Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Peter Ionian · 16. Jul 2015 · Musik

Denn Sprache ist in dieser Welt die Waffe der Weisen – Käptn Peng und die Tentakel von Delphi beim poolbar//festival

Käptn Peng und die Tentakel von Delphi lassen mit ihrem verdrehten Namen bereits erahnen, worum es hier geht: Worte. Und derer jede Menge. Mal als Gedicht, mal als Freestyle, aber die meiste Zeit in Form von überraschenden Songs mit deutschem Sprechgesang, die wie Geschichten daherkommen. Aber es sind nicht nur viele Worte, die Robert aka „Käptn Peng“ Gwisdek schier unerschöpflich aus sich heraus sprudeln lässt, sondern auch anregende. Der Rap von Käptn Peng entspringt einem unruhigen, offenen Geist, der sich jede Menge großer und kleinerer Fragen stellt. Hier wird nicht geprahlt und nicht gedisst. Dazu kommen die Tentakel von Delphi, eine Band voller Funk und Eigenarten. Alles zusammen hat am Mittwoch, 15. Juli die Halle des poolbar//festivals 2015 zum Zuhören und Ausarten gebracht.

Was machen denn die?


Die Wortkreation Käptn Peng und die Tentakel von Delphi macht neugierig. Und sie ist auch schwer wieder zu vergessen. Vor allem weil hinter dem Namen ein überraschendes Paket voller Texte und Groove steckt. In dieser Formation, also mit Band, haben sie vor zwei Jahren ihr Debüt-Album veröffentlicht. Davor gab es noch eine Scheibe von Käptn Peng und seinem Bruder Johannes aka „Shaban“. Sie zähmten gemeinsam die Hydra mit durchdachtem Sprechgesang. Doch erst ergänzt durch ihre drei Freunde Moritz, Peter und Boris sind sie fünf und erklärten das Publikum in Feldkirch kurzerhand zum sechsten Tentakel. Gespielt wird auch instrumental experimentell. Statt einem klassischen Drumset geht Shaban ein wenig trommeln. Den Rhythmus klopfen sie teilweise auf gewöhnliche Haushaltsgegenstände wie Koffer und Kuchenformen. Die Gitarren bringen Alternative Rock mit Funk in Fusion. Selbst der Kontrabass hat Hirn. Wie sie klingen ist was Frisches für die Ohren, nur dass sie auch noch was zu sagen haben. Und weghören ist kaum möglich, bei dem Bombardement von Worten.

Der Anfang ist nah


Aus Holz stehen die Meta & Fose-Parallelwelten des poolbar//festivals vor dem Alten Hallenbad herum. Im Brutkasten flimmerten die 12 Sekunden-Clips der Kürzestfilm Festspiele des Landjäger Magazins über den Bildschirm. Die Rakete war startklar und um 21 Uhr eröffneten Waelder den Abend in der Halle. Mit dem Bregenzerwald haben sie nichts zu tun. Dieses ursprünglich Grazer, aber inzwischen Wiener/Berliner Duo begleitet Käptn Peng und die Tentakel von Dephi auf den beiden Solo-Shows in Österreich und sie sind der aktuelle Labelzuwachs bei Kreismusik, dem eigenen Label rund um Käptn Peng. Die beiden drehen Regler, singen mit hohen Stimmen und wackeln zu Beats und Flächen. Landschaften bauen sie, weniger Songs. Kontrastprogramm zu dem was folgen sollte, vielleicht gerade deshalb ein guter Opener dafür. Inzwischen füllte sich die Halle.

Eine runde Sache


Käptn Peng und die Tentakel von Delphi beschreiben sich als Kollektiv zur vertieften Erforschung der sieben Wortmeere. Sie betraten die Bühne mit Masken vor dem Gesicht. Alle Aufmerksamkeit war bei ihnen. Und sofort ging es los und sehr bald wurde auch Gesicht gezeigt. In ihren Texten jagten sie Geister, ritten Monster und zähmten Drachen. Sie fragten: Wer bist ich? Sie kamen, um zu kündigen. Sie erkannten, dass es ist, was es ist. Die Musik trieb diese Gedankenflut von hinten, von unten und von der Seite mächtig an. Wie schon in ihren Songs hießen sie zum einen Käptn Peng und zum anderen das Publikum herzlich willkommen. Sympathisch waren sie. Wirklich sehr freundlich. Lamentiert wurde eigentlich nur darüber: Es war warm. Und davon jede Menge. Das Wasser wurde verschenkt, teilweise mit geopferten Alphabeten darin. Das Publikum wurde angeschrien und durfte zurückschreien. Es fetzte, einfach mal Fuchs zu sein. Und es wurde ein Kreis gebildet.

Noch mehr warm


Das Setup der Band variierte, man decodierte und dechiffrierte sich, um sich wieder neu zu finden. Mal waren Shaban und Käptn Peng allein auf der Bühne, mal kam ein E-Bass zum Einsatz. Zwischendurch gab es Gedichte, Schauspiel und es war auch genügend Zeit für aus dem Boden gestampften Freestyle in der Gunst der Stunde. Immerhin darf sonst im Sommer ja nur eine Stunde gespielt werden (auf den Festivals), aber hier durften sie länger. Auch die ruhigeren Songs mussten unumgänglich mitgewippt werden und zum Schluss wurde die Temperatur sogar noch gesteigert. Die Halle hüpfte. Eine Zugabe war da nicht genug, also gab's noch eine zweite drauf. Eine sehr runde Sache, die Käptn Peng und die Tentakel von Delphi ins Rollen brachten. Eine Joker-Trumpf-Karte, die bestochen hat.

poolbar//festival bis 15. August


Im Alten Hallenbad geht das poolbar//festival noch einen ganzen Monat lang. Heute spielen vor ausverkauftem Haus Wanda, am Freitag dann Elektro Guzzi und am Samstag James Hersey. Nächste Woche geht es weiter mit Darwin Deez, Aloe Blacc, William Fitzsimmons, Olympique und Dillon. Das ganze Programm, Infos und Fotos gibt’s auf www.poolbar.at