Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Silvia Thurner · 18. Aug 2013 · Musik

Ein Konzert, wie geschaffen für diesen Solisten – Der Geiger Ilya Gringolts brillierte bei den Bregenzer Festspielen

In der kleineren Kammerorchesterbesetzung hatte das Symphonieorchester Vorarlberg bereits einen Auftritt bei den diesjährigen Bregenzer Festspielen. Zum Abschluss des Festivals spielte das SOV nun in großer Besetzung eine Matinee. Im Mittelpunkt stand der russische Geiger Ilya Gringolts. Er faszinierte die Zuhörenden mit seinem intensiven Spiel. Nicht nur virtuos interpretierte er Mieczyslaw Weinbergs Violinkonzert op. 67, sondern auch bewundernswert musikalisch. Dieser Meisterleistung wurden vielfarbige und temperamentvolle Werkdeutungen von Puccini und Martinu zur Seite gestellt.

Ilya Gringolts ging bei seinem Auftritt im Festspielhaus sogleich „In medias res“. Ohne Orchestereinleitung intonierte er das Violinkonzert von Mieczyslaw Weinberg mit einem vorwärtsdrängenden Thema, das einesteils perkussiv und andernteils in sich kreisend angelegt war. Daraus schöpfte der Solist immer wieder neue Energien und musizierte die einzelnen Phrasen mit einer atemberaubenden Technik. Den Hegemonieanspruch des Solisten, den Weinberg in diesem Konzert fantasievoll angelegt hat, hob Ilya Gringolts selbstbewusst hervor. Die Aufmerksamkeit fesselte der 31-jährige Musiker, indem er mehrstimmige Passagen in feinsinnige Wendungen überführte und dabei die Klangfarben faszinierend nuancierte. Jedem Ton verlieh er einen individuellen Charakter, und die Palette unterschiedlichster Klangeigenschaften schien unendlich.

Singende Aussagekraft

 

Mit einem sprechenden Ausdruck und suchenden Gesten sowie kammermusikalischen Dialogen wurde das Allegretto belebt. Den lyrischen langsamen Satz sang Ilya Gringolts auf seiner Stradivari. Zerklüftet, in einem Wechsel zwischen marschähnlichen und „überdrehten“ Walzermotiven, gespickt mit viel Perkussion erklang der Finalsatz. Den Schluss gestalteten der Solist und das Orchester vielsagend, in höchsten Lagen, unterstrichen von einem Paukentremolo in einem filigranen Pianissimo.

Das Symphonieorchester Vorarlberg und Gérard Korsten trugen den Solisten rhythmisch versiert, sie boten ein sicheres Fundament sowie eine zurückhaltende Kulisse. Das Publikum applaudierte frenetisch und erhielt dafür als Zugabe die Caprice Nr. 6 von Niccoló Paganini.

Die Strahlkraft des großen Orchesterklanges


Mit den beiden Werken von Puccini und Martinu stellte das SOV seine orchestrale Strahlkraft unter Beweis. Dramatisch und sentimental zugleich erklang einleitend Puccinis „Capriccio Sinfonico“.

Vielfältige Klangfarbenspiele sowie Themen, die durch die Aufsplittung in die Stimmregister vielschichtig angelegt waren, zogen die Aufmerksamkeit in der Interpretation der Symphonie Nr. 4 von Bohuslav Martinu auf sich. Die rhythmischen Verschiebungen spielten die Orchestermusiker mit besonderem Drive. Im Gegensatz dazu schufen die stehenden Klänge eine besondere Erwartungshaltung. Zwischen diesen Polen von Spannung und Entspannung entfaltete Gérard Korsten ein wirkungsvolles Klanggemälde, das seine Wirkung auch im Rahmen der gelungenen Festspielmatinee nicht verfehlte.