Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 06. Sep 2018 · Musik

Emotion, Kraft und Lebensfreude – Das „Quarta“-Orchester und Christoph Eberle steigerten sich in die Musik hinein und ernteten dafür begeisterten Applaus

Zum dritten Mal studierte die „Quarta 4 Länder Jugendphilharmonie“ unter der Leitung von Christoph Eberle ein großes Konzertprogramm ein und ging damit auf Konzertreise mit Stationen in Vaduz, Bregenz, Schwarzenberg, St. Gallen, Wangen und Feldkirch. Das hervorragend zusammen gestellte Programm mit Werken von Ravel, Strawinsky und Chabrier vereinte Ballett- und folkloristische Tanzkompositionen, die das groß besetzte Orchester mit Esprit und Courage ausdeutete. Im Mittelpunkt stand der Gitarrist Alexander Swete mit Rodrigos berühmtem „Concierto de Aranjuez“. Die Interpretation wirkte charmant und lebte von einer natürlichen Ausstrahlung.

Neben Strawinskys „Feuervogel“ stellte die Komposition „La Valse“ von Maurice Ravel enorme Anforderungen an die Musikerinnen und Musiker. Die vielschichtige Komposition wurde spannungsgeladen eingeleitet und das Spiel mit den Archetypen des Walzers feinsinnig und in gut austarierten Stimmenverhältnissen voluminös gesteigert. So kamen die einzelnen Melodien schön zur Geltung, bevor allmählich die von Ravel so unvergleichlich komponierte Umformung des musikalisch idyllischen Geschehens einsetzte. Den Wirbel an fatalen Übersteigerungen formte das Orchester mit effektvollen Wechseln zwischen dem Tutti und unterschiedlichen Stimmgruppen sowie mit orchestraler Kraft aus.

Intensive Werkwoche

In allen Werkdeutungen lenkten zahlreiche herausragende Soli die Aufmerksamkeit auf sich. Besonders in diesen Passagen zeigte sich das hohe musikalische Niveau der jungen Musikerinnen und Musiker, die allesamt Studierende an unterschiedlichen Konservatorien bzw. Universitäten sind. Eine Woche intensiver Probenarbeit war der Konzertreise vorausgegangen. Christoph Eberle wurde dabei von den Coachen Alexandra Rappitsch, Herbert Walser-Breuss und Dominik Neunteufel unterstützt.

Der Gesamtklang des groß besetzten Orchesters wirkte ausgewogen und die vitale Kraft der Werke entfaltete sich effektvoll. Charakteristisch waren die Rollenverteilungen: Während die Streicher eine solide Basis boten, spielten die Holzbläser gut aufeinander abgestimmt. Offensiv formten die Blechbläser ihre Passagen aus und die Schlagwerker schufen ein wirkungsvolles rhythmisches Fundament. Die dargebotenen Werke hatten es in sich, vor allem was die rhythmische Varianz und die Koordination anbelangte. Nicht alle kniffligen Passagen und Nahtstellen gelangen optimal, doch dies tat dem positiven Gesamteindruck und der guten Stimmung im Saal keinen Abbruch.

Stimmungsvolle Atmosphäre

Spannungsgeladen führten Christoph Eberle und das Orchester in die Atmosphäre des „Feuervogels“ von Igor Strawinsky ein und zeichneten danach die Gegenwelten der Menschen und Fabelwesen poesievoll nach. In zahlreichen solistischen Passagen und wirkungsmächtig aufgebauten Schüben entwickelte sich die dramatische Handlung hin zum „Danse infernale“, der mit griffigen Rhythmen den Höhepunkt markierte. Zum Happy End entfalteten die Musikerinnen und Musiker einen enormen Drive.

Die berühmte Rhapsodie für Orchester „España“ von Emmanuel Chabrier fügte sich hervorragend in das abwechslungsreiche Programm ein. In dieser Werkdeutung kamen das folkloristische spanische Flair und die schillernden orchestralen Klangfarbenspiele zur Geltung.

Natürliche Ausstrahlung

Alexander Swete verströmte als Solist einen natürlichen Charme und vermittelte die Freude am gemeinsamen Musizieren mit dem Jugendorchester. Der obertonreiche Klang seines Spiels und die kraftvoll austarierten Wechsel zwischen rhythmischen Akkordfolgen und lyrischen Passagen zogen das Publikum in seinen Bann. Das Zentrum der Werkdeutung bildete das Adagio. Dieses zelebrierten Alexander Swete und die „Quarta“-Musikerinnen und Musiker mit einer feinsinnigen Ruhe und unterstrichen damit die Weite und den erdige musikalischen Grundcharakter. Tänzerisch und ausgelassen musiziert, verbreitete das Finale gute Laune.

Weitere Konzerte:
Freitag, 7.9., St. Gallen, Tonhalle
Samstag, 8.9., Feldkirch, Montforthaus
Sonntag, 9.9., Wangen, Festaal der Waldorfschule
www.quarta4.org