Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Peter Bader · 18. Dez 2011 · Musik

Gefühlvoller Vortrag

Am Samstagabend stellte die Theresia Natter Combo im Rahmen der Reihe Jazz& ihre aktuelle CD „Keep my soul“ im gut besuchten Dornbirner Spielboden vor.

Peter Füßl thematisierte in seinen üblichen einführenden Worten den Anspruch der Jazz-Reihe im Spielboden: Die Jazz-Reihe sei nicht nur eine Plattform für internationale Jazz-Größen, sondern auch als Plattform für wichtige Jazzer aus Vorarlberg gedacht. Dazu darf sich die 29-jährige Theresia Natter mittlerweile zählen. Die Absolventin des Gustav Mahler Konservatoriums Wien im Fach Jazzgesang legt mit ihrem aktuellen Album „Keep my soul“ ihre zweite CD vor. Für die Einspielung ihrer Eigenkompositionen im Studio und deren öffentliche Präsentation hat sie namhafte Musiker aus Vorarlberg und dem Vorarlberger Einzugsgebiet um sich geschart. David Helbock am Flügel und Nord Stage-Keyboard, Stefan Greussing an den Drums, Herwig Hammerl am fünfsaitigen E-Bass und Kontrabass sowie die Deutschen Thomas Gertner an der Posaune und Norbert Dehmke an der Querflöte und am Altsaxophon waren Natter in zwei kurzweiligen Sets zuverlässige Sidemen, die aber auch in zahlreichen Soli ihr musikalisches Können unter Beweis stellen durften.

... vibratoreiche, warme Alt-Stimme

Schon mit dem schwungvollen Opener „And you“ aus der Feder von Herwig Hammerl, ein Titel, der auch die Eröffnungsnummer der neuen CD ist, bewies Natter ihr Talent: eine besonders in den Mitten gut klingende, vibratoreiche, warme Alt-Stimme, die Natter gut und mit viel Gefühl zu führen weiß. Soulig in der Phrasierung, rhythmisch präzise, intonationssicher. Allerdings handelt es sich bei Natters Begabung um keine voluminöse Power-Röhre, die sich von Natur aus von der Band abhebt und die Arrangements überstrahlt. In der ersten Reihe, die vom Tontechniker nicht optimal erfasst werden konnte, hatte man deshalb aus akustischen Gründen zeitweise Mühe, den Inhalten der Songs folgen zu können. Wenn man einen Song als Einheit von Text und der Musik, die ihn ausdeutet, betrachten möchte, kam man live in der ersten Reihe nicht immer in den vollen Genuss von Natters Kunst. Um den in Texte gefassten Momentaufnahmen von seelischen Befindlichkeiten besser nachspüren zu können, sei deshalb auf die ausgezeichnete Studio-CD verwiesen.

Stilistisch vielseitig

Außer dem genannten Opener und „Free“, der zweiten Nummer, die ebenfalls von Hammerl stammte, zeichnete die Bandleaderin für alle Gesangs-Titel verantwortlich. Auch in Sachen Arrangements. Stilistisch wurden etwa Shuffle-Rhythmen genauso bedient wie Latin-Jazz. Sehr prägnant war Helbocks Montuno-Figur in „Aimless“. Gospel-Ankläge waren in der Ballade „Home“ zu vernehmen. Hatte Helbock bei den Piano-Voicings seines Compings sehr viele Freiheiten, so waren die zwei Bläser in ihren professionellen Backing Lines an die ausgeschrieben Noten gebunden.

Leidenschaftlicher Pianist

Freiheiten hatte Helbock vor allem im zweiten Set, als er seine instrumentale Version von Bruno Wiederins „Öpfili bist so kugelrund“ zum Besten geben konnte. Die afrikanische Fröhlichkeit, die sein Arrangement versprühte, ließ einen den Namen Abdullah Ibrahim (bzw. Dollar Brand) assoziieren. Die schnelle Ton-Repetitions-Technik in der Mittellage des Klaviers gemahnte an den großen Keith Jarrett. Als leidenschaftlicher Pianist, der er ist, setzt Helbock auch gerne mal den Ellenbogen ein ...

Mit „Schö“ und „Frühling“ hatte Natter auch zwei Titel in deutscher Sprache bzw. Vorarlberger Dialekt im Gepäck. Ob dies ein Zugeständnis an die derzeitige Dialektwelle unter Vorarlbergs Popular-Musikern ist, sei dahingestellt.

Interessante Scat-Einlage

Im Titeltrack der aktuellen CD - „Keep my soul“ - bot sich die Gelegenheit für eine Scat-Einlage. Natter scattete dabei interessante Gesangslinien, auch unisono mit E-Bass und dem E-Piano-Sound vom Nord Stage-Keyboard. Hammerl slappte, Helbock groovte und spielte ein Solo mit angezerrtem E-Piano-Sound.

Ein spannendes Debüt im Spielboden! Keine Frage, dass man die MusikerInnen nicht ohne Zugabe von der Bühne ließ. Viel Applaus für eine junge Vorarlberger Jazz-Sängerin und ihre Top-Band.