Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Fritz Jurmann · 24. Mai 2016 · Musik

Frischer Wind beim SOV: Der Abo-Zyklus 2016/17 wird auf sechs Konzerte mit drei Dirigentendebüts aufgestockt

Das im vergangenen Herbst gefeierte 30-Jahre-Jubiläum des Symphonieorchesters Vorarlberg hat dieser Einrichtung einen solchen Sympathieschub seines treuen Konzertpublikums beschert, dass es die Verantwortlichen nun gewagt haben, den bislang fünfteiligen Abo-Zyklus für die kommende Saison 2016/17 auf sechs Konzerte aufzustocken. Drei davon übernimmt der seit zehn Jahren als Chefdirigent des Orchesters amtierende Südafrikaner Gérard Korsten. Weitere News, die am Dienstagvormittag bei einer von Ursula Fehle von Pzwei moderierten Programmpräsentation im Bregenzer Festspielhaus vorgestellt wurden: Stardirigent Kirill Petrenko hält Wort und führt auch als Generalmusikdirektor in München und designierter Chef der Berliner Philharmoniker seinen Mahler-Zyklus mit dem SOV zu Ostern 2017 mit der Symphonie Nr. 5 cis-Moll fort – das ist jene mit dem berühmten „Adagietto“, das man aus dem Visconti-Film „Tod in Venedig“ kennt. Und er hat auch bereits seine Zusage für die Saison 2017/18 deponiert.

Drei Debütanten am Pult


Drei Dirigenten werden in der kommenden Saison hier debütieren: Kevin John Edusei, Michael Hofstetter und der im Land vielfältig wirkende Benjamin Lack, der sich diese Chance eigentlich schon lange verdient hätte. Drei Konzertprogramme werden in Folgeaufführungen auch bei vier Gastspielen in Klagenfurt, der Schweiz und Italien wiederholt, womit eine oft gehörte Forderung nach einer Ausweitung des regionalen Radius erfüllt wird. Auch bei den Bregenzer Festspielen ist das Orchester wie gewohnt tätig, diesmal mit vier Produktionen, und es erfüllt auch den dringenden Wunsch nach Musikvermittlung in Form von Workshops, Probenbesuchen und Künstlergesprächen, diesmal am Gymnasium Schillerstraße in Feldkirch und beim Walk Tanztheater. Eine deutlich umfangreicher gewordene Programmbroschüre informiert über alle Details (siehe beiliegendes pdf zum Download).

„Das Orchester hat Potenzial, das es zu nutzen gilt“, gibt Geschäftsführer Mag. Thomas Heißbauer gleich zu Beginn die neue Linie vor. „Die Musiker wollen mehr spielen und mit ihrer von Publikum und Kritik konstatierten qualitativen Weiterentwicklung möglichst oft gehört werden.“ Neben den beiden sechsteiligen Abo-Zyklen im Montforthaus Feldkirch und dem Bregenzer Festspielhaus gibt es das erste Konzert auch im Angelika-Kauffmann-Saal Schwarzenberg.

Programmliche Gratwanderung


Dafür hat der Geschäftsführer gemeinsam mit Chef Gérard Korsten mit sicherer Hand auch diesmal ein Konzertprogramm erarbeitet, das den Zuhörern einerseits Bekanntes von Haydn, Mozart oder Schubert bringt, das sie erwarten, sie aber auch „an der Hand nimmt und neugierig macht auf Neues, noch Unbekanntes, das für sie hörenswert und hörbar ist“, so Heißbauer. Als Musterbeispiel für diese genau austarierte Gratwanderung kann das vergangene Abo-Konzert gelten, bei dem praktisch unbekannte Werke von Schreker und Britten in freilich hervorragenden Darbietungen vom Publikum lautstark gefeiert wurden.

Und hier hat, genau dosiert, auch die zeitgenössische Musik ihren Platz im Abo-Programm, mit Werken von Krzysztof Penderecki, Peteris Vasks, Alfred Schnittke und erstmals dem in Vorarlberg aufgewachsenen Steirer Georg Friedrich Haas, mit seiner so persönlichen Tonsprache aus Vierteltönen und Schwebungen heute als Lehrer an der Uni New York eine feste Größe in der Szene. Beim Festival „Texte und Töne“ des ORF, heuer am 5. November, wird in einem eigenen Konzert zudem ein Auftragswerk des SOV an den heimischen Komponisten Michael Floredo uraufgeführt.

Deutlich gestiegenes Besucherinteresse

 

Der seit April des Vorjahres amtierende Präsident des SOV, Anwalt Dr. Manfred Schnetzer, verweist nicht ohne Stolz auf die gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegene Besucherbilanz von 27.700 Personen bei einer Eigenfinanzierung von 60,9 Prozent des Gesamtbudgets von über 1,3 Mill. Euro. Er bedankt sich bei den Hauptsponsoren Volksbank und VKW für die Unterstützung und beim Land für die gewährte Subvention und verweist darauf, dass die Abo-Preise in der kommenden Saison pro Konzert nicht erhöht werden, nur durch die Erweiterung auf sechs Konzerte. Es gibt in Zukunft eine noch günstigere, für jeden erschwingliche Kategorie im Abonnement, und das Abendprogramm wird in Zukunft im Eintritt inkludiert sein.

Die drei Debütanten am Dirigentenpult versprechen spannende Begegnungen mit den Musikern und dem Publikum. Kevin John Edusei, ein erfolgreicher junger Maestro aus Deutschland, ist Chef der Münchner Symphoniker und der Oper in Bern, der auch eine besondere Vorliebe für den Jazz besitzt. Der zuletzt öfter bei der Schubertiade Schwarzenberg tätig gewesene Michael Hofstetter wird die insgesamt 28. Opernproduktion des SOV in Zusammenarbeit mit dem Vorarlberger Landestheater leiten. In der Regie von Intendant Alexander Kubelka kommt Christoph Willibald Glucks Barockoper „Orpheus und Eurydike“ in elf Vorstellungen am Kornmarkt zur Aufführung.

Benjamin Lack erstmals beim SOV

 

Benjamin Lack, als Domkapellmeister in Feldkirch, Leiter einer Dirigierklasse und des Symphonieorchesters am Landeskonservatorium, Dirigent des Bregenzer Festspielchores und des Kammerchores Feldkirch eine Instanz für sich im Land, erhält erstmals die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit dem SOV. Seiner besonderen Neigung zur Chorarbeit entsprechend wird er mit seinem Feldkircher Kammerchor Joseph Haydns Oratorium „Die Jahreszeiten“ aufführen.

Unter den Solisten findet man dabei mit der Sopranistin Mara Mastalir die gefeierte Micaela aus der „Carmen“-Produktion im Vorjahr. Überhaupt hat man in der kommenden Saison auch auf die Solisten besonderes Augenmerk gelegt: Der Geiger Ilya Gringolts, bekannt aus einer SOV-Matinee von 2013, wird das Violinkonzert von Brahms spielen, die serbische Pianistin Anika Vavic eine Rhapsodie von Rachmaninoff und ARD- und Echo-Preisträger Sebastian Manz das Klarinettenkonzert von Weber. Der Bariton Daniel Schmutzhard, zuletzt 2014 als Papageno in Pountneys „Zauberflöte“ auf der Seebühne, gestaltet in Petrenkos Mahler-Zyklus vorab die „Lieder eines fahrenden Gesellen“, der international gefeierte französische „Pagagini der Harfe“, Xavier de Maistre, wird den Solopart in Boieldieus Harfenkonzert spielen.

Das gesamte Programm finden Sie anbei zum Download.