Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 01. Nov 2016 · Musik

Eine ansteckende Begeisterung, die aus dem Innersten kommt – Der Landesjugendchor „Voices“, der Landeskinderchor und das Duo „das KOLLEKTIV“ erfreuten die Zuhörenden in der Kulturbühne AmBach

Die Vorarlberger Chorszene besitzt zwei ganz besondere Unikate: Den einzigen Landeskinderchor Österreichs und den besten Jugendchor Österreichs. Diese beiden Singgemeinschaften sowie deren musikalische Leiter Birgit Giselbrecht-Plankel und Oskar Egle luden zum Konzert und zwei Mal konnte die Kulturbühne AmBach die herbei strömenden Zuhörerinnen und Zuhörer kaum fassen. Es war ein bewundernswertes und beglückendes Ereignis, die 63 Kinder und die 87 jugendlichen Sängerinnen und Sänger mit ihrer bunten Vielfalt an Liedern und Songs mitzuerleben und das Niveau der beiden Chöre zu bestaunen. Bereichert wurde der unterhaltsame und abwechslungsreiche Chorabend auch vom Flötisten Juan Carlos Diaz Bueno und dem Akkordeonisten Raphael Brunner.

Der Landesjugendchor „Voices“ heimst einen Erfolg nach dem anderen ein, denn das Niveau der gut achtzig Sängerinnen und Sänger ist überaus hoch. Dies bestätigten die engagierten Jugendlichen unter anderem im vergangenen Juni  bei einem internationalen Chorwettbewerb in Krakau, wo sie mit zwei ersten Plätzen ausgezeichnet wurden. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an das Konzert unter dem Motto "voices for kids" in der Kulturbühne AmBach. Die Frage lautete, was denn diesen Chor neben der erfrischenden Ausstrahlung, einer bewundernswerten Intonationssicherheit sowie einer hervorragend austarierten Klangbalance noch auszeichnet.

Werkdeutungen kreativ präsentiert

Gleich zu Beginn, beim Einzug in den Bühnenraum, machte der Jugendchor „Voices“ deutlich, dass nicht ein konventionelles Konzert mit üblicher Aufstellung zu erwarten ist, sondern der Raum mit einbezogen wird. Zahlreichen Liedern legten die Sängerinnen und Sänger spezielle „Inszenierungen“ zugrunde, die die Werkdeutungen wirkungsvoll unterstrichen.

In den vier thematischen Blöcken standen unterschiedliche musikalische Stile im Fokus. Besonders in den beiden Brucknerliedern „Salvum fac populum tuum“ und „Locus iste“ zeigten die Sängerinnen und Sänger ihre große Reife. Die Vokale wurden klar artikuliert und ein ausgewogener Chorklang entfaltet. Darüber hinaus lenkte die dynamische Flexibilität des Chores immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich. Die prägnante Wortrhythmik kam im Traditional „Loch Lomond“ sowie in „September“ hervorragend zur Geltung.

Mitreißend und niveauvoll

Die perkussiv rhythmisierten Geräusche und die Rezitation in „Was gibt’s Neues“ von Manfred Länger passten gut zum nachfolgenden, zeitkritischen Song „Hymn of Acxiom“. Die Qualität der Arrangements sprach für sich und wies auf das hohe Niveau der aktuellen Chorliteratur im Allgemeinen hin. So spannend und musikalisch beziehungsreich verflochten habe ich beispielweise das allseits bekannte Volkslied „Die Gedanken sind frei“ noch nie gehört. Die Stimmung im Saal erreichte im abschließenden Block mit dem Popsong „Viva la vita“, dem Spiritual „Didn’t My Lord Deliver Daniel“ sowie dem Traditional „Bawo, Thixo Somandla“ den Höhepunkt. Noch lange hätte man den Sängerinnen und Sängern zuhören mögen, denn sie verströmten Elan, wirkten begeistert und verbreiteten gute Laune.

Frisch und fröhlich

Den Landeskinderchor zum gemeinsamen Tun einzuladen, war eine hervorragende Idee. Die Lieder, die die Kinder präsentierten, ergänzten den bunten Chorabend sehr gut. Zuerst ließ der Kinderchor mit den Vorarlberger Volksliedern „An Vorarlberg“, „Oh Hoamatle“ und „Liedle, Liedle“ aufhorchen. Mit einem schönen Gesamtklang und guter Intonation wurden die Lieder dargeboten. Dass es allen ungeheuren Spaß machte, war auch in „Chocolat Chaud“ sowie in „Obstsalat“ gut nachvollziehbar. Viel Aufmerksamkeit lenkte das Lied „Sing!“ von Manfred Länger auf sich. Tier- und Naturgeräusche sowie ungewöhnliche melodische Linienführungen verwoben die 63 Sängerinnen und Sänger, die zwischen acht und fünfzehn Jahre alt sind, mit der größten Selbstverständlichkeit. Zu mehreren Liedern ließen sich die Kinder illustrierende Bewegungen einfallen, die die Inhalte verdeutlichten und die Choraufstellung sympathisch auflockerten.

Zwei Chorleiter mit Charisma

Überaus konzentriert und auf die Sicherheit ihrer musikalischen Leiterin Birgit Giselbrecht-Plankel und des musikalischen Leiters Oskar Egle vertrauend, vollbrachten die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Höchstleistungen. Als sei dies nicht schon genug, benötigten die Mitwirkenden den gesamten Konzertabend lang kein einziges Notenblatt. Die Arbeit von Birgit Giselbrecht-Plankel und Oskar Egle kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn sie agieren nicht nur musikalisch souverän. Darüber hinaus haben sie die besondere Gabe, aus ihrem Innersten heraus Kinder und Jugendliche zu begeistern. Diese kreative Atmosphäre beim Konzert zu spüren, war ein eindrückliches Erlebnis.

Poetische Klangsinnlichkeit

Zu ihren Konzerten laden die „Voices“ immer auch befreundete Musiker ein. Dieses Mal spielte „dasKOLLEKTIV“ - das sind der Flötist Juan Carlos Diaz Bueno und der Akkordeonist Raphael Brunner - Werke von Astor Piazzolla, Béla Bartók und Gorka Hermosa. Auch diese beiden jungen Musiker zogen die Zuhörenden in ihren Bann. Die Art, wie sie die Werkdeutungen anlegten, wie sie miteinander in einen musikalischen Kontakt traten, ihr souveränes Musizieren und die geistreichen Arrangements waren faszinierend und begeisterten.

Zahlreiche liebevolle Details ergänzten den gelungenen Konzertabend. Für die gute Stimmung im Saal sorgten auch die Moderatorenpaare aus den Reihen der beiden Chöre.