variiert.