Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 07. Jun 2015 · Musik

Die Orgel im Konzertsaal – Der Orchesterverein Götzis ließ bei seiner diesjährigen Orchestermatinee aufhorchen

Mit einem ausgesuchten Programm profilierte sich der „Orchesterverein Götzis“ bei seiner traditionellen Matinee in der Kulturbühne AmBach. Im Zentrum stand das berühmte Konzert in g-Moll, op. 34 für Orgel, Streicher und Pauke von Francis Poulenc. Der Solist Jürgen Natter hatte seine digitale Orgel im Konzertsaal postiert und machte es möglich, dieses außergewöhnliche Werk zu hören. Eine Orchestersuite von Wilhelm Friedemann Bach sowie die „Chitra-Suite“ op. 43 des schwedischen Komponisten Wilhelm Stenhammar bildeten den Rahmen der Matinee. Unter der Leitung von Benjamin Lack spielte der Orchesterverein Götzis gut disponiert.

In Vorarlberg gibt es keinen Konzertsaal, der über eine Orgel verfügt. Deshalb ist das Orgelkonzert von Poulenc hierzulande nicht bekannt. Jürgen Natter interpretierte das originelle und spannungsgeladene Werk auf seiner digitalen Orgel und stellte zusammen mit Alfred Achberger an den Pauken und dem Orchesterverein Götzis unter der Leitung von Benjamin Lack eine kantige und spannungsgeladene Werkdeutung in den Raum. Vom kräftigen Eröffnungsakkord an war klar, dass Poulenc sein Orgelkonzert als Hommage an Johann Sebastian Bach komponiert hatte. Zahlreiche Anspielungen und Allusionen erinnerten an das große Vorbild. Daneben erklangen originelle musikalische Einfälle, von lyrischen Kantilenen über tänzerisch romantische Klangfelder bis hin zu mitteilsamen Dialogen zwischen Orgel und Orchester. Prägnant und wirkungsvoll mischten dabei die Pauken mit. Immer wieder aufhorchen ließ die vielgestaltige Registrierung der Orgel. In schillernden Klangfarben entwickelten dabei die Charaktere der Themengestalten, vom Solisten kraftvoll artikuliert, ein Eigenleben. Zugleich fügte sich die Orgel hervorragend in den Gesamtklang des Orchesters ein.

Barocker Sturm und Drang


Ob Johann Sebastian Bach oder sein Sohn Wilhelm Friedemann Bach die Orchestersuite in g-Moll (BWV 1070 bzw. F 24) komponiert hat, ist nicht völlig geklärt. Jedenfalls präsentierte der Orchesterverein Götzis die abwechslungsreiche Komposition in einer konzentrierten Interpretation. Mit etwas breit angelegten Linien wurden im Eröffnungssatz die Seufzermotive betont. Danach modellierten die Musiker in schönen Wechselspielen zwischen den hohen und tiefen Streicherregistern über einem markanten Bassfundament schöne imitatorische Muster. Die Spielfiguren und gegenläufigen Bewegungsverläufe im Torneo stellten den musikalischen Wettstreit hervorragend dar. Markanter artikuliert hätte das Menuetto erklingen können, doch das Trio kam federleicht und in unterschiedlichen Klangfärbungen zur Geltung. Gut strukturiert stellte das Orchester den kontrapunktischen Finalsatz in den Raum.

Musikalische Erzählung


Der schwedische Komponist Wilhelm Stenhammar ist hierzulande unbekannt. Seine verhaltene „Chitra-Suite“ op. 43 war eine Bereicherung innerhalb des exklusiven Konzertprogramms. Die musikalische Erzählung im spätromantisch-impressionistischen Stil entfaltete der Orchesterverein Götzis mit einem homogenen Gesamtklang, der die modale Harmonik unterstrich. Nuancierte Klangfarben und feinsinnige Soli der Viola, der 2. Violine und des Konzertmeisters regten die Fantasie der Zuhörenden an.

Ein individuelles Profil


Die Konzertbesucher dankten im fast voll besetzten Saal in der Kulturbühne AmBach mit herzlichem Applaus für die ambitionierte Spielart und das erlesene Konzertprogramm. Für die Werkauswahl zeichnet vor allem der Konzertmeister Markus Ellensohn verantwortlich. Der Orchesterverein Götzis hat sich genau mit selten gespielten Orchesterwerken ein eigenes Profil erarbeitet und nimmt damit in der dichten Orchesterlandschaft Vorarlbergs eine besondere Stellung ein. Dass Benjamin Lack seit einigen Jahren bei den alljährlichen Matineen am Pult steht, garantiert qualitätvolle Werkdeutungen.