Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 06. Mär 2017 · Musik

Die Strahlkraft des Blechbläserklanges – die Brassband Vorarlberg unter der Leitung von Benjamin Markl bot eine niveauvolle Unterhaltung

Unter dem Motto „Lichtleuchten“ stellte die Brassband Vorarlberg ihr drittes Konzertprojekt in der Kulturbühne AmBach vor. Drei Blechbläserinnen, zweiundzwanzig Blechbläser und drei Schlagwerker sowie Benjamin Markl am Dirigentenpult zogen die Zuhörenden mit einer vielgestaltigen Werkauswahl in ihren Bann. Der reine Blechbläserklang und die plastisch-bildhaften Kompositionen ließen die romantischen Kantilenen fließen und verliehen den markig rhythmischen Passagen eine mitreißende Kraft. Im Mittelpunkt stand der Solist Markus Mikusch, der mit seiner virtuosen Deutung des Werkes „Euphony“ von Robert Redhead sein klangvolles Euphonium gut in Szene setzte. Vor allem in der zweiten Konzerthälfte sprang der Funke der Begeisterung ins Auditorium über, denn die mit viel Emotion dargebotene Filmmusik sprach die Zuhörenden unmittelbar an.

Der Leitgedanke „Lichtleuchten“ war gut gewählt und bereicherte die Werkauswahl in mehrerlei Hinsicht. Einerseits wies die Wortschöpfung auf den leuchtenden Klang der spezifischen Besetzung einer Brassband hin, andererseits war der Begriff auch Sinnbild für das Licht im spirituellen Sinn.

Spannungsgeladen


Mit „Prismatic Light“ von Alan Fernie eröffnete die Brassband den kurzweiligen Konzertabend. Zuerst wirkte der Gesamtklang etwas grell und wenig in sich ausgeglichen. Spätestens mit dem effektvollen Schluss des Werkes stellte sich aber der für eine Brassband so spezifische, voluminöse und zugleich warme Blechbläserklang ein. Das Licht im spirituellen Sinn zeichneten die Blechbläser in der aussagekräftigen Komposition „Resurgam“ von Eric Ball nach. Besonders in diesem Werk illustrierten die Musikerinnen und Musiker ihre Liebe zu großen melodischen Bögen. Die Gegenpole zwischen treibenden Rhythmen und sich auftürmenden Klangballungen wurden dramatisch modelliert. Spannungsgeladen verlieh die Brassband den Generalpausen viel Raum, um anschließend klangschwelgerisch und mit einer bemerkenswerten Pianokultur den Kreis zu schließen.

Markus Mikusch verlieh dem diesjährigen Konzert der Brassband eine besondere Note. Er stellte den wunderbar samtenen Klang des Euphoniums mit seiner Deutung des Werkes „Euphony“ von Robert Redhead ins Rampenlicht und versetzte mit seinen schnellen Fingern und seiner gelenkigen Spielart bis in höchste Lagen die Zuhörenden in Staunen. Im langsamen Mittelteil trug die Band den Solisten in fein entfalteten Phrasierungsbögen. Halsbrecherische Akkordzerlegungen und schön eingesetzte perkussionistische Akzente verliehen dem Finale ein besonderes Flair.

Farbenreich


Das Werk „Tallis Variations“ von Philip Sparke ließ aufhorchen. Die Instrumentierung mit Pauken, Drumset und Stabspielen in Verbindung mit zahlreichen abgedämpften Abschnitten, ergab abwechslungsreiche Klangfarbenspiele. Besonders in Erinnerung blieb jene Passage, in der die Cornets mit Dämpfer den Nachhall der tiefen Register imaginierten. Nach einer gut dimensionierten hymnischen Steigerung endete das mitteilsame Werk in einem schön ausbalancierten Pianoklang.

Die Kompositionen aus dem Genre der Filmmusik „Pastime with good Company“ von Randy Edelman, „The Forrest Battle“ von John Williams und „Selection from Robin Hood“ von Michael Kamen führten die Zuhörerinnen und Zuhörer in illustrative musikalische Bilderwelten, plastisch und gut nachvollziehbar ausgeformt von der Brassband Vorarlberg.

Eine Erfolgsgeschichte


Die vergangenen beiden Projekte hatte der Initiator der Brassband Vorarlberg, Jan Ströhle, geleitet. Nun wollte er den spezifischen Klang der Brassband hautnah erleben und wechselte als Posaunist die Seiten. Am Pult stand dieses Mal Benjamin Markl. Er leitete die Musiker mit klaren Gesten und viel Gefühl für dynamische Kontraste sowie wirkungsvollen Steigerungen, ausgefeilt wirkten auch die Piano Passagen. Sympathisch, gut informiert und mit Charme führte Isabella Pincsek durch den stimmungsvollen Konzertabend.

Einige herausragende Musiker, die bei den vergangenen beiden Konzerten mitgewirkt hatten, fehlten in den Reihen der Brassband Vorarlberg. Doch auch in dieser Besetzung lenkten zahlreiche feinsinnig zelebrierte Soli die Aufmerksamkeit auf sich und die Qualität der Darbietungen überzeugte. Auffallend und erfreulich ist, dass die Brassband Vorarlberg viele junge Musikbegeisterte anzusprechen vermag.