Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 21. Nov 2014 · Musik

Eine liebenswürdige „Promenadenmischung“ – „Sonus Brass“ und das Symphonieorchester Vorarlberg präsentierten das neueste Werk von Georg Breinschmid

Aus dem Jahresprogramm des Symphonieorchesters Vorarlberg ragte das zweite Konzert heraus, weil fünf Orchestermitglieder als Solisten, noch dazu mit einem Auftragswerk von Georg Breinschmid, zu erleben waren. Das „Sonus Brass Ensemble“ mit Stefan Dünser, Attila Krako, Andreas Schuchter, Wolfgang Bilgeri und Harald Schele boten zusammen mit dem SOV unter der Leitung von Gerard Korsten eine angenehme Unterhaltung. Die flankierenden Werke von Robert Fuchs, Maurice Ravel und Francis Poulenc passten zwar in der musikalischen Aussage zueinander, insgesamt wirkten die Werkdeutungen jedoch etwas langatmig.

In diesem Jahr feiert das international erfolgreiche Blechbläserquintett „Sonus Brass“ sein 20-jähriges Jubiläum. Das war ein guter Anlass für die fünf außergewöhnlichen Musiker - alle sind seit Jahren auch beim SOV tätig - ein für sie maßgeschneidertes Werk in Auftrag zu geben. Eingeladen wurde der Jazzmusiker Georg Breinschmid, mit dem das Symphonieorchester bereits erfolgreich zusammengearbeitet hatte. In enger Kooperation mit Tscho Theissing schuf er das Werk „Promenade“.

Gute Einfälle, wenig Kanten


Im Programmheft nannte Breinschmid selbst sein Werk eine „Promenadenmischung“ und traf mit dieser Bezeichnung auch im Hinblick auf den inhaltlichen Kern des Werkes den Nagel auf den Kopf. Die Musik war unterhaltsam und humorvoll gesetzt und implizierte einen Spaziergang durch Wien. Eine hervorragende Idee waren die Zuspielungen, die wie Klangfetzen aus Gaststuben aufgefasst werden konnten. In einer relativ langen Einleitung wurde zuerst ein ätherischer Klangteppich ausgebreitet, aus dem sich dann eine Musik im Stile der „Music Hall“ entwickelte. Dazu schuf Georg Breinschmid mit seinem verstärkten Kontrabass ein starkes Fundament. Humorvoll führten die Musiker in einem schönen Wechselspiel mit dem Streichorchester in eine übermütige Passage über. Sie geriet außer Rand und Band und fand ein abruptes Ende. Mit den Bildern einer ausgelassenen Lokaltour im Kopf konnte ich mir denken, warum anschließend ein sehr gemäßigter Blues erklang.

Originelle Verbindungen


Den Höhepunkt fand das Werk zum Schluss hin, wo in schneller Aufeinanderfolge unterschiedlichste Zitate aus der klassischen Musik, dem Wienerlied, ethnische Anklänge, Polka und Blasmusik ineinander verschachtelt und originell verknüpft wurden. Hier wirkte auch der Satz des Streichorchesters schlüssig, weil die Begleitfloskeln unterschiedliche emotionale Bilder ausformten. Eine gute Klangmischung ergab überdies die Instrumentation, denn dem Blechbläserquintett und dem Streichorchester wurde ein Vibraphon und eine Harfe hinzugefügt.

Souverän spielten das „Sonus Brass Ensemble" seinen Part, stets in einem guten Kontakt mit dem Orchester und mitten drinnen agierte Gerard Korsten als aufmerksamer Vermittler. Er animierte die Streicher, sodass sich in den Orchesterpassagen abschnittsweise sogar der Groove einstellte. Insgesamt wirkte Georg Breinschmids Komposition jedoch eher gemäßigt. Diesen Musikern hätte er (viel) mehr zumuten können und damit meine ich - um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen - nicht kompositorische Ideen einer avancierten zeitgenössischen Musik.

Jubel für die Solisten


Ganz aus dem Häuschen gerieten die Zuhörerinnen und Zuhörer bei den Zugaben des „Sonus Brass Ensembles“. Der Funke sprang mit der exakt choreografierten Schrittfolge und den Bewegungsabläufen der Musiker sowie deren energiegeladener Spielart in Nino Rotas Themen aus dem Film „Achteinhalb“ unmittelbar über. Weiters zeigten Stefan Dünser, Attila Krako, Andreas Schuchter, Wolfgang Bilgeri und Harald Schele mit „Luag luag wiat Sunna pfüatti seyt“ von Johannes Bär und Tristan Schulzes Finale aus „Rocky Roccoco“ was sie wirklich drauf haben.

Gute Unterhaltung im Rahmenprogramm


Die Serenade Nr. 5 von Robert Fuchs, Maurice Ravels „Pavane pour une infante défunte“ und die Sinfonietta von Francis Poulenc umrahmten Breinschmids „Promenade“. Das Symphonieorchester Vorarlberg und Gerard Korsten interpretierten die Kompositionen mit einer schön ausbalancierten Klangkultur. Vor allem in der Serenade von Fuchs erzeugten die Streicher gute Anklänge an den typisch wienerischen Tonfall. Die Pianokultur zelebrierte das Orchester bei Ravel und als flexibler Klangkörper brachten die Musiker vor allem im Schlusssatz von Poulencs Sinfonietta die Bewegungsenergien mit einem tänzerischen Duktus zur Geltung. Allerdings hatte das Konzerereignis insgesamt eine Überlänge. In dieser Fülle boten die drei Werke zu wenig Dramatik und thematisch-motivische Anreize.

 

Weitere Aufführung:
So, 23 November 2014, 19:30 Uhr, Festspielhaus Bregenz
Ausschnitte aus dem Konzert sind am 14. Dezember ab 20.05 Uhr im Programm Radio Vorarlberg (Konzert am Sonntag) zu hören.