Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 04. Jun 2017 · Musik

Ein niveauvolles musikalisches Fest für alle Sinne – die Pfarrkirche Altach bot ein gutes Ambiente für ein inspirierendes Porträtkonzert mit Werken von Michael Floredo

Das „ensemble plus“, der ORF, die Gemeinde und die Pfarre Altach haben Ressourcen gebündelt und das Schaffen des Altacher Komponisten Michael Floredo im Rahmen eines anregenden Konzertabends in den Mittelpunkt gestellt. Der Kompositionspreisträger 2016 des Landes Vorarlberg feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Die konzentrierte Atmosphäre und die ausgezeichnete Akustik in der Pfarrkirche ließen die Musik von Michael Floredo in voller Pracht erstrahlen und eindrücklich wirken. Aufgeführt wurden die Kompositionen „Padre Nuestro“, „Kontemplation: Geist-Nichtgeist“ und „Orpheus’ Rückkehr“, die sich im Konzertsaal schon öfters bewährt haben. In allen Werkdeutungen kristallisierten die Musikerinnen und Musiker des „ensemble plus“ unter der Leitung von Thomas Gertner, die Organistin Gerda Poppa, Lukas Nussbaumer (Saxophon) und Stefan Greußing (Perkussion) sowie die Pianistin Akiko Shiochi und die Mezzosopranistin Sigrid Pundrich die musikalischen Quintessenzen hervorragend heraus. Eindrücklich wirkte überdies die künstlerische Botschaft der neuesten Komposition „Flügelschlag“, die uraufgeführt wurde.

Wie ein Gebet ist das groß besetzte Ensemblestück „Padre Nuestro“ angelegt. Die Musiker des „ensemble plus“ (Akiko Shiochi, Klavier; Alesia Voropaeva, Oboe; Anja Baldauf, Flöte; Ulrike Neubacher, Harfe; Stefan Konzett, Franz Lerch, Egon Heinzle, Posaunen; Stefan Greussing, Markus Lässer, Claus Furchner, Perkussion; Jessica Kuhn, Violoncello) unter der Leitung von Thomas Gertner musizierten höchst konzentriert und mit einer ausgeprägten inneren Ruhe.

Einen weiten musikalischen Raum schufen die feinsinnigen, perkussiven Klangfelder, in welche die suchenden Gesten der einzelnen Stimmen eingebettet erklangen. Vom Ensembleklang getragen, gestaltete die Mezzosopranistin Sigrid Plundrich den Vokalpart. Sie betonte den ornamentalen Charakter der melodischen Linien, die abschnittweise auch rezitiert wurden, mit einer weichen Stimmführung und unterstrich damit den einesteils flehentlichen und andernteils indigen Charakter der Musik ausdrucksvoll. Eine große Schubkraft innerhalb des musikalischen Geschehens entwickelten die drei Posaunen. Sie unterstützten die Verdichtungsprozesse und verliehen der Musik eine große Dringlichkeit. Die Sopranistin und das Ensemble zogen die Zuhörenden unmittelbar in ihren Bann, so dass die aussagekräftige Musik von Michael Floredo eine große Wirkung entfaltete.

Musik mit gesellschaftlicher Relevanz

Fast wie ein „Schwesternwerk“ zu „Padre Nuestro“ - mit ähnlicher Instrumentation - ist die neueste Komposition „Flügelschlag“ von Michael Floredo konzipiert. Lediglich die Harfe wurde durch eine Klarinette (Markus Beer) ausgetauscht. Auch in diesem Werk kam die gesellschaftskritische Haltung von Michael Floredo aussagekräftig zur Geltung. Aktueller hätte die Musik nicht Bezug nehmen können auf die realpolitischen Geschehnisse im Hinblick auf den Klimaschutz.

Die Besetzung mit Perkussion, Marimba und Vibraphon sowie Klavier auf der einen Seite und die melodieführenden Instrumente der Holzbläser, Posaunen und des Violoncellos ergaben eine eher dunkle Färbung über dem die Mezzosopranistin fast wie eine Anrufung die klangschönen Begriffe „Metanoia“ als Bitte um ein Umdenken ausformulierte und „agathos“, den guten Geist beschwor. Die melodischen Linien erklangen gut ausformuliert und dicht ineinander verwoben, so dass sich mitunter ein symphonischer Charakter ausbreitete. Tonrepetitionen und das präparierte Klavier verliehen der mitteilsamen und gut nachvollziehbaren Musik zudem eine perkussive Kraft.

Dialektische Diskurse

Michael Floredos musikalische Ideen beruhen auf Gegensätzen, die er auch mit kraftvollen Instrumentalfarben darstellt. Die Komposition „Kontemplation: Geist-Nicht Geist“ interpretierten Gerda Poppa an der Orgel, Lukas Nussbaumer am Sopransaxophon und Stefan Greußing am Schlagzeug, unterstützt von Michael Fliri und Willi Poppa. In dieser Werkdeutung kamen die Proportionen, aus denen Michael Floredo viele gestaltbildende Passagen schöpfte, transparent zur Geltung. In einem dialogischen Diskurs stellten die Musiker gegenläufige Bewegungen, parallel geführte Passagen und gewichtige Klangballungen ausdrucksvoll zueinander in Beziehung.

Beinahe ein „Klassiker“ im Œuvre von Michael Floredo ist das Klavierwerk „Orpheus’ Rückkehr“. Virtuos entwickelte Akiko Shiochi die themenführenden Linien aus und öffnete große Klangräume.

Zur Nachahmung empfohlen

Mit einem Buffet wurde abschließend der stimmungs- und niveauvolle Konzertabend gefeiert. Landes- und Gemeindepolitiker und auch kirchliche Vertreter, die den Wert heimischer Komponisten und ihres künstlerischen Schaffens erkennen und dieses mit Freude in den Mittelpunkt stellen, würde man sich mehrere wünschen. So gesehen könnte Altach eine positive Vorbildwirkung haben, die zur Nachahmung anregt. Anlässe gäbe es genug.