Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 01. Jän 2014 · Musik

Ein guter Einstand ins neue Jahr und zugleich ein denkwürdiger Abschied - Guntram Simma stand zum letzten Mal am Pult seines Jugendsinfonieorchesters Dornbirn

Mit dem diesjährigen Neujahrskonzert ging in Dornbirn eine Ära zu Ende. Zum letzten Mal dirigierte Guntram Simma das Neujahrskonzert und das Jugendsinfonieorchester Dornbirn. Mit einem musikalisch ansprechenden und herausfordernden Programm bot das groß besetzte Orchester beste Unterhaltung. Die mitreißende Spielfreude und die bewundernswerte Konzentration der Orchestermitglieder bewirkten ein rundum gelungenes Ganzes. Darüber hinaus wurde das Konzerterlebnis von den Solistinnen Vanessa Gasser (Flöte) und Hannah Amann (Violoncello) bereichert.

Guntram Simma hat ein außergewöhnliches Gespür für die Literatur, die er seinen jugendlichen MusikerInnen vorlegt. Das ist – nein war – unter anderem ein Markenzeichen und das Erfolgsrezept von Guntram Simmas Orchesterarbeit. Auch beim diesjährigen Neujahrskonzert stellte er eine ausgesuchte Werkfolge zusammen, die einesteils viel musikalische Abwechslung bot und andernteils für die jugendlichen Orchestermitglieder gut nachvollziehbar war. So gelang die musikalische Darstellung über das Geschehen „In der heiligen Halle des Bergkönigs“ aus „Peer Gynt“ von Edvard Grieg als plastisches Klanggemälde. Spannend ließen die OrchestermusikerInnen die Trolle tanzen, allmählich und wirkungsvoll wanderten die Tonregister nach oben und wurde das Tempo gesteigert.

Hervorragende Klangkultur

In Griegs Symphonischem Tanz Nr. 1 griffen die einzelnen Soli schön ineinander und besonders in diesem Werk kam die ausgewogene Klangkultur des Jugendsinfonieorchesters schön zur Geltung. Mit monumentaler Strahlkraft, unterstützt von einem kräftigen Blechbläserregister, wurde die Musik zum Höhepunkt geführt. So musste das Publikum im vollbesetzten Dornbirner Kulturhaus im Hinblick auf einen in sich abgerundeten Streicher- und Gesamtklang keine Abstriche machen.

Auch die Werkdeutungen von Jean Sibelius beinhalteten zahlreiche klangschwelgerische Passagen. Etwas zurückhaltend erklang zuerst das „Frühlingslied“. Doch die harmonischen Linien wurden transparent nachgezeichnet und die allmähliche Steigerung des Klangflusses belebte die Musik in einem schönen Bogen, versehen mit einem hervorragenden Bassfundament der tiefen Register.

Walzer im Vergleich

Einen voluminösen Walzer von Jean Sibelius stellten die OrchestermusikerInnen mit dem „Valse Chevaleresque“ in den Raum. Der wiegende Rhythmus weckte die Freude am Vergleichen mit dem typischen Wiener Walzer. Der kleine, aber feine Unterschied kam mit Carl Michael Ziehrers  „Weana Madl’n“ gut zur Geltung, wo der leicht verzögerte zweite Schlag sehr elegant zelebriert wurde. Die Liebe zum Detail war in vielen Passagen und in jeder einzelnen Werkdeutung zu erleben. So blieb unter anderem das trillerartige Einleitungsmotiv zur Ouvertüre „Pique Dame“ von Franz von Suppé in Erinnerung, um nur ein Beispiel zu nennen.

Bewundernswerte Solistinnen

Eine besondere Atmosphäre entsteht immer dann im Konzertsaal, wenn SolistInnen ihr Bestes geben. Diesmal interpretierte die Flötistin Vanessa Gasser zusammen mit einem Teil des Jugendsinfonieorchesters das Rondo aus Mozarts Flötenkonzert (KV 313). Die Solistin begeisterte vor allem mit ihren durchdachten Artikulationsmustern, den schön gesetzten Vorhaltwirkungen und den gelenkigen Verzierungen. So nahm der musikalische Fluss einen echt Mozartschen musikalischen Sprachcharakter an. Das Orchester unterstützte die Solistin gut und gewährte ihr viel Gestaltungsfreiraum.

Hannah Amann zog mit dem Scherzo für Violoncello und Orchester von Daniel van Goens das Publikum in ihren Bann. Sie gestaltete die gespaltenen Linien souverän und mit einer bewundernswert sicheren Intonation, lyrisch entfaltete sie die melodischen Linien im langsamen Mittelteil.

Eine offene Frage

Am Ende galt es Abschied zu nehmen von Guntram Simma als Initiator, künstlerischer Leiter, Mentor und Dirigenten des „Jugendsinfonieorchesters Dornbirn“. Während der vergangenen 33 Jahre hat er das musikalische Leben in Dornbirn und weit über die Landesgrenzen hinaus geprägt und bereichert. Unzählige MusikerInnen gingen durch seine „Schule“ und sein Orchester. Jedenfalls waren die Jahre des Mitwirkens im Jugendsinfonieorchester Dornbirn für sehr viele eine bedeutende und inspirierende Zeit. Allein wie viele Liebespaare aus den Reihen des Jugendsinfonieorchesters hervorgegangen sind, ist nicht mehr eruierbar.

Unter der Leitung von Guntram Simma war das Jugendsinfonieorchester Dornbirn weit mehr als ein „gewöhnliches“ Musikschulorchester. Erfolgreiche Auftritte im Rahmen der Jeunesse, Konzerttourneen nach Wien und ins Ausland belegen den ausgezeichneten Ruf der „Simmaphoniker“, um auch diesen Kosenamen noch zu erwähnen. Als besonders förderungswürdiger Kulturträger der Stadt Dornbirn und auch des Landes Vorarlberg stufen die KulturpolitikerInnen das Jugendorchester Dornbirn offenbar nicht ein. Schade, denn so hätte das „winning team“ auf diesem Niveau noch weiter wirken können.

Ein Marsch als Abschiedsgeschenk

Zum Abschied haben Ivan Karpati und Murat Üstün für Guntram Simma komponiert. Uraufgeführt wurde der originelle Marsch „DO GSI“ unter der Leitung von Ivo Warenitsch. Als Direktor der Musikschule Dornbirn wird er das Jugendsinfonieorchester Dornbirn in Zukunft leiten.