Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 09. Dez 2017 · Musik

Ein Feiertag mit einem erfrischenden Musikerlebnis – Dominik Neunteufel, Johannes Schwendinger und der Orchesterverein Götzis gestalteten ein ansprechendes Konzert

Für das traditionelle Konzert des Orchestervereins Götzis hat der künstlerische Leiter Markus Ellensohn ein erlesenes Programm zusammengestellt. So wurde den engagierten Musikerinnen und Musikern vor allem mit der Ouvertüre, op.3/1 von Johann Christian Bach die Gelegenheit geboten, ihre niveauvolle Musizierlust zu präsentieren. Darüber hinaus bereicherten der Kontrabassist Dominik Neunteufel und der Bassist Johannes Schwendinger den Abend mit selten zu hörenden Werken von Johann Baptist Vanhal und W.A. Mozart.

Markus Ellensohn leitete den Orchesterverein Götzis von der Position des Konzertmeisters aus. Es wirkten Profis und Laien sowie junge und ältere Musikerinnen und Musiker kreativ und mit großem Gestaltungswillen zusammen. So kamen die Qualitäten des Orchesters unter anderem in einem ausgewogenen Orchesterklang, in gut gesetzten dynamischen Schattierungen sowie anregend gestalteten Phrasierungsbögen zur Geltung.

Johann Christian Bachs Ouvertüre D-Dur, op. 3, Nr. 1 bot beste Voraussetzungen, um die inspirierende musikalische Stunde einzuleiten. Johann Christian ist der jüngste Sohn von Johann Sebastian Bach. Mit seiner galanten Musik gilt er als Wegbereiter der Wiener Klassik und war auch W.A. Mozart ein bedeutendes Vorbild. In einem eher gemäßigten Tempo, jedoch energiegeladen stellten die Musikerinnen und Musiker das aufstrebende Hauptthema in den Raum. Mit markanten Artikulationen und auffallenden Forte-Pianokontrasten sowie einem guten Fundament der tiefen Register breitete sich der voluminöse Orchesterklang in der guten Akustik der Alten Kirche Götzis aus. Die Rhetorik des langsamen Mittelsatzes gestalteten die Musiker so konzentriert, dass der ‚große’ melodische Atem fast in den Hintergrund rückte. Gut kontrastiert zwischen den huschenden hohen Streicherfiguren und den stützenden Gesten der tiefen Lagen und mit einer dynamischen Steigerung interpretierten die Musiker das Finale. Dass dabei einzelne Passagen etwas „drifteten“ tat dem positiven Gesamteindruck keinen Abbruch.

Bass und Kontrabass im Dialog

Dominik Neunteufel war der Solist des Konzertes für Kontrabass und Orchester von Johann Baptist Vanhal, einem Zeitgenossen und Kammermusikpartner unter anderem von Haydn und Mozart. Im Konzertrepertoire findet sich das wirkungsvolle Kontrabasskonzert eher selten. Allerdings ist es bei Kontrabassisten sehr beliebt, weil es alle Vorzüge einer Konzertkomposition aufweist. Diese machen es dem Solisten möglich, sowohl seine Musikalität als auch das spieltechnische Können unter Beweis zu stellen. Genau diese Qualitäten zeichnete auch die Werkdeutung aus. Gelenkig lotete Dominik Neunteufel den Tonraum aus und kristallisierte kunstvoll die vielgestaltigen Klangfarben seines Instruments heraus. Emotional modelliert erklang das Lamento im langsamen Mittelteil. Besonders in der Solokadenz unterstrich Dominik Neunteufel den leidenschaftlichen Charakter, indem er jedem einzelnen Ton die nötige Zeit zu seiner Entfaltung gab. Virtuos wirkten die gespaltenen Linienführungen im Finale, auch rhythmische Verschiebungen lenkten die Aufmerksamkeit auf sich und boten reizvolle Akzente. Die Orchestermusiker stellten sich ganz in den Dienst des Solisten und waren ihm ein aufmerksamer Spielpartner.

Den tiefen Stimmen gab der Orchesterverein Götzis bei seinem Konzert viel Raum, denn anschließend interpretierte der Bassist Johannes Schwendiger zwei Konzertarien von W.A. Mozart. Das Rezitativ mit der nachfolgenden Arie „Alcandro, Io confesso“ erklang dramatisch ausgestaltet, jedoch mit einem etwas unruhigen Duktus. Johannes Schwendinger beeindruckte mit seinem großen Stimmumfang, warmer Höhe und sonorer Tiefe. Schön ließ er in den lyrischen Passagen dem melodischen Fluss seinen Lauf.

In einen spannenden musikalischen Austausch traten Johannes Schwendinger und Dominik Neunteufel und das Orchester in Mozarts Konzertarie „Per questa bella mano“. Dabei kosteten der Bassist und der Kontrabassist ihre Rollen nicht nur kunstvoll, sondern auch humorvoll aus.

Mit herzlichem Applaus dankte das Publikum in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche für die inhaltsreichen und anregenden Werkdeutungen.