Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Silvia Thurner · 02. Okt 2014 · Musik

Ein musikalischer Weltbürger, der ohne viel Tamtam den Dingen auf den Grund geht – Murat Üstün erhielt den Kompositionspreis 2014

Die Kompositionspreisverleihung an Murat Üstün im Bregenzer Landhaus war ein ganz spezielles Fest. Im voll besetzten Montfortsaal musizierten das „Sonus Brass Ensemble“ sowie Professoren des Landeskonservatoriums Werke des ausgezeichneten Komponisten und er selbst spielte mit seinem Sohn Marcel Üstün. Landesrat Harald Sonderegger und der türkische Generalkonsul Cemal Erbay würdigten den Komponisten, Arrangeur und Musiker. Markig und amüsant lockerte Gerold Amann als Laudator die Stimmung im Saal, indem er auf den Weltbürger Murat Üstün und die Vorarlberger Aborigines verwies.

Der mit 7.000 Euro dotierte Kompositionspreis des Landes Vorarlberg wurde 2014 nach einem neuen Modus vergeben. Ensembles und Institutionen des Landes erhielten die Möglichkeiten, jeweils einen Komponisten für diese Auszeichnung vorzuschlagen. Die beiden Ensembles „Sonus Brass“ und „Die Schurken“ hatten den Komponisten und Hornisten Murat Üstün nominiert. Schnell waren sich die Jurymitglieder in einem gemeinsamen Diskussionsprozess einig, dass Murat Üstün der diejährige Preisträger sein soll.

Die Musik im Mittelpunkt


Im Rahmen der Preisverleihung konnten sich alle Anwesenden von der Qualität des Komponisten überzeugen, denn ein ausgesuchtes Konzertprogramm vereinte ganz frühe Werke wie „Anadolu“, „Die Seidenstraße“ und „Agit“ sowie die jüngste Komposition „Yunus Emre Suite“. Die dargebotenen Kompositionen machten diesen Festakt zu einem Konzertereignis, denn die Musik war nicht lediglich dekorierendes Beiwerk, sondern sie und ihr Urheber standen im Mittelpunkt.

Musiker als Gratulanten


Stefan Dünser, Attila Krako, Andreas Schuchter, Wolfgang Bilgeri und Harald Schele haben Murat Üstün schon vor vielen Jahren für sich entdeckt. So sind für das „Sonus Brass Ensemble“ bereits einige Kompositionen entstanden. Ihnen auf den Leib komponiert ist „Oynak Aksak“, aus dem der Teil „Agit“ zu hören war. „Die Seidenstraße“ ist bereits seit Jahren ein „Hit“, den das Blechbläserquintett oft und gerne auf ihren Konzerten spielt. Mit ihrer bewundernswert ausgeglichenen Klangkultur zelebrierten die Musiker die Werke und verliehen ihnen ein individuelles Profil.

Dass ein Komponist im Rahmen seines Festaktes ans Klavier sitzt und gemeinsam mit seinem Sohn Marcel ein eigenes Werk interpretiert, kommt nicht alle Tage vor und hinterließ allein deshalb einen besonderen Eindruck. „Anadolu“ für Horn und Klavier führt Murat Üstüns Werkliste an und die Spannbreite zur jüngsten Komposition, der „Yunus Emre Suite“, ist groß. Dozenten des Landeskonservatoriums mit Eugen Bertel (Flöte), Adrian Buzac (Oboe), Hauke Kohlmorgen (Klarinette), Fabian Müller, (Saxofon), Allen Smith (Fagott) und Andreas Schuchter (Horn) interpretierten das dreisätzige Werk mit viel Ausdrucksdruckskraft.

Professionelle Vorarlberger und Integration


Die musikalischen Wurzeln aus der türkischen und südosteuropäischen Volksmusik sowie die außerordentliche Gabe, Rhythmen so differenziert zueinander in Beziehung zu setzen, kristallisierten alle Musiker durch ihre transparente Spielart heraus und verwiesen damit auf die kompositorischen Qualitäten von Murat Üstün. Gerold Amann nahm auf seine Weise in der Laudatio darauf Bezug und erhielt mit seinen markigen Sprüchen viel Applaus. „Murat ist ein Weltbürger, er zog durch die ganze Welt. Ich bin eher ein professioneller Vorarlberger geblieben. Man kann sich auch vorstellen, dass es blanker Unsinn ist, in diesem Fall von Integration zu reden. Integrationsprobleme - wenn ich das noch sagen darf - habe eher ich“, gab der Laudator zu Bedenken, „aber nicht mit den sogenannten Ausländern, sondern mit den Vorarlberger Aborigines.“

Die Wertschätzung gegenüber Murat Üstün kam durch den euphorisch gespendeten Applaus zum Ausdruck. Herzliche Gratulation!