Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 16. Apr 2018 · Musik

Ein imponierendes Debüt – das Ensembles „PulsArt“ stellte sich am Vorarlberger Landeskonservatorium der Öffentlichkeit vor

Endlich ist es soweit und am Vorarlberger Landeskonsveratorium gibt es wieder ein Ensemble, das zeitgenössische Musik zum Klingen bringt. Zum Auftakt widmeten sich die Studierenden unter der Leitung von Benjamin Lack russischer Musik von Sofia Gubaidulina, Edison Denissow und Alfred Schnittke. Der Pianist und Komponist Vassiliy Lobanov komponierte speziell für das neu gegründete „PulsArt“ Ensemble die Kammersymphonie (dem XX. Jahrhundert – in memoriam), die im Festsaal des Landeskonservatoriums uraufgeführt wurde. Begeisterung löste vor allem die Spielart der Studierenden aus. Sie interpretierten die sehr unterschiedlichen Werke mit einer hervorragend ausbalancierten Klangkultur, höchst konzentriert und präzise.

Jahrelang gab es am Vorarlberger Landeskonservatorium kein Ensemble, das sich der zeitgenössischen Musik zuwendet. Erfahrungen mit musikalischen Ausdrucksformen unserer Zeit wurden den Studierenden am Haus (fast gänzlich) vorenthalten. Ein Dozententeam erkannte nun die Dringlichkeit sich auch der Gegenwart zu öffnen und bündelte die Kräfte. Ein Glück für alle Beteiligten sind die Professionalität und Leidenschaft des Orchesterleiters Benjamin Lack. Er führte bei der Matinee das 18-köpfige Kammerorchester mit Raphael Höll, Anna Zimmermann (Violine), Ladina Zogg (Viola), Diego Lesmes, Cassandra Hufsteiner (Violoncello), Darius Grimmel (Kontrabass), Natalia Garcia Moreno (Flöte), Eva Maria Morillo Munoz (Oboe), Katrin Hegele, Samuel Eder (Klarinette), Anja Niederwolfsgruber (Fagott), Isabella Matt (Horn), Felix Huber (Trompete), Matthias Seewald (Posaune), Bertram Brugger, Martin Kolfhaus, Rochus Burtscher (Schlagwerk) und Emil Hetz (Klavier) sehr klar und verströmte große Sicherheit. So erklangen alle Werkdeutungen klanglich hervorragend austariert und detailreich ausgestaltet.

Ein Engagement beim Internatonalen Bodenseefestival, das dieses Jahr die russische Musik in den Mittelpunkt rückt, legte die dargebotene Werkauswahl nahe.

Prägnante Werkdeutungen

Am meisten Eindruck hinterließ die Darbietung von Sofia Gubaidulinas Komposition „Concordanza“ (1971). Die Wechselbeziehungen zwischen unterschiedlichen Spannungsverläufen lotete das Ensemble hervorragend aus. So kristallisierten sich der Ausgleich von Konsonanzen innerhalb dissonanter Klangfelder und die damit verbundene emotionale Kraft hervorragend heraus.
Im Werk „Epitaph“ (1983) von Edison Denissov konzentrierten sich die Ensemblemusikerinnen und –musiker auf die horizontalen Linien und die vielfältigen klanglichen Nuancen innerhalb vielgestaltiger Verdichtungsprozesse und stellten damit eine eindrückliche musikalisches Deutung in den Raum.

Musik und Malerei

Der aus Russland stammende und in Deutschland lebende Pianist und Komponist Vassiliy Lobanov komponierte für das Ensemble „PulsArt“ eine Kammersymphonie. Zu den Proben reiste er an und arbeitete mit den Ensemblemitgliedern und Benjamin Lack zusammen. In Analogie zu Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ schuf er musikalische „Tableaus“, die nach bildenden Künstlern des 20. Jahrhunderts benannt wurden und Assoziationen zwischen Musik und Malerei freisetzten.

Kennzeichnend für die Musik von Vassiliy Lobanov ist einesteils seine theosophische Weltsicht und Kunstauffassung und andernteils die postmoderne musikalische Herangehensweise. Das Werk begann spannend mit „Malevich“, wo die Einstimmung der Streicher und Bläser auf Referenzen gut nachvollziehbare Analogien zum berühmten „schwarzen Quadrat“ nahelegten. Auch der dritte Teil „Miró“ evozierte mit feingliedrigen Tonkonglomeraten Verbindungen zwischen Musik und Malerei aus. Die Expressivität des Jackson Pollock brachte eine vom Klavier ausgehende, markante Floskel zum Ausdruck. Manchen griffig gestalteten Abschnitten standen auch zahlreiche Teile gegenüber, in denen Allusionen aus Renaissancemusiken, Schumann oder Richard Strauss zwar eingängig, aber eher unverbindlich wirkten.

Alfred Schnittkes „Polyphonischer Tango“ (1979) ist ein Musterbeispiel des postmodernen Stils, wie er ihn geprägt hat. Professionell modellierten die Ensemblemusikerinnen und –musiker aus Pizzicatomotiven den Tango heraus, der sodann mit ironischem Unterton aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet, gedreht und „verdreht“ erklang.

Tipp
Am Mittwoch, den 16. Mai gastiert das Ensemble „PulsArt“ im Rahmen des „Internationalen Bodenseefestival“ mit dem selben Programm im vorarlberg museum in Bregenz.
19 Uhr, Eintritt frei.