Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Silvia Thurner · 04. Okt 2016 · Musik

Ein Komponist, der Gegebenheiten hinterfragt – Michael Floredo erhielt den Kompositionspreis des Landes Vorarlberg 2016

Im Rahmen eines stimmungsvollen Festes erhielt der Altacher Komponist Michael Floredo den mit 7.000 Euro dotierten „Kompositionspreis des Landes Vorarlberg 2016“. Sympathisch führte Christian Bernhard durch die unkonventionelle Feierstunde. Gerold Amann hielt eine von Freundschaft geprägte, humorvolle und informative Laudatio für seinen ehemaligen Schüler. Mit ihrer Darbietung von Michael Floredos Klavierstück „Orpheus“ setzte die Pianistin Akiko Shiochi dem Abend die Krone auf.

Alle zwei Jahre wird der Kompositionspreis des Landes verliehen. Dieses Mal trat eine erweiterte Kunstkommission zusammen, um einen würdigen Preisträger zu ernennen. Es war eine gute Wahl. Sehr viele in der musikalischen Szene Vorarlbergs tätige Persönlichkeiten reagierten positiv. Es war an der Zeit, das künstlerische Schaffen von Michael Floredo – im nächsten Jahr feiert er seinen 50. Geburtstag - auf diese Art Wert zu würdigen.

Seit frühester Kindheit komponiert Michael Floredo. Er geht konsequent und unbeeindruckt von Moden seinen eigenen Weg. Auch Gerold Amann betonte in seiner Laudatio, dass sämtliche seiner Werke in seinem Inneren begründet liegen. Alle Kompositionen weisen individuelle Qualitäten auf, die einen „Personalstil“ ergeben. Michael Floredo wird geleitet von philosophischen und auch zeitkritischen Gedanken. Seine Musik wird mit einer tiefen Religiösität verankert. Floredos Wissen über die Proportionenlehre des Pythagoras sowie Schriften von Platon und Aristoteles bestimmen überdies das kompositorische Ausgangsmaterial für die kraftvollen Kompositionen.

Auch groß angelegte Kompositionen finden sich im Ouevre von Michael Floredo, bereits vier Symphonien hat er komponiert. Besondere Aufmerksamkeit lenkte seine Dritte auf sich, in der drei Organisten an einem Pult zusammen wirken. Eine enge Beziehung hat Michael Foredo zum oberösterreichischen Stift St. Florian. Bereits zahlreiche Kompositionen sind im Auftrag der dort verankerten „Internationalen Brucknertage“ entstanden. Erst im vergangenen August wurde das Werk „Kreuzwegstationen“ für Sopran, Orgel und Schlagwerk“ bei den „Brucknertagen“ mit großem Erfolg uraufgeführt, weitere Aufträge folgten. Auch die vierte Symphonie wird im Stift St. Florian zur Uraufführung gelangen.

Michael Floredo ist in der glücklichen Lage, die nächsten drei Jahre mit Kompositionsaufträgen beschäftigt zu sein. Bereits Anfang November steht die Uraufführung seines neuesten Werkes „Pastorale“ – ein Auftragswerk des Symphonieorchesters Vorarlberg - beim Festival „Texte und Töne“ im ORF Funkhaus auf dem Programm. Dort wird auch eine neue CD des „ensemble plus“ mit den beiden Werken „Padre nuestro“ sowie „Für 13“ von Michael Floredo präsentiert.

Die Verleihung des Kompositionspreises rückt die Komponisten des Landes für kurze Zeit ins Rampenlicht. Dies auch als Anlass zu nehmen, um vermehrt Musik unserer Zeitgenossen aufzuführen, die gerne von mut- und ideenlosen Kuratoren beiseite geschoben werden, wäre notwendig. Eine passende Gelegenheit könnte sich mit einer "Vorarlberger Erstaufführung" der vierten Symphonie des Kompositionspreisträgers bieten.

Konzerttipp

Samstag, 5. November 2016, „Texte und Töne 2016“ ORF Funkhaus, 20 Uhr
Symphonieorchester Vorarlberg unter der Leitung von Scott Voyles
Werke von H. Schmidinger, A. Karastoyanova-Hermentin und M. Floredo (UA)
Ildiko Raimondi, Sopran; Alexander Janiczek, Violine