Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 07. Okt 2013 · Musik

Einfallsreich und energisch – Das Minetti Quartett spielte virtuos und ließ mit Max Reger aufhorchen

Maria Ehmer, Anna Knopp, Milan Milojicic und Leonhard Roczek musizieren im österreichischen „Minetti Quartett“. Bei ihrem Auftritt im Rahmen der Schubertiade Hohenems begeisterten sie durch ihre energiegeladene Spielart. Von den QuartettmusikerInnen ging ein großer Gestaltungswille aus, so dass die Streichquartette op. 77/1 von Haydn und Mendelssohn-Bartholdys op. 44/1 viel Elan versprühten. Zusammen mit dem Klarinettisten Paul Meyer deutete das „Minetti Quartett“ auch das Klarinettenquintett op. 146 von Max Reger. Ein intensives Hören und Spielen brachte die vielschichtige Komposition gut, aber etwas angestrengt, zum Ausdruck.

Die QuartettmusikerInnen spielten mit einem homogenen Ausdruck und brachten ihre individuellen Charaktere unmittelbar zur Wirkung. Maria Ehmer an der ersten Violine zog selbstbewusst und mit einem resoluten Touch die Fäden. Feinfühlig reagierte der Cellist Leonhard Roczek. Er breitete ein gutes Fundament aus, das vor allem in den Mittelteilen des Haydnquartetts die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Allerdings spielte er abschnittweise etwas zu zurückhaltend. Mitunter fehlte so der Gegenpol zu den hohen Streichern, wie beispielsweise im Menuett des Streichquartettes von Mendelssohn-Bartholdy. Anna Knopp an der zweiten Violine und Milan Milojicic an der Viola waren ganz Ohr bei den anderen und gestalteten ihre Stimmen elastisch aus.

Enthusiastisch


Haydns Streichquartett in G-Dur, op. 77/1, das sogenannte „Komplimentierquartett“, packten die QuartettmusikerInnen energisch an und artikulierten die Themen mit einem straffen Tempo, spritzig und leidenschaftlich. Die prägnanten Phrasierungen und Artikulationsmuster belebten den dritten Menuettsatz mit den federnden ausgestalteten Themengestalten. Im Finalsatz wirkte die virtuose Spielart mitreißend, jedoch verdeckte der Überschwang beinahe die Hauptlinien in den Mittellagen.

Die Interpretation des Streichquartetts, op. 44/1 von Felix Mendelssohn-Bartholdy zog das Publikum in ihren Bann. Wie Juchzer stellten die MusikerInnen die aufbrausenden Themen in den Raum und entwickelten einen enormen Drive. Die virtuose Anlage des Werkes kam der Spielart der jungen MusikerInnen entgegen. Mit atemberaubend schnellen Fingern gestalteten sie die Läufe, ohne jedoch die Ruhepole außer Acht zu lassen.

Komplexem Werk mutig begegnet


Zusammen mit Paul Meyer spielte das Minetti Quartett das Klarinettenquintett, op. 146 von Max Reger. Das vielschichtig angelegte Werk gestalteten die Quartettmusiker höchst konzentriert, die Klarinettenstimme und ihren Klang balancierten sie gut aus. Die Aufmerksamkeit lenkten vor allem Passagen dann auf sich, wenn das Streichquartett beinahe orchestrale Züge annahm und die Klarinettenstimme solistisch in den Vordergrund treten konnte. So entwickelte sich im Eröffnungssatz ein gut nachvollziehbarer Spannungsbogen. Die polyphon ineinander verwobenen Stimmverläufe sowie motivische Entwicklungslinien modellierten die MusikerInnen transparent.

Einen Höhepunkt des Konzertabends stellte die Deutung des zweiten Satzes dar. Emotional und in der Klanggestaltung facettenreich spielte Paul Meyer. Dazu formten die QuartettmusikerInnen die Stimmungswechsel des kauzigen Tanzes ausdruckstark und mit einer flexiblen Tongebung.