Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Mirjam Steinbock · 19. Aug 2016 · Musik

Eine Reise mit Heu und Rosen – „Les Rois Vagagonds“ verzaubern im Freudenhaus

Das Concerto für zwei Clowns - noch bis 20. August im Freudenhaus Lustenau zu sehen - in Kürze zu beschreiben, ist ein Ding der Ungmöglichkeit. Zu durchdacht und mit unzähligen bezaubernden Details gespickt, ist die Geschichte dieser zwei Virtuosen an Instrument und auf dem Tanzteppich, in luftiger Höhe, auf imaginärer See und im duftenden Heu. Das Paar zieht das Publikum mit Witz, ungeheurem Charme und überzeugendem Können von der ersten Minute an in seinen Bann und führt es auf eine viel zu kurz wirkende Reise über sämtliche Kontinente. In seinem Gepäck hat es ein künstlerisches Füllhorn an Akrobatik-, Musik- und Tanzstilen.

Man wähnt sich fast bei Hofe zu Beginn dieses Konzerts. Die Musik klassisch, der rote Samtvorhang von edler Schwere und der kristallene Kronleuchter von majestätischer Schönheit. Sie, mit weiß getünchtem Gesicht und gelockter Perücke von ebensolcher Farbe, tritt in einem roten Kleid auf. Sie passt perfekt in die Szenerie, dieses Rokoko-Mädchen, das sich so grazil und leicht bewegt. Daneben er. Mit gebeugtem Körper, ungepflegtem Vollbart, einer bräunlichen Clowns-Nase und einer schäbigen Kopfbedeckung. Mit seinem kittelartigen Mantel gleicht er einem Älpler. Er versucht hölzern, die Bewegungen seiner Partnerin zu kopieren und bemüht sich den ganzen Abend darum. Mit mäßigem Erfolg in Ausführung, aber unter tosendem Beifall des Publikums. Die Diskrepanz dieses Paares in Aussehen und Bewegung ist hoch, ihr Zusammenspiel, mit dem sie ein Universum an Bildern und Vorstellungen vor den Augen der Zuschauenden ausbreiten, ist jedoch von berührender Nähe und fein abgestimmt. Es wird rasch klar, was für eine gute Ausbildung und Praxis das Künstlerpaar in Musik, Tanz, Sport, Akrobatik und Theater mitbringt.

Ode an das Leben


Für ihr Concerto kommt noch etwas Maßgebliches dazu. Es ist die besondere Geschichte dieser zwei Vagabunden, die einem sofort ans Herz wachsen. Sie kommunizieren ohne Worte und nur mit vogelähnlichen Lauten, ihre ausdrucksstarken Gesichter sprechen jedoch Bände. Lediglich ein beeindruckendes „Wow“ ist hier und da von ihm zu hören. Die beiden hängen am Luster, dann spielen sie klassische Werke auf Geige und Tuba und lassen schließlich Rosenblätter vom Himmel regnen. Sie begeben sich in ihrem Kofferboot vom Heu-Stall auf das offene Meer und tauchen dort mithilfe eines Zuschauers nach der Tuba. Sie interpretieren Bach, Vivaldi und Strauss und tanzen Ballett, Flamenco und Cancan. In ständigem Kontakt mit dem Publikum flirten sie es an, beziehen es ein, nehmen es herzerfrischend mit. Es ist ein Fest für die Sinne und der Witz dieser anrührend ausgearbeiteten Geschichte zweier Clowns, die sowohl schwelgend als auch kämpfend durch ihr Leben gehen, ist stets von entwaffnender Ehrlichkeit. Es macht Mut, dieses Stück, das im Grunde eine Ode an das schöne Leben ist, welches sich als besonders reich erweist, wenn man es mit der Gemeinschaft teilt.

 

Nächste Termine für das „Concerto für zwei Clowns“ im Freudenhaus Lustenau am 19. und 20.08.2016.
www.freudenhaus.or.at