Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Anita Grüneis · 11. Jun 2017 · Musik

Die 6. Werdenberger Schlossmediale ist zu Ende - Es war eine der besten aller Medialen.

Das letzte klassische Konzert versinnbildlichte noch einmal all das, was die Künstlerische Leiterin Mirella Weingarten mit dem Motto „Idylle“ aufzeigen wollte: Klassisches aus seiner Zeit herausgehoben und mit Heutigem gemischt. Das Ensemble L’Arpeggiata war mit hervorragenden Musikern international besetzt, Kompositionen und Instrumente stammten zum Teil aus dem Mittelalter, bewiesen jedoch dank ihrer Künstlerinnen und Künstler, dass sie durchaus jazzfähig sind. Das Publikum dankte mit stehenden Ovationen.

Das Ensemble L’Arpeggiata wurde von Christina Pluhar (nicht verwandt mit der Schauspielerin Erika!)  vor rund 15 Jahren gegründet. Sie hat sich nach dem Studium an der Grazer Musikhochschule gründlich mit der Szene der Alten Musik auseinandergesetzt, lernte Laute und Barockharfe spielen. Außerdem ist sie eine Verfechterin der Improvisation. Das sei Ausdruck bester Tradition, meinte sie in einem Interview. „Die Musiker des 17. Jahrhunderts konnten alle improvisieren, und wir haben, als wir mit Alter Musik begonnen haben, auch immer mit Improvisationen zu tun gehabt.“ Auch in der Formation, mit der das Ensemble an der Schlossmediale gastierte, wurde heftig improvisiert. Mit dabei waren: Der Sänger Vincenzo Capezzuto, die Tänzerin Anna Dego, Eero Palvianen an der Laute und Barockgitarre, Sergey Saprichev mit den Perkussionen, Boris Schmidt am Kontrabass, Francesco Turrisi mit dem Cembalo und Perkussionen. Christina Pluhar selbst saß an der Theorbe, einer Basslaute. Gespielt, gesungen und getanzt wurde traditionelle Musik aus dem mediterranen Raum und Musik aus dem 17. Jahrhundert.  

Ein Tenorino und die Sehnsucht nach der Idylle

Irritierend war zunächst die Stimme von Vincenzo Capezzuto, an sich ein klassischer Tänzer, den Christina Pluhar als Sänger entdeckte. Seine Stimmlage ist nicht einzuordnen, Pluhar selbst nannte sie „Tenorino“. Sie klingt wie ein Knabensopran, aber tiefer, mit einem Hauch Männlichkeit. Seine Stimme gab den jeweiligen Tarantellas und den klassischen mediterranen Liedern jenen Hauch von Sehnsucht und Verlangen, der so gut zur Idylle passt. Dazu tanzte Anna Dego wie ein Derwisch und sorgte für theatralische Momente. Erstaunlich immer wieder die einzelnen Musiker. Sie fügten sich als Ensemble perfekt in ihre Kompositionen ein, konnten aber genauso gut frei improvisieren. Dabei hörten und schauten sie sich genau zu, wussten exakt, wann sie einen Solopart übernehmen konnten. Das war bester Jazz, das groovte und elektrisierte das Publikum. Nach dem Schlussapplaus holte Christina Pluhar ihren Landsmann Michael Loibner auf die Bühne, dieser packte seine Drehleier aus und bewies in einer gemeinsamen Jam Session, dass sogar ein Instrument aus dem 10. Jahrhundert für den Jazz geeignet ist.

Neuer Rekord mit 2600 Besucherinnen und Besuchern

Nun ist sie zu Ende, die Schlossmediale zum Thema „Idylle“ und das Schloss Werdenberg darf wieder in seiner Idylle über dem See ruhen. Über 2600 Besucherinnen und Besucher waren gekommen, das ist ein neuer Rekord, wie Geschäftsführer Kurt Scheidegger stolz vermerkt. Vier Konzerte waren restlos ausverkauft, es gab mehrmals standing ovations. Auch für die Künstlerische Leiterin Mirella Weingarten ging das Konzept auf. „Die Künstler sind tief in das Thema Idylle eingetaucht, in ihrer Musik, aber auch im Herzstück der Schlossmediale, der Ausstellung, in der etwa die Figuren des Bildhauers Bruno Walpoth in den Räumen des Schlosses ein zauberhaftes Eigenleben entfalteten“.