Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Mirjam Steinbock · 05. Dez 2016 · Musik

Gegurgelte Weihnachtslieder – Der Musiker Konrad Bönig und sein mitreißendes KinderLiederMitmachKonzert

Während beim Kinderprogramm des Bregenzer Weihnachtsmarkts animierte Märchenfiguren ihre Bewegungen zu Stimmen vom Tonband machen, lädt das Vorarlberger Landestheater zu einem Adventserlebnis, das auf Tuchfühlung, Blickkontakt und Emotionen setzt. „Süsser die Glocken nie klingen“ heißt die Reihe, die an drei Samstagen stattfindet und bei freiem Eintritt Familien dazu motiviert, näher zusammenzurücken, zuzuhören, gemeinsam zu singen und zu spielen. Den Auftakt machte Konrad Bönig, der zusammen mit dem jungen und auch älteren Publikum nach allen Regeln der Kunst die Bühne rockte.

„Gleich geht´s los!“, verspricht der Musiker, der zuerst die Bühne fegt und dem Publikum erklärt, wie wichtig es sei, dass alles im Haus schön geputzt ist, vor allem dann, wenn die Oma zu Besuch komme. Damit das Putzen leichter vonstatten gehe, dafür habe er sich ein Lied ausgedacht. „Das müsst ihr dann ja auch machen mit dem Papa und dem Opa vor Weihnachten“, sagt er und sorgt dafür, dass die Eltern in Gelächter ausbrechen. Und schon bringt Konrad Bönig die Kinder und ihre Väter und Großväter dazu, aufzustehen. „Die Mamas dürfen jetzt mal sitzen bleiben“, erlaubt er, während alle Anderen die Arme hoch und tief ausstrecken und sich nach vorne wie nach hinten biegen und dazu singen. Unvermittelt hat Bönig sein Publikum fest im Griff und hält es siebzig Minuten in dieser Spannung. Eine lange Zeit für kleine Kinder, aber vor allem diejenigen im Kindergarten- und Volksschulalter hängen dem lustig aussehenden Künstler mit seinen zwei verschiedenen Schuhen, dem Ringelshirt und dem Hut auf dem verstrubbelten Haar an den Lippen.

Im Rampenlicht stehen

Konrad Bönig scheint überhaupt schon einige Fans im Publikum zu haben. Viele Kinder kennen die lustigen Lieder, die der gebürtige Deutsche mit Wahlheimat Vorarlberg selbst schreibt. „Das habe ich auf Youtube gesehen!“, ruft ein Mädchen Bönig zu und Kommentare, Fragen und Bemerkungen wie diese gibt es an dem Nachmittag viele. Alle werden wahrgenommen und die besonderen Talente des jungen Publikums heraus gestrichen. „Wer von euch meint, das Lied schon besonders gut zu können?“, fragt Bönig und vor allem die Hände der Jungs schnellen in die Luft. So holt er immer wieder einige aus dem Publikum zu sich und lässt sie mitsingen, ein Gedicht aufsagen oder Weihnachtslieder mit Wasser gurgeln. Der Schritt auf die Bühne wird bei Bönig so leicht wie lustvoll und viele Kinder nehmen das Angebot an. Quirlig geht es zu in der ersten Reihe und wer einmal vorne im Rampenlicht stand möchte es offensichtlich gleich wieder tun.

Kühe, die Kaffee trinken

Sein ganzes Publikum im Wert zu schätzen und zu beachten scheint dem Musiker wichtig. Die zurückhaltenden Mädchen fordert er ebenso auf, sich auf die Bühne zu stellen wie er die vorwitzigsten Jungen freundlich wieder auf ihre Plätze beordert. Er gleicht ein wenig einem Dompteur, der zu Sprüngen und Ausgelassenheit animiert und dann wiederum ganz leise werdend den Geräuschpegel drosselt. Unterstützt von einer Vielzahl verrückter und bunter Requisiten, wie z.B. einer Klobürste, die er selbstverständlich als Mikrofon einsetzt oder einer Piratenflagge, die bei ihm zuhause als Tischdecke fungiere. Eine etwas verkehrte Welt, in der Konrad Bönig Kühe Kaffee trinken lässt, die Eltern auf den Autokindersitz verfrachtet und den Nikolaus mit der Mama schmusend als Papa enttarnt. Schnell werden diese Verrücktheiten zur willkommenen Realität und diese verankert sich mit Klatschen, Schnipsen, Wippen und Tanzen in den jungen wie erwachsenen Körpern. Ein bezauberndes Weihnachtsprogramm, das einen „Das ist mir schnurzpiepegal!“ singend in den frühen Abend entlässt. Und wenn im Hinausgehen ein kleines Mädchen seine Mutter fragt, wann es denn wieder auf der Bühne stehen dürfe, dann hat Konrad Bönig wahrscheinlich den Grundstein für die nächste Generation an Bühneneroberern gelegt.


Das Mitmachkonzert von Konrad Bönig ist nochmals am 8. Dezember im Theater am Saumarkt in Feldkirch zu sehen.

Im Vorarlberger Landestheater ist in dieser Reihe am 10. Dezember eine Mitmachgeschichte des Jugendclubs zu erleben und am 17. Dezember eine weihnachtliche Lesung.