Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 23. Mär 2015 · Musik

Die Zuhörenden in Staunen versetzt – Die „Cantori Silvae“ brachten die „Meditationen von San Giulio“ unter der Leitung des Komponisten Thomas Thurnher zur Uraufführung

Vor einigen Monaten hat der Komponist Thomas Thurnher die Leitung der Bregenzerwälder Chorgemeinschaft „Cantori Silvae“ übernommen. Was möglich ist, wenn die Chemie stimmt und sich alle Beteiligten mit positiver Einstellung an eine große Herausforderung wagen, war beim traditionellen Passionskonzert in der Propstei eindrucksvoll zu erleben. Unterstützt wurden die Sängerinnen und Sänger von Christian Lebar am Cembalo und Gabi Fercher an der Violine. Teil des Konzertes war auch die Rezitatorin Gudrun Erath, die sich mit ihrer schönen Stimme sehr gut in das musikalische Ganze einfügte.

Mit dem gregorianischen Choral „Ecce lignum cruzis“ leitete der Chor das besinnliche Vorabendkonzert ein. In doppelchöriger Aufstellung - vorne die Frauen, hinten die Männer - nahmen die Sängerinnen und Sänger das Publikum in die Mitte und ließen von Anfang an durch die sichere Tongebung aufhorchen. Mit Bedacht auf einen gut ausbalancierten Chorklang und dynamische Schattierungen gestalteten die „Cantori Silvae“ die Gesänge „O bone Jesu“ von M.A. Ingegnieri sowie „O crux ave“ von Rihards Dubra. Als weitere Einstimmung interpretierten Gabi Fercher und Christian Lebar klangsinnlich die Sonate VII in a-Moll von Jean-Marie Leclair l’aine.

Nachdem die Stimmen gut aufeinander eingestimmt und die Energien gebündelt waren, wendeten die „Cantori Silvae“ ihre ganze Aufmerksamkeit den „Meditationen von San Guilio“ für Chor, Cembalo, Solovioline und Sprecherin zu. Thomas Thurnher war bei einem Rundgang auf der Insel San Giulio zu dieser Komposition inspiriert worden. Gedanken zur Stille und Sinnsprüche bilden den Rahmen und die Textgrundlage der dreiteilig angelegten Komposition, die in klar nachvollziehbare musikalische Bilder gefasst ist.

Starke Inspirationsquelle und kluge Werkanlage


Eine gute musikalische Ergänzung zu den Chorpassagen boten die beiden virtuos gesetzten Instrumentalstimmen, die Christian Lebar und Gabi Fercher mit Leben füllten. Zugleich war der Instrumentalpart dem Chor im Hinblick auf die Intonationssicherheit eine wertvolle Stütze. Mit vielfältigen stilistischen Mitteln deutete Thomas Thurnher den Text. Von Passagen im Rezitationston über impressionistische Stimmungsbilder und reibende Klänge, schlichte Stimmführungen und kreisende Bewegungsmuster bis hin zu Tonsymbolen reichten die musikalischen Muster. Auch rhythmisch wurden die Texte durchdacht ausgedeutet, indem beispielsweise die Sprachmelodien der unterschiedlichen Sprachen als Grundlage verwendet oder einzelnen Sinnsprüchen charakterisierende Rhythmen zugrunde gelegt wurden.

Bedachtsame Unterstreichungen


Die dreiteilig angelegte Komposition entfaltete sich entlang gut nachvollziehbarer musikalischer Entwicklungslinien. Dabei war die Tonsprache von Thomas Thurnher nie überfordernd. Besondere Aufmerksamkeit zog der dritte Abschnitt auf sich, in dem Thomas Thurnher mit dissonanten Reibungen bezeichnende Textpassagen markierte und schließlich zu einem versöhnlichen Ende führte.

Konzentriert folgten die Chormitglieder der deutlichen Diktion des Chorleiters und Komponisten. Für die neun Frauen- und sieben Männerstimmen stellten die „Meditationen“ eine enorme Herausforderung dar, die sie bewundernswert meisterten und facettenreich ausgestalteten. Lediglich im a cappella vorgetragenen Mittelteil zeigten sich die Grenzen der Chorgemeinschaft. Gudrun Erath las die Texte mit einem feinen Gespür für die musikalischen Linien und gliederte sich mit ihrem Timbre perfekt in den Chorklang ein.

Das diesjährige Passionskonzert der „Cantori Silvae“ war ein herausragendes Konzertereignis. Der engagierte Chor wagte sich an ein besonderes Projekt und zeigte zusammen mit seinem Chorleiter Thomas Thurnher ein starkes Profil.

 

Tipp
Wiederholung des Passionskonzertes in der Pfarrkirche Schwarzenberg.
Sonntag, 29.3.2015, 17 Uhr